Und schon wieder ideologische Propaganda, Belehrung und Indoktrination anstelle von sachlichem Journalismus; Meinungsdiktat statt freier Meinungsvielfalt … und schließlich „Kriegsertüchtigung“.
Täglich kommt mir Pasternaks Dr. Schiwago in den Sinn, besonders bei Polit-Magazinen und in den endlosen Diskussionsrunden ausgewiesen inkompetenter Parteifunktionäre und Lobbyisten.
„Immer wieder wollte Juri Andréitsch aufstehen und gehen. Die Naivität des Kommissars war ihm peinlich. Aber nicht viel höher stand die perfide Gerissenheit des Kommandanten und seines Adjutanten, zweier spöttischer und tückischer Schleicher. Diese Dummheit und diese Schläue gaben einander nichts nach. Und das alles ergoß sich in einem Wortschwall jener verlogenen, überflüssigen Beredsamkeit, von der sich das wahre Leben so gern befreien möchte.
Wie sehr verlangte es ihn zuweilen, aus dem Dickicht der eitlen und lügenhaften Geschwätzigkeit in die erhabene Stille der Natur oder in die stumme Gefangenschaft einer langen zähen Arbeit zu flüchten! Wie sehnte er sich nach der Selbstvergessenheit eines tiefen Schlafes, nach Entrückung durch Musik, nach dem schweigenden Einverständnis in sich erfüllter Herzen und Seelen!“ *)
Das „wahre Leben“ aber, erst recht in der gegenwärtig sich neu aufspielenden Kriegstreiberei, spielt sich kaum auf den Bildschirmen und nicht auf den „Plattformen“ der Propagandamedien ab. Es gleitet zusehends ab, wieder hinab in den Kriegswahn, dessen alles Menschliche negierende Szenarien sich täglich in den Nachrichten exhibitionieren und offensichtlich die „von allen guten Geistern Verlassenen“ zu exorbitanten neuen Gewaltorgien inspirieren und krankhaft animieren.
Das wahre Leben indes ist die individuelle Freiheit im gemeinsamen Wir und nicht das Gegeneinander von Auserwähltheit, von Entrechtung, Bevormundung und Ausgrenzung.
Krieg heißt das Verbrechen.
*) Quelle: Boris Pasternak: Doktor Schiwago, Lizenzausgabe für den Bertelsmann Lesering mit Genehmigung der S. Fischer Corporation, New York © S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1958, S.165
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