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Sonntag, 14. September 2025

Wortschwall jener verlogenen, überflüssigen Beredsamkeit


Und schon wieder ideologische Propaganda, Belehrung und Indoktrination anstelle von sachlichem Journalismus; Meinungsdiktat statt freier Meinungsvielfalt … und schließlich „Kriegsertüchtigung“.

Täglich kommt mir Pasternaks Dr. Schiwago in den Sinn, besonders bei Polit-Magazinen und in den endlosen Diskussionsrunden ausgewiesen inkompetenter Parteifunktionäre und Lobbyisten.


Immer wieder wollte Juri Andréitsch aufstehen und gehen. Die Naivität des Kommissars war ihm peinlich. Aber nicht viel höher stand die perfide Gerissenheit des Kommandanten und seines Adjutanten, zweier spöttischer und tückischer Schleicher. Diese Dummheit und diese Schläue gaben einander nichts nach. Und das alles ergoß sich in einem Wortschwall jener verlogenen, überflüssigen Beredsamkeit, von der sich das wahre Leben so gern befreien möchte.

Wie sehr verlangte es ihn zuweilen, aus dem Dickicht der eitlen und lügenhaften Geschwätzigkeit in die erhabene Stille der Natur oder in die stumme Gefangenschaft einer langen zähen Arbeit zu flüchten! Wie sehnte er sich nach der Selbstvergessenheit eines tiefen Schlafes, nach Entrückung durch Musik, nach dem schweigenden Einverständnis in sich erfüllter Herzen und Seelen!“ *)

Das „wahre Leben“ aber, erst recht in der gegenwärtig sich neu aufspielenden Kriegstreiberei, spielt sich kaum auf den Bildschirmen und nicht auf den „Plattformen“ der Propagandamedien ab. Es gleitet zusehends ab, wieder hinab in den Kriegswahn, dessen alles Menschliche negierende Szenarien sich täglich in den Nachrichten exhibitionieren und offensichtlich die „von allen guten Geistern Verlassenen“ zu exorbitanten neuen Gewaltorgien inspirieren und krankhaft animieren.

Das wahre Leben indes ist die individuelle Freiheit im gemeinsamen Wir und nicht das Gegeneinander von Auserwähltheit, von Entrechtung, Bevormundung und Ausgrenzung.

Krieg heißt das Verbrechen.


*) Quelle: Boris Pasternak: Doktor Schiwago, Lizenzausgabe für den Bertelsmann Lesering mit Genehmigung der S. Fischer Corporation, New York © S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1958, S.165

 

 

 

Dienstag, 26. August 2025

Sequenzen von Skepsis (720)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


9404

Wir schaffen das!“ Welch eine Suggestion! Welch ein „Ergebnis“! Welch ein deutsches Versagen „der Wahrheit“ unter der Zensur der Ideologie und Indoktrination!


9405

Die Tragödie des Interimsmenschen liegt in seinem Hass begründet, den er in jeweiliger Gehirnwäsche aufschäumen lässt, sei es ein kommunistischer Waschzuber, sei es ein faschistischer Bottich, ein kapitalistischer Whirlpool oder irgendein religiöses Taufbecken, die Andersdenkenden werden verachtet, denunziert und zensiert und als „Feinde“ (der Demokratie) verleumdet oder als solche aufgebaut.


9406

In Boris Pasternaks „Doktor Schiwago“ führt Nikolai Nikolaitsch aus: „ Wer die Wahrheit sucht, muss allein bleiben und mit all denen brechen, die sie nicht genügend lieben.“ „Aber“, füge ich hinzu, „man sollte das Licht der Wahrheit nicht verstecken, damit es etwaige andere Sucher erkennen und liebenlernen können.


9407

Einem Staat, der das Menschenrecht und das Völkerrecht bricht, ist nicht bei seinen verbrecherischen Aktionen zu helfen, sondern nach Möglichkeit korrigierend einzugreifen. Andernfalls bedeutet „Unterstützung“ nichts Geringeres als Mitschuld.


9408

Zwischen Regierungen und Menschlichkeit klafft zumeist eine schier unüberwindliche Schlucht als die ausgewaschene Lüge.


9409

Bezüglich Medien lautet die erste Frage: „In wessen Diensten?“


9410

Sich wichtig nehmend, fragt der Professor am Schluss des Examens: „Was verstehen Sie unter „frei“?“

Nichts“, antwortet der Prüfling, „nur das Nichts ist frei. Alles andere ist relativ.“

„Propagieren Sie demnach eine neue Quasi-Relativitätstheorie?“, schmunzelt neugierig der Gelehrte, doch der Kandidat lässt sich nicht beirren:

Keine Theorie, sondern gelebte Praxis unter den Menschen, und zwar überall.“

Aber doch nicht immer bewusst?“, hakt der Prüfer nach.

Das ergibt sich ja aus dem Nichts, dessen wir uns kaum bewusst werden.“

Noch Fragen?“, schaut der Professor in die Runde der Beisitzer, und als sich niemand regt, nickt er dem Studenten zu:

Dann sind Sie jetzt frei, also relativ, aus dem Nichts heraus. Sie wissen doch, was ich meine? Ich gratuliere Ihnen.“


9411

Religion ist private Angelegenheit; je mehr Religionen in die öffentliche Politik streben, desto konfliktbeladener ist das Staatswesen.


9412

Wenn schon die zwei natürlichen Geschlechter eine Gesellschaft verwirren, erfindet sie eben zig weitere. Mit der Nachkommenschaft klappt das dann , vielleicht gewollt (?), aber nicht mehr so ganz.


9413

Zu viele Geschlechter im Kopf verhüten Intelligenz und – zwar nicht ganz zuverlässig – Empfängnis.


9414

Kräftig subventioniert, rentiert sich jede Windturbine auch ohne Wind, die Photovoltaikanlage sogar bei Nacht und Nebel.


9415

Sondervermögen“ saniert nicht einmal Sonderschulen.




© Raymond Walden