Samstag, 5. Oktober 2013

Sequenzen von Skepsis (151)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


1915
Den Kindern die Kindheit zu nehmen, ist das pädagogische Versagen einer umerzogenen Gesellschaft, die sich in ihren Scheinwelten aufbläht und innerlich verkümmert, verunsichert zwar, aber keineswegs schuldbewusst.

1916
Schall und Rauch folgen scheinbar bedeutungslos dem Wind, und dennoch lassen sie’s läuten und schwärzen an.

1917
Keine Zeit dem Menschen gewährt die Scheindemokratie mit ihren hohlen Aktionismen.

1918
Die Erde existiert kosmisch und erst seit Menschengedenken in der Absurdität.

1919
Es ertrinkt Kultur in Datenflut,
überströmt, hinweggespült,
totes Treibgut im Fluss.
Weil nur noch wenige aus- und abschalten.

1920
Sich bei und mit Goethe einzuschmeicheln, gehört zu den standardisierten Kulturentgleisungen.

1921
Mit der Natur kann man gefühlt und wissenschaftlich korrespondieren. Diese Kombination ermöglicht die ergreifendsten Erlebnisse.

1922
Die Herbstfelder sind leer und dank fleißiger Technik schon für die nächste Fruchtbarkeit bereit.

1923
Man gebe irgendeinem Hirngespinst eine englische Phantasiebezeichnung und wundere sich in Deutschland nicht über die wissenschaftliche Relevanz des Produkts, seine technische Innovation, die durchpsychologisierte „Beforschung“ und die gute Verkäuflichkeit, sogar rechtlich geschützt!

1924
In jungen Jahren schon schöpfte ich wesentliche Aspekte meines Bewusstseins aus der beobachtenden Astronomie. Später erlangte ich Gewissheit, mich nicht getäuscht zu haben, als ich versuchte, kosmische Dimensionen und Kausalitäten in Relationen zur Menschheit zu setzen. So entstand meine kosmonomische Philosophie.
Aber wer blickt schon durch Teleskope mit erhellendem Lichtgewinn unter aufrichtiger Vergrößerung? Wer will überhaupt durchschauen?

1925
Ist es nicht befremdend, wie Erkenntnis vereinsamt, Glauben in die Vermassung führt?

1926
Das Leid der mit Billigstlohn Ausgebeuteten hat seinen Grund in der Wachstumsgefräßigkeit völlig denkunwilliger und reflexionsunfähiger, angeblich freiheitlicher Konsumentenbürger.

1927
Ich glaube nichts, das ich nicht weiß, und ich weiß, dass Glauben Feigheit ist.


Copyright: Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Keine Kommentare: