Dienstag, 8. März 2011

Das kosmonomische Bewusstsein

Globalisierung in einer von Religionen und Ideologien beherrschten Welt bedeutet nichts anderes als optimierte Vorherrschaft von mächtigen Minderheiten durch Ausbeutung und Unterdrückung der Massen, führt unverändert von einem Krieg zum nächsten.
Wie eh und je vegetiert die Menschheit unter Missachtung der eigenen Würde in vernichtenden Offenbarungsphantasien, stellt sich fortwährend selbst die Fallen zur eigenen Vernichtung, freilich unter feierlichem Geschwätz von Frieden, Ehre und Freiheit.

Es ist der Interimsmensch, der längerfristig keine Chance hat, er ist drauf und dran, seinen evolutionär in die Sackgasse führenden Weg zu betonieren.
Nur wenige klar denkende Individuen konnten sich in den bisherigen Epochen jeweils zu Wort melden, sich aber nicht durchsetzen. Daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern.

Dennoch existiert evolutionsbedingt eine weiterführende menschenwürdige Denkstruktur, die sich an kosmischen Grundsätzen, an universalen Gesetzmäßigkeiten und nicht an provinziell regionalen Beschränktheiten orientiert.
Ich nenne das Prinzip „Kosmonomie“, gebe also lediglich einer längst vorhandenen Denkcharakteristik einen Namen zur allgemeinen Verständigung.

Kosmonomie stellt somit keine Lehre und auch kein Weltbild dar, sondern ist eine philosophische Methode, die Humanität und die Menschenwürde durch Denkanstöße aus dem Schattendasein zu lösen, vielleicht etwas mehr Licht in den Dämmerzustand des Interimsmenschen zu fokussieren.
Missionierungen sind in diesem Verständnis unangebracht, nicht zuletzt wegen der vernichtenden historischen Erfahrungen mit solchen „Gehirnwäschen“.

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DENK MAL! Nr. 29

Guantanamo

Kein Mann - kein Wort!

Obama

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Wesentliche Voraussetzung für ein kosmonomisches Bewusstsein ist das Freisein von Religion und ähnlichen Glaubensmechanismen. Man schaue sich unter dieser Bedingung einmal die deutsche Gesellschaft an mit ihren religiösen Verkrustungen, mit ihrem Wust an Esoterik, mit ihren Verflechtungen von Parteiideologien, mit ihren offenen Verlogenheiten, Verdrängungen und Übervorteilungen.
Sofort wird deutlich, dass ein kosmonomisches Bewusstsein für diese Öffentlichkeit nicht diskussionswürdig erscheinen kann. Deshalb greifen die Medien die Kosmonomie kaum auf, belegen sie mit Schweigen.

Als Kosmonom kann man unter den Gegebenheiten nur ein „inneres“ kosmonomisches Bewusstsein pflegen, was jedoch gar nicht so schwerfällt, denn wer für sich etwa die Grundsätze des Kosmonomischen Manifests (Siehe Archive Mai 2008) praktiziert, ist der propagierten „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ um Längen voraus, ist dem Frieden mit sich selbst wesentlich näher als die medial verführte, indoktrinierte und gehetzte Masse.

Dienstag, 1. März 2011

Sequenzen von Skepsis (58)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

707
Palaver beendet Frieden.

708
Der Leichtigkeit des Seins widerspricht die Schwere des Daseins.

709
Einfalt und Lüge wollen betrogen sein,
nicht durch Opportunismus,
aber durch freiheitliche Ziele.

710
Wahrheit vereinsamt.

711
Von Angesicht zu Angesicht konstruieren sich Fassaden. Einblicke öffnen sich beim unbemerkten Ansehen eines Gesichts.

712
Religiös oder ideologisch verwickelte Sexualität ist biologisch nicht zu begründen, sie spaltet lediglich die Psyche und führt mittelfristige zum Ruin des Interimsmenschen.

713
Die meisten Lügen werden aus Bequemlichkeit ertragen.

714
Durchschaute Naivität und Plattheit von Dummheit birgt die Gefahr der Selbstüberschätzung des Skeptikers und im Falle des Falles eine weitere Dummheit.

715
Marionetten ist es nicht gegeben, sich von ihren Strippen zu lösen. Im Spiel sind ganz andere Hände.

716
Machtlos dämmert die Gedankenlosigkeit. Unbemerkt gelenkt winden sich Gedanken und erreichen günstigenfalls die Höhe kritischen Denkens, überschreiten vielleicht die Gestrüppgrenze und beginnen zu wandern, mit sicherem Schritt und weitem Panoramablick. Keineswegs frei von Subjektivität.
So sind wir nun einmal!

717
Wassertropfen fallen ins Meer oder verdunsten
und sind nicht mehr.
Menschen tauchen in die Menge oder vereinsamen.
Und sind dann wer?

718
Frieden fördert Feinfühligkeit,
fordert feinsinnigen Fleiß.

719
Von der Anhöhe schaue ich hinunter – nicht herab – auf die Stätten,
und es fällt mir immer schwerer zu entschuldigen,
„denn sie wissen nicht, was sie tun“.
Der Mangel an Denkvermögen, das Nicht-Denken-Wollen, ist die eigentliche,
die einzige wahre und erschütternde „Offenbarung“.

720
Nie wieder sollte von diesem Land Krieg ausgehen!
Das könnt ihr doch nicht vergessen haben.
Nein, ihr lügt so gelassen, wie ihr belogen werdet!
Geht es euch gut? – Das ist die Hauptsache.

721
Haushaltsauflösung: verschenken, verramschen, entrümpeln.
Das Leben, das die Wohnstätte prägte,
wechselseitig,
zieht aus.
Wie leer objektiv die Räume nun sind,
subjektiv so voller Erinnerungen.
Das ist einer der Momente des tapferen Loslassens.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 25. Februar 2011

Sterbehilfe - eine verdrängte Humanität

Das Wort „Sterbehilfe“ ist derartig tabubelastet, dass es geradezu tödliche Sprengkraft verkörpert. Weltanschauliche Emotionen verhindern bisher eine verantwortungsbewusste, an objektiven Fakten orientierte und vor allem der Humanität verpflichtete Diskussion.

Eine immer höhere Lebenserwartung treibt zunehmend in Pflegebedürftigkeit und in häufig langes Siechtum, die gewonnenen Lebensjahre im Alter bedeuten individuell langes Leiden und gesellschaftlich eine schon bald nicht mehr zu erfüllende Finanzleistung der arbeitsfähigen Generation.

Trotz aller archaischen und modernistischen Verdrängungsmechanismen rückt das Sterben, weniger der Tod, in den Brennpunkt jedes Einzelnen, und wer von einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung spricht, wird auf Dauer nicht länger an dem Begriff vorbei kommen: „Recht auf einen würdevollen und Leiden minimierenden eigenen Tod“.

Die unverzichtbare Basis für dieses Recht ist das Recht auf Leben, und zwar ein Leben in Würde, Selbstbestimmung, freiheitlich-demokratischer, gleichberechtigter Verankerung, die keinerlei ideologisch einengende Bevormundung akzeptiert, die eine Ethik aus der Menschenwürde herleitet mit einem verbindlichen, unantastbaren Wert gegenüber allen religiösen Unterwerfungsphilosophien.
Die Märchen über Götter, letztlich als Garanten des Leidens, gehören ins philosophische Panoptikum.

Hingegen steht die Menschenwürde über jedem Patriotismus, höher als politisches Kalkül und gebietet ohne Ausnahme jedem, niemanden gegen seinen Willen zu töten (Sonderfall: Notwehr.).
Das ist die einzige Ethik, die sich unmissverständlich am Individuum und nicht an Ideen, Ideologien, Herrschern oder Mode ausrichtet – Ethik im eigentlichen Sinne.

Das gängige medizinische Ethos äußert sich kurz etwa so: „Aufgabe des Arztes ist die Heilung und nicht die Tötung.“
Damit ist die Sterbehilfe vom Tisch.
Neuerdings schleicht sich eine Zögerlichkeit in die Diskussion, denn man wägt ab zwischen „aktiver“ und „passiver“ Sterbehilfe. Die aktive Hilfe durch Gabe einer tödlichen Medizin wird geächtet, die passive Hilfe durch Beenden lebensverlängernder Maßnahmen gelangt in den Bereich des Möglichen.

Während man im Allgemeinen bei Militäreinsätzen wie selbstverständlich und skrupellos junge Menschen in den Tod schickt, sie ihrerseits zum Töten entsendet, verweigert man in offensichtlicher Scheinmoral unheilbar Schwerstkranken und Alten den von ihnen ersehnten Tod. Und nur darum geht es, sterben wollenden Menschen in objektiv aussichtsloser Lage den sanften Gnadentod zu gönnen, wie er in der Tiermedizin längst üblich ist.

Es kann nicht sein, diesen würdigen schmerzlosen Tod unter Berufung auf Missbrauchsgefahren und mit Hinweisen gar auf das Dritte Reich weiterhin zu verhindern, Sterbehilfe zu kriminalisieren.
Angesichts des zunehmenden Ausmaßes der Leiden ist es die zwingende moralische Pflicht einer humanen Gesellschaft, die entsprechenden juristischen und humanmedizinischen Absicherungen zu schaffen, um Missbrauch so weit wie möglich auszuschließen, um sich optimal der Leidenslinderung und –verkürzung zu widmen.

Dazu bedarf es klar vorgegebener Möglichkeiten der freien Willensverfügung eines jeden Menschen, mit regelmäßig schriftlichen Aktualisierungen während der Zeit seiner vollen geistigen Bewusstheit.
Dazu bedarf es einer zu etablierenden Vernetzung der Entscheidungen unter Mitwirkung des Betroffenen (Vorausverfügungen), Angehöriger, Mediziner, Juristen, gegebenenfalls weiterer Gutachter.

Eine Gesellschaft , die sich des Einsatzes von Hightech rühmt, muss auch diesen Apparat zum Vorteil Leidender dahingehend verwenden, dass sinnloses Leid ein menschenwürdiges leichtes Ende hat.

Wer in seinem religiösen Glauben lieber leidend dahinsiechen möchte, dem darf ebenso konsequent nichts anderes aufgezwungen werden.

Es geht um nichts weniger als den selbst bestimmten würdigen eigenen Tod. Wer um aktive Hilfe bittet, muss sie in gesichertem gesellschaftlichen Rahmen bekommen.
Alles andere ist eine unterlassene Hilfeleistung.

Sonntag, 20. Februar 2011

Sequenzen von Skepsis (57)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

691
Dogmen behauen die Grabsteine der abgeschlachteten Menschlichkeit auf dem Friedhof der Zivilisation.

692
Der Apparat organisiert sich anonym und lässt seine Sachwalter dich nach dem Buchstaben bearbeiten.

693
Wie Fliegen folgen die Menschen orientierungslos einem Lichtschein und scheitern geräuschvoll an einem Fensterglas, enggefasst und starr.

694
Die innere Zerrissenheit des Interimsmenschen führt nach logischer Gesetzmäßigkeit von einem Krieg in den nächsten, als hätte auch nur ein Krieg Frieden zum Ziel gehabt. Es geht stets um die Vernichtung, zumindest aber die Entmachtung des Andersdenkenden und nie um menschenwürdige argumentative Streitkultur. Dem Individuum fällt die Opferrolle zu.

695
Die ferne Zukunft berührt uns nicht,
die nahe nimmt Fahrt auf, beschleunigt
und jagt als Gegenwart vorbei
in das Ritardando der Vergangenheit.

696
Das Sein ist eine Singularität,
man täusche sich nicht.

697
Manches weiß ich wirklich besser, weil ich mir des ständig möglichen Irrtums und seiner notwendigen Korrektur bewusst bin.

698
Routinemäßig mit eventuellen Widrigkeiten zu planen, entschärft das Akute, mildert Ängste und schenkt Gelassenheit.

699
Wer im Leben geflissentlich den Tod verdrängt, wird von ihm am Ende der Zeit umso
härter bedrängt.

700
„Staatsräson“ konstruiert Tabus, um Kritik abzutöten.

701
Schnell ist zerredet, was voreilig gesagt.

702
Geläutertes Heldentum im menschlichen Miteinander setzt nicht auf Krieg und Blutzoll, sondern erhebt sich aus der Güte und Schärfe des Geistes.

703
Der „gerechte“ Krieg wabert als dümmliche Suggestion von selbstgerechten Kriegstreibern und ihren denkunfähigen Vasallen.

704
„Götter“, die zum Töten, zu „heiligen“ Kriegen aufrufen (lassen), die sogar selbst mitkämpfen, symbolisieren quälend die religiös verursachte Friedensunfähigkeit der Menschheit. Gottheiten bezeugen einen evolutionären Irrtum, wie die Gegenwart ihn immer deutlicher beweist.

705
Die Öffentlichkeit schätzt die Pracht der Blüten; die Wurzeln bleiben meist unbedacht verborgen.

706
Kirche und Bordell verkörpern eine Religion; die der Anti-Freude.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 9. Februar 2011

Sequenzen von Skepsis (56)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

678
Aufeinander zuzugehen, erfordert Aufgeschlossenheit, soll die Annäherung nicht in Konfrontation umschlagen.

679
„Geld stinkt nicht,“ aber Öl.

680
Atomstrom strahlt nachhaltig, dann wird der Strom grün!

681
Mit Umweltaktionismus zapft man scheinfreundlich kategorisch den Gutmütigen an.
So funktioniert Umwelt-Terrorismus.

682
Eine mehrheitlich unter traditionellen und doppelmoralischen Lasten kopulierende Spezies zeugt konsequent Überpopulation und potenziert Ratlosigkeit.

683
Produkt des Lobbyismus und Opfer zugleich:
Kanzler und Präsidenten.

684
Irgendwann habe ich mir das Leben genommen und es ein bisschen verändert.

685
Jeder Teufel konterkariert seinen Gott.

686
Solange Steuerverschwendung nicht strafbar ist, dürfte Steuerhinterziehung eine ähnliche Rechtsauffassung interpretieren.

687
Der Präsident des eigentlichen Karnevals heißt Ernst-August Biedermann.

688
Und die finster ausgemalten, aus- und eingeübten Szenarien nennen sich Religion.
Die halluzinativen Erleuchtungen entstammen nicht dem Licht der Aufklärung,
nicht dem Licht des Verstandes, der Lebensfreude, der Emanzipation,
nicht der Menschenwürde.

689
Schweigen ist zu oft das schreiende Phänomen der Angst, der Ohnmacht, des Verlassenseins. Aber auch des Betrugs.

690
Gegenwart flieht vor sich selbst, deshalb brauchen wir die Perspektive der Zukunftsgestaltung.

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Dienstag, 1. Februar 2011

Astronomischer Gesichtspunkt

Als älteste und exakte Wissenschaft ist die Astronomie sehr geeignet, auch den menschlichen Standort innerhalb des Universums zu definieren. Mit zunehmenden Forschungsmöglichkeiten wird offensichtlich, dass der Mensch kosmisch recht bedeutungslos ist.
Wahrscheinlich besitzt das Menschengehirn nicht genügend Kapazität, jemals den Kosmos ganz zu erschließen; zu gigantisch stellen sich die Räume, Zeitspannen und zu komplex die Entwicklungen dar. Aus dieser zu erkennenden Bescheidenheit leitet sich aber auch eine weit über irdische Kleinkariertheiten reichende Orientierungsmöglichkeit ab, denn wir sind dabei, riesige Zusammenhänge dennoch zu verstehen, sie zweifelsfrei zu beweisen.
Kindlich naive Vorstellungen werden auf diese Weise beendet, Befreiung aus ideologisch-religiösen Zwangsregimen findet statt, alberne und gleichwohl verunsichernde, sogar in Abhängigkeiten zwingende Esoterikpostulate werden aufgehoben. Die interplanetare und erdnahe Raumfahrt eröffnet konkrete Verbesserungen der Lebensqualität, die galaktische wie intergalaktische Grundlagenforschung verfeinert die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens und Planens.

Ein kosmonomes Selbstverständnis bezieht die zuvor genannten Zusammenhänge hier und jetzt auf das tägliche Leben, und zwar mit dem Anspruch, die naturbedingten Lebensfeindlichkeiten und -widerwärtigkeiten für das Individuum abzumildern, das menschliche Dasein gleichberechtigt für alle Menschen so angenehm wie möglich zu gestalten. Kosmonomie verlässt bewusst bisherige Machtstrukturen und Ausbeutungsmentalitäten zugunsten von größtmöglicher Allgemeinbildung, aus der schließlich Einsichten reifen können, die nicht durch Ideologien oder Dogmen aufgezwungen worden sind. Basierend auf den Allgemeinen Menschenrechten, wird eine Weiterentwicklung der demokratischen Grundprinzipien für nötig erachtet, da die gegenwärtig existierenden Demokratien bestenfalls Scheincharakter tragen, denn sie dienen nach wie vor dem Profit und der Machterhaltung von bestimmten, sich als bevorrechtigt empfindenden Gruppierungen.

Kosmonomie unterliegt nicht dem Parteienprinzip, sondern bemüht die eigene Entscheidungskraft des Individuums aus seinem Selbstverständnis heraus.

Kosmonomen streiten und missionieren nicht, wenn das Gegenüber keine geistige Eigenständigkeit entwickelt, denn Götter und Unterwürfigkeitsstrukturen lassen sich nicht so einfach durch gelegentliche Diskussionen ersetzen.

Der einzige Ersatz, den die Kosmonomie bieten kann, ist ein praktizierter Humanismus, den die Mehrheit der Menschen bisher nicht begreift. Neben eigener Standfestigkeit benötigen Kosmonomen sehr viel Geduld.
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Dieser Artikel stammt aus meinem Buch „Menschliches Glauben“, novum-Verlag, 2008 und erschien auch im internationalen Magazin Contemporary Literary Horizon Nr. 6/2010 in englischer und rumänischer Sprache.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Sequenzen von Skepsis (55)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

663
Wir haben nur uns
und begreifen es nicht.

664
Aus Vorhandenem schaffen Geschmack und Geschicklichkeit Gemütlichkeit.

665
„Du sollst nicht töten!“ ist die intellektuelle Überforderung von Gläubigen.
Sie töten sogar ausgezeichnet.

666
Bis zum Überdruss wurde alles variiert und wiederholt.
Es ist alles gesagt.
Man weiß um die Meinungen, Ansichtssachen und Gewohnheiten.
Alles erscheint bekannt, auch auf inzwischen kontroversen Ebenen,
Leben löst sich auf in Schweigsamkeit vom Deja-vu.

667
Nichtbeachtung!
Haben wir sie lediglich verdient?
Oder wird sie uns zuteil, weil wir uns verdient machen?

668
Einen Fehltritt verzeiht man;
den zweiten ebenso, beim dritten wird man sehr nachdenklich,
den vierten kann man schwer verwinden, beim fünften nagt die Verzweiflung.
Ich spreche von mir. Doch es betrifft uns beide.
Uns alle.

669
Mein Selbstbewusstsein nimmt mir niemand. – Aber ich.

671
Der Schnee von gestern wurde nicht geräumt, stattdessen türmt er sich auf und vereist heute die Fronten.

672
Man braucht keine Mondfahrt, um im Meer der Krisen zu landen. Es reicht, hinter dem Mond zu leben.

673
Des Schlafes friedlicher Atem neben mir weckt behagliche Anteilnahme.

674
Tabuisiertes Schweigen brütet schnell die krachendsten Lügen aus.

675
Global überzeugender Umweltschutz beginnt mit effektiver Geburtenkontrolle.

676
Anachronistischer Militarismus wütet als tödlichste Pandemie, martert den Interimsmenschen ohne Aussicht auf Heilung.

677
Schnee deckt die Landschaft zu und die Mängel der Infrastruktur auf.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Dienstag, 25. Januar 2011

Lebenslang geleimt

Vergleicht man weltweit die Lebensumstände der Menschen, kommt eine erschreckende Armut zu Tage, die scheinbar der so viel gerühmten menschlichen Intelligenz ins Gesicht schlägt: Wenige Reiche prassen auf Kosten von Milliarden Notleidender.
Lässt sich so etwas erklären, vielleicht ändern?

Ganz offensichtlich bescherte das eigene Bewusstsein dem Menschen einen permanenten Zwiespalt der Überlegenheit gegenüber dem Tier und der Unterlegenheit sich selbst gegenüber, da er den Sinn des Lebens und, damit unmittelbar verbunden, den Tod nicht begreift. So wird er zum rigorosen Herrscher über das Tier und zum armseligen schuldbewussten Gottesfürchter, der seine animalische Physis und Wesensähnlichkeit nicht leugnen kann.
Nicht nur im unreflektierten Herdentrieb äußert sich das eigentlich „unmenschliche“ Verhalten.

Es gehört nicht viel Sensibilität dazu herauszufinden, dass Menschen unterschiedlich begabt sind, deutlicher noch wird die Verschiedenheit im Hinblick auf Bildung.

In dem gesamten Szenario erkennt man, wenn nicht ein „Krankheitsbild“, dann zumindest einen hohen Grad von Unreife. Desperados und andere Skrupellose richten sich in dem Chaos ein, und möchten wenigstens für sich und ihre Gesinnungsgenossen das Optimum herausholen.

So werden Religionen, Ideologien, Dogmen und Tabus gestiftet und bald gewohnheitsmäßig als „Ethik“ und „Moral“ überhöht, um das verdummte Volk gefügig und hörig zu halten. Intelligenz spielt bald auf allen Seiten kaum noch eine Rolle, vielmehr stattdessen Opportunismus und Egoismus innerhalb des jeweilig etablierten Systems. Die Unterwürfigkeit wird, falls erforderlich, mit drakonischen Strafen erzwungen und mehr noch im Kampf der ideologisch-religiösen Gesellschaftsordnungen gegeneinander zu höchster Ehre stilisiert und ausgezeichnet. Das befohlene Morden wird zur göttlichen Entmenschlichung, zur Bankrotterklärung des menschlichen Denkvermögens.

Die Masse der Menschheit kam bisher nie über solche Gesinnungsmechanismen hinaus, sie wurden quasi evolutionär vererbt und verankert bis zur heutigen Scheinmoderne. Stets waren es nur einzelne Individuen, starke Persönlichkeiten, die andere Wege aufzeigten, die das menschliche Denken pflegten.
Darüber hinaus hat sich bisher wenig geändert, Archaisches bestimmt die Gegenwart und wohl die nächste Zukunft mit zunehmend technologisch untermauerter Effizienz.
Wo Diktaturen und Kartelle die Intelligenz nicht ganz so offensichtlich ersticken, arbeiten esoterische Narrenfreiheiten gegen jeglichen Verstand und gegen die Würde des Menschen. Sie nennen es Religions- und Gedankenfreiheit!

Gar nicht untypisch treten in dem Verwirrspiel hoch intelligente Menschen auf, die sich durch früheste Erziehung im Kreise drehen. Da widerlegen beispielsweise Christen, unter ihnen sogar Naturwissenschaftler, die Astrologie mit Hilfe der Bibel, als wären die Glaubenskonstruktionen, hier Sternzeichen und Konstellationen, dort Wunder und Himmelfahrt, nicht identisch!

Das Versagen der menschlichen Intelligenz besteht international im Vorgaukeln abstruser, faktisch nicht vorhandener Welten und in der Fata Morgana, dass die Vermittlung dieser Jenseitsphantasien samt ihrer Entstehungsgeschichten etwas mit Menschenbildung gemeinsam hätten. Es handelt sich lediglich um historisches Wissen darüber, wie sich die Menschheit bisher selbst täuscht und hintergeht.

Mit der ersten zelebrierten Jenseits-Begegnung des Kindes – bei Christen zumeist die Taufe – sind die Weichen gestellt: Der noch unmündige junge Mensch wird geleimt, merkt es naturgemäß nicht, er wird eingeklebt in ein imaginäres Weltbild, das ihn über die Wirklichkeit betrügt.
Derartig betrogen wird er zum aufrichtigen Betrüger, in reinster, menschentragischster Gesinnung: Lebenslang geleimt.
Wenige nur entkommen den Fallenstellern. Der geistig so unreife Interimsmensch tobt sich aus.

Freitag, 14. Januar 2011

Sequenzen von Skepsis (54)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

651
Der freie Wille ist immer eine Antwort auf das Milieu. Die Freiheit beschränkt sich auf das Erarbeiten und die Wahrnehmung von Optionen.

652
Der gesunde Körper und der rege Geist sind sexy. Das Verlangen wird kultiviert und gepflegt.

653
Siehst du den vollen Mond am Horizont, wird er leicht zum Spiegel deines Innenlebens, das aber nicht seine Angelegenheit ist.

654
Der Winter beendet die herbstliche Fäulnis und hält das gesunde Leben frisch, sorgt auch für innere Wärme.

655
Jahreszeiten verzieren das jährliche Einerlei,
sie entwerfen Formen, färben ein, versprühen Düfte, komponieren Gesänge.
Sie sind die Kunst des Lebens.

656
Hohe Gebäude als Konzentrationen von Macht verlassen in der Regel den Boden der Demokratie.

657
Im einfachsten Falle schließt der Optimist Augen und Ohren vor Missständen und Gefahren, beschränkt sich auf Hoffnung.
Der Realist sucht nach den Ursachen, wird aktiv und freut sich an Verbesserungen.

658
Zwei Varianten:
Der Tag bricht an, die Träume brechen ab. Ich breche auf und breche ein auf dem Eis der Machtlosigkeit, ich erbreche mich; eines Tages bin ich gebrochen.
Der Tag hebt an, die Träume hebe ich mir auf. Ich erhebe mich, hebe den Kopf und behebe mir Mögliches. Ich bin nicht abgehoben, sehe aber von gehobenem Standpunkt aus manches erhaben.

659
Ökologisch-biologischer Solarwind ist das Treibgas für klimakatastrophale globale Geldströme.

660
Der Friedensnobelpreis basiert auf Dynamit, daher seine Sprengkraft:
Unter den Preisträgern so manche Granate.

661
Braun gebranntes Denken markiert Auserwähltheit.

662
Wer sein Kind liebt, gibt ihm Zeit,
aber auch ein Gefühl für die Zeit, wie sie wertvoll ist.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Donnerstag, 6. Januar 2011

Tausend Quadratmeter kleine Freiheit

Erst recht eine freiheitliche Grundordnung verlangt nach ständiger Kultivierung, die einerseits Gedankenlosigkeit, Mitläufertum und Passivität eindämmt und andererseits Ideologien, Indoktrination, Dogmatismus und Korruption aufdeckt. Nur ein wissbegieriger und gebildeter Mensch als aufrechte und standfeste Persönlichkeit kann dem Anspruch gerecht werden. Die Besinnung auf die eigentlichen und nicht die „offenbarten“ Werte des Lebens stellt die wesentliche Herausforderung für eine menschliche Zukunft dar.

Als Kind glaubte ich, ein erdverbundener Mensch zu sein, konnte ich mir doch kaum ein Leben woanders als am Gudelacksee in Lindow/Mark vorstellen. Die politischen Verhältnisse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlösten mich glücklicherweise, seinerzeit aber sehr schmerzlich, und sollten mich zu völlig anderen Horizonten führen. Nie vergaß ich jedoch so ganz den Duft der harzigen Kiefern und der blühenden Linden. Manche tiefe Ahnung über das Sein entnahm ich dem märkischen Sand, den Seen und den Wasserwegen. Die Menschen empfand ich eher untergeordnet, ohne sie dadurch abzuwerten.
Das war im Alter von dreizehn Jahren.

Heute noch – oder jetzt gerade – relativiere ich Grund und Boden, das Land, im Bewusstsein der kurzen menschlichen Lebensperiode, schöpfe daraus Verbundenheit wie Distanz, vor allem aber klare Positionen gegenüber erdigen Traditionen, einfältigen Deutungen und unsinnigen Religionen.
Es gibt keine anderen Religionen als unsinnige.

Erst in reiferem Alter konnte ich wirklich dazu stehen, besonders wegen der Rücksichtnahme auch auf meine Familie.

Seit einigen Jahrzehnten lebe ich auf einem Grundstück von gut tausend Quadratmetern mit dem schönen Namen „Hohefeld“, einem ehemaligen Acker- und Weidestreifen auf einem Hügel, von dem der Blick Richtung Westen über das tiefer liegende Dorf schweift.
Laut irgendeiner Statistik befinden wir uns in der katholischsten Gegend Deutschlands, also im „schwarzen“ Paderborn.
Ich wünschte vielen Regionen eine ähnlich gute Infrastruktur und eine sich daraus ableitende Lebensqualität!
Geistig allerdings regiert hier die naive katholische Gläubigkeit, mit der man einen Kompromiss schließt, weil man viel reist und Kontakte außerhalb pflegt.

Dennoch, hier kann man Freiheit leben. Der Preis, sollte man sagen, „der Lohn“, ist die weitgehende öffentliche Nichtbeachtung, nicht etwa Verächtlichmachung, eher vielleicht eine Zurückhaltung aus Verunsicherung. Aber das beeinträchtigt nicht meine kleine Freiheit, pardon, es ist eine grandiose Freiheit.

Täglich genieße ich den Blick aus dem großen Westfenster meines Hauses, betrachte die Natur, lese, schreibe, höre Musik (oder nicht), weiß mich, wenn nötig, jederzeit mit aller Welt über vielfältige Kommunikations- und Massenmedien verbunden: Diese Zeit, sie ist Teil meiner Lebenszeit, teile ich nur mit mir lieben Menschen, in meiner eigenen Besinnung und Bestimmung, nie vergessend, dass auch diese Freiheit keine Absolutheit bedeutet.

Aus dem Dorf reckt sich keck ein spitzer Kirchturm in die Himmelsgegend, wo von meinem Logensitz aus die Sonne etwa zur Tagundnachtgleiche, also zum Frühlings- und Herbstanfang untergeht. Im Jahreslauf schwankt der Sonnenabstand zum Turm eindrucksvoll weit nach Süden im Winter und nördlich im Sommer. Die farbenprächtigen Einspielungen des täglichen Sonnenabschieds stehen keiner Urlaubsregion nach, besonders wenn sich die Häuser, Bäume und Felder vor der untergehenden Tagesregentin märchenhaft abdunkeln, hier und da noch ein Glimmen zwischen Giebeln oder Ästen. Auf der Horizontlinie oberhalb des Dorfes verraten weiße und rote Autobeleuchtungen, dass genau hier eine Straße entlang führt. Diffundierende Kondenzstreifen von Flugzeugen durchfurchen die sich immer dunkler öffnenden Himmelstiefen, hin und wieder erstrahlt für kurze Momente einer der Flieger in punktueller Reflexion. Oder Venus als glänzender „Abendstern“ demonstriert – nicht zuletzt an meiner Kirchturm-Bake – ihre Gesetze der Bahngeometrie. Selten lässt sich Merkur, der innerste Planet, entdecken. Und immer wieder der ästhetische Anblick der schmalen Mondsichel nach Neumond, bald auch bei anschwellender Nacht mit aschgrauem Licht der übrigen Mondlandschaften.

Eine Westströmung bestimmt hier zumeist das Wetter, Wolkenformationen werden herangetrieben, bauen sich aber auch erst hier auf, denn vom fernen Meer steigt die Luft erstmals am Eggegebirge empor, dem südlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes. Oftmals wirken die Wolkenturbulenzen bedrohlich in ihren Aufhäufungen und Walzen bei stürmischen Lüften. Aufkommende Gewitter zaubern Wetterleuchten weithin, um oft vorbeizuziehen, sich woanders zu entladen.

Beinahe jede der heute modischen „Unwetterwarnungen“ war hier unbegründet, die Winter brachten mehr oder weniger Schnee, die Sommer auch Hitze, manch einer hat sich erkältet oder seinen Kreislauf überanstrengt. Die Sterberate entspricht dem natürlichen Werden und Vergehen.
Das schon allgegenwärtige „Unwetterpotenzial“ fällt trotzdem auf fruchtbaren Boden: Die christliche Gläubigkeit konjungiert mit dem Klimawahn und erzeugt Allianzen von schrulligsten esoterischen und sogar dem Christentum widersprechenden Sichteinengungen. Über solche Blickwinkel lässt sich nicht ernsthaft diskutieren; ich toleriere sie, indem ich sie ignoriere.

Der Morgen lässt das Dorf gegenüber von der Sonne aufwachen, es steht für mich quasi in astronomischer Opposition, in hellstem Licht. Bei ruhigem Hochdruck steigen die Heizungsabgase aus den Schornsteinen senkrecht ins Blau, das Bellen des Kirchturms schallt herüber, das eine oder andere ferne Fenster blendet im Sonnenlicht. Oft jedoch ziert die Szene ein Einheitsgrau; Nebel, Wolken verdecken sogar die modernen Windmühlenflügel rundherum, mit denen Alternative die Strompreise auf Niveau trimmen. Die Totenglocke schlägt um elf Uhr, Pferde wiehern auf der Weide, Schafe blöken, halbstündlich hört man den Bus in die Stadt, im Landeanflug auf Paderborn rauschen vereinzelt Flugzeuge vorüber. Das Radio bringt kilometerlange Verkehrsstaus, Werbung, Katastrophenmeldungen oder Gottes Wort, also gleichbleibend Ähnliches. Getrost schalte ich aus. So frei bin ich ja.

Niemand wirft mir klappernd eines der bunt bebilderten Provinzblättchen in den Briefkasten, ich muss nicht wissen, wer den Vogel abschießt, noch welche Bratwurst gesegnet wird.
Ich suche nach hintergründigen Zusammenhängen, und so nutze ich die reichlichen Optionen des Internets und ausländischer Fernseh- und Rundfunksender. In ihrer offensichtlichen Gleichschaltung werden mir deutsche Medien nur noch suspekter, eine Zumutung auch an Verflachung. Auswärtige Medien sind keineswegs besser, doch im Vergleich ihrer jeweiligen Einfärbungen kommt man dem eigentlichen Wahrheitsgehalt ein gutes Stück näher.

Im Winter zieht das Futterhäuschen am Gartenteich eine bunt gefiederte, hungrige Gesellschaft an: ein fortwährendes Kommen und Gehen von lebensfrohen und lebenstüchtigen Gesellen, schüchtern und scheu, andere frech und dominant, eitel und futterneidisch. Aber keiner geht leer aus; es gibt keine vernichtenden Rivalitäten.
Manche lieben es, zum Eisloch im gefrorenen Teich zu fliegen, um zu trinken und zu baden. Im Wasser verweilen Zierfische, denen die Luftzufuhr eines tiefer liegenden Ausströmsteinchens offensichtlich gefällt.
Unter der Schneedecke schlummert auf den Feldern nördlich meiner „kleinen Freiheit“ die Wintersaat, Spuren im Schnee dokumentieren vielfältiges Leben. In südlicher Richtung, jenseits eines kleinen Tales trotzt ein dichter Mischwald allen Wettern, er sollte gemäß seinerzeitig üblicher Prognosen längst „gestorben“ sein, steht heute stolz wie eh und je und könnte die Menschen „was lehren“.

Schmilzt der Schnee dann irgendwann, beweisen Maulwurfshügel und Verwerfungen von Wühlmäusen, dass auch unterirdisch ein Universum seinen Rhythmen folgt. Noch mit Eisresten in der Uferzone erhält der Teich Besuch von liebestollen Kröten. Die Männchen sind oft so unwirsch, dass sie zu mehreren auf ein Weibchen losgehen, es arg in Bedrängnis bringen, dass es dabei sogar ertrinken kann. Ich beobachtete derartig verblendete Männchen, die auf alles aufzusatteln versuchten, was sich im Wasser bewegte, so auch auf Fische, die sich am seichten Ufer aus winterlicher Trägheit lösten.
Einige Wochen später erst blasen sich die Wasserfrösche begattungsbeflissen auf und quaken ihre Stimmung hinaus in das allgemeine Frühlingserwachen.

Unkenrufe erschallen bereits wieder über die Gefährlichkeit der Sonnenstrahlen. Ozon am Boden oder als Loch in der Hochatmosphäre ist so schädlich, dass es einem den Frühling und Sommer verhageln könnte. Und ach, die Scharen von Wetterfühligen und Wetterfürchtenden, die sich von telegenen Wetterschwätzern einnebeln lassen! Mehr noch die Schadstoffverzeichner, die überall Gift erschnüffeln, verantwortlich für Allergien und Krankheiten und vor allem psychische Schäden. Man glaubt nicht, wie dramatisch ein Wespenstich wird, welche Lebensbedrohung ein Waldspaziergang durch Zeckenalarm darstellt und welche Waldbrandgefahr nach einer Woche ohne Regen emporknistert.
Das Leben, empfunden als ein einziges Risiko, lässt sich versichern gegen alles, vor allem gegen Geld. Und zu Risiken derartiger Verunsicherungen „fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“, lesen Sie Gesundheitsmagazine, lassen Sie sich von windigen Geschäftspraktikern übers Ohr hauen, falls Ihre Lauscher nicht sowieso zugedröhnt sind von den Schmerzensschreien der Weichlings-Gesellschaft.
Die wuchernde Bürokratie dieser Spezies regelt Ihre Beziehungslosigkeit zur Natur auf umweltgerechten Papierstößen, ideologisch grün in tristem Grau und alternativer Hoffnungslosigkeit.
Geld verrottet nicht, es verflüchtigt sich wie Alkohol als Schnapsideen umwelttrunkener Weltfremdheit, während es noch rasanter verdampft in hemmungslosen kapitalistischen Schändungen von Mensch und Natur. Das können nicht einmal seriös wirkende Parkettauftritte von Börsenanalysten vertuschen, deren hochtrabendes Aktien-Palaver in den Tagesnachrichten höchstens raffgierige Insider, nicht aber die Allgemeinheit interessieren kann.

Meine Zeit messe ich in wahrer Ortszeit anhand einer individuell gestalteten Sonnenuhr, welche neben der Tageszeit auch das Datum und den Sonnenort im entsprechenden Sternbild zeigt. Ich spreche nicht von sterndeuterischen Sternzeichen, deren Verschrobenheiten auf meiner libertären Terrasse auch nicht ein Pünktchen Platz beanspruchen können. Die Sonnenuhr ruht auf einem Lava-Basaltblock, der für mich gleichzeitig die gewaltigen geologischen Zeitspannen verkörpert, während ich mit meinen bescheidenen Lebensjahren zu Gast bin auf dem „Hohefeld“.
Lange beobachtete ich hier durch das Teleskop meiner kleinen Sternwarte den aktuellen Sternenhimmel, heute richte ich vermehrt meinen Blick auf den Menschen, die Menschheit vor dem Hintergrund des Kosmos und einer technologisch bedingten Globalisierung.

Während unsere Gärten und Felder in der Regel blühen und Früchte zeitigen, stellen sich die Verhältnisse in vielen Teilen der Welt bescheidener dar, und nicht immer sind klimatische Auswirkungen dafür verantwortlich, sondern Weltanschauungen der Bewohner und ideologische Regierungsprinzipien, die nicht selten aus Kolonialzeiten herüber reichen und oftmals nicht ohne europäische Verantwortung die heutigen Notlagen eskalieren lassen. Entwicklungshilfe verpufft, als hätte sie die vorrangige Aufgabe, die reichen Gesellschaften hier in ihrer ungebremsten Ausbeutermentalität moralisch zu beruhigen.
Zu solchen und ähnlichen Gedanken gelange ich, wenn beispielsweise Kraniche über meine „kleine Freiheit“ ziehen oder wenn auf einem entfernten Hügel das britische Militär seine Hubschrauber-Besatzungen etwa für den in nichts zu rechtfertigenden Irak-Krieg trainiert. Nun, könnte man einwenden, es sind doch nur die ausländischen Besatzertruppen, vor allem die amerikanischen, welche die umerzogenen Deutschen gar nicht mehr als Besatzer empfinden, nein, Deutschland führt ja ebenso bereits wieder mit eigenen Soldaten Krieg. – Es regt niemanden auf.
Aber die heraufbeschworene Terrorgefahr trifft die träge Masse tief in ihre verfettete Bequemlichkeit.

Immer wieder verblüffen mich die Intelligenz und das Geschick der Tiere, wie Elstern oder Krähen ihre Nester sturmsicher im Baum verankern, wie die Spechte genau wissen, wo sich das Hämmern lohnt, wie die Schwalben im Sommer Insekten direkt von der Teichoberfläche abfischen. Das Kaninchen nutzt die Deckung einer Senke in absoluter, wacher Bewegungslosigkeit, der Frosch im Moos tut es ihm gleich. Klugheit und Instinkt schützen im Tierreich das Überleben, denn andererseits lauern die taktierenden Jäger überall.
Eigentlich ganz anders der Mensch, er könnte es sich intelligent und entspannt menschlich einrichten, denn unmittelbare Jagdverfolgung hat er im normalen Alltag nicht zu fürchten. Stattdessen aber leidet er in einer intelligent verlogenen und hemmungslosen Gesellschaftsform unter fortwährender Rivalität, die sich vor allem auf beruflicher Ebene gnadenlos stilisiert. Nicht der Geeignete, der Qualifizierte, sondern der Stärkere, der Mächtigere, der skrupellos Gerissenere, der Gefügige, auch der Schleimigere bekommt zu oft den Posten. Die Existenz steht auf dem Spiel, nicht viel anders als beim Tier, das sich tarnt und taktiert. Im modernen Lebenskampf geht es vor allem um eine ungenierte Gier nach materiellem Reichtum, der weltweit die Unterlegenen unter die sogenannte Armutsgrenze zwingt und auch den Hungertod ohne sonderliche Aufregung achselzuckend hinnimmt.
Vergleichsweise wenigen Menschen gelingt es, sich irgendwann aus solchen Gesellschaftszwängen zu lösen, wenn sie bereit sind, ihre eigenen Ansprüche neu zu sortieren, auch mit Traditionen und Tabus zu brechen.

Ausgeprägte Winter zeigen, wie anfällig beispielsweise das Verkehrswesen ist, sie beweisen aber auch, wie die Zivilisation sehr effektiv Schutz vor der Kälte, Nässe, Dunkelheit und auch vor Hunger ermöglicht. Dem Massenmenschen, zumindest in Mitteleuropa und Nordamerika, kam allerdings das Einfühlungsvermögen in die Jahreszeiten abhanden, trotz oder gerade wegen technischer Ausstattungen ist das Verhalten von stupidem, den natürlichen Verhältnissen gegenüber unangepasstem Forderungscharakter geprägt. Läuft es dann nicht mehr so ganz rund, ist ein sinnloses „Spezial“ im Fernsehen die zusätzlich aufbauschende Folge. Dabei könnten einfachste, rechtzeitige Vorsorgemaßnahmen so manchem „Chaos“ von vornherein jegliche Grundlage entziehen.
Der Wechsel der Jahreszeiten inszeniert ein ergreifendes Schauspiel, dem von massenmenschlicher Seite her die Zuschauer mehr und mehr weglaufen – als eine Folge um sich greifender Ignoranz. Damit verliert der Interimsmensch wesentliche Hintergründe der Selbstfindung, er vegetiert im aufgeblasenen Sensationsvokabular von Gedankenlosigkeit und Massenkonformität, die fragwürdig mit Konsumrausch kompensiert werden sollen.

Oft liege ich mit geschlossenen Augen in meiner Sauna, während ich über globale, auch kosmische Zusammenhänge nachdenke. Beim Blick auf die Sanduhr an der Wand kann ich manchmal nicht glauben, dass sie schon wieder abgelaufen ist. Wird eine Abkühlung im Schnee möglich, empfinde ich das folgende Wiederaufwärmen umso anregender. So manches Konzept, so manche Idee verdanke ich diesem kleinen Refugium. Anschließend am offenen Kamin, der durchaus auch eine Absicherung für einen eventuellen Heizungs- oder Stromausfall bedeutet, setze ich meine Entwürfe im Geiste fort oder höre wirklich zu bei einem klassischen Konzert, vielleicht auch bei nostalgischem Rock und Pop. Selten lese ich Romane, denn das Leben schreibt genügend echte. Ich kann mich aber tief einlassen auf bestimmte Sachthemen, das geht so weit, dass ich mich mit den beschriebenen Phänomenen identifiziere, etwa mit der gesicherten Erkenntnis, dass auch der Mensch aus Sternenmaterie besteht. Oder, dass wir ungeahnt viele Gemeinsamkeiten mit den Tieren aufweisen.

Aufbauend auf all den großen und kleinen Zusammenhängen entwickelte ich die kosmonomische Philosophie, eine logische und einfühlsame Sichtweise der Welt.

Ich bin ein Freigeist. Und so sagte mir erst dieser Tage ein Zeitungsredakteur sehr treffend: „Einige Freigeister muss unsere Gesellschaft vertragen können. Es mag schon sein, dass der eine oder andere Sie deshalb auch schneidet.“
Was geschähe wohl, kam mir der Gedanke spontan, wenn kurzfristig immer mehr Freigeister auftauchten?

Doch ich bin Realist, unsere Zahl wird noch über Generationen verschwindend klein bleiben. Denn ein Freigeist, der den Namen verdient, denkt immerhin so komplex, dass er sich keiner Ideologie, damit keiner Partei und schon gar keiner Religion anschließt.

Die Grundfläche meiner „kleinen Freiheit Hohefeld“ erweitere ich im Sommerhalbjahr gerne um knapp zehn Quadratmeter meines Wohnwagens. In diesem Sinne bin ich ein begeisterter Europäer, der den Einigungsgedanken vor allem nach der grausamen Geschichte des Abendlandes zu schätzen weiß. Die Brüsseler Bürokratie jedoch sehe ich als Gefahr für die Bürger, für den Fortbestand der Europäischen Union überhaupt.
Unter den zahlreichen Reisezielen ist seit langer Zeit Südfrankreich mein Favorit, alljährlich verbringe ich mehrere Wochen an der Cote d’Azur und häufig auch im Roussillon.
Das hat fast unbewusst etwas mit den französischen Freiheitsidealen zu tun, aber besonders mit der Freiheit des kultivierten, keineswegs spartanischen Campings. Kontakte ergeben sich zu allen möglichen Nationalitäten und zum Gastland und seinen Leuten, ohne zu eng und aufdringlich zu werden. Reiserouten und Termine stimme ich oft mit Campingfreunden ab.
Fasziniert bin ich seit jeher von der Meeresküste und der nicht zuletzt durch weltberühmte Maler dokumentierten Einzigartigkeit des Lichts in der Provence und an der Cote d’Azur.
Immer wieder zieht es mich noch vor dem Frühstück an den Strand. Früher joggte ich, doch immer häufiger verweile ich einfach stehend, sitzend, liegend, atme die kühle Luft, vergesse die Zeit, empfinde die sanfte Wärmestrahlung der aufgehenden Sonne, beobachte den Horizont, vereinzelte ferne Schiffe und Boote, die weite Dünung, Möwen und springende Fische, begegne eher selten menschlichen Frühaufstehern, vielleicht einem stillen Angler. Sogar bei Seenebel lockt der Strand mit seinen verhaltenen Lebenszeichen im Hintergelände oder durch das Plätschern, auch das aufschäumende Rauschen des Meeres. Skurril meditierende Sonnenanbeter sah ich und überbliebene Strandschläfer der vergangenen Nacht und auch Müllreste der Trinkfesten.
Bei sommerlichen Temperaturen begrüße ich meinen Tag ganz speziell während des unmittelbaren Sonnenaufgangs und schwimme dem Widerschein des Lichts auf dem Wasser entgegen, unbekleidet, in der meiner Meinung einzig natürlich gerechtfertigten Weise. Als ich eines Sonntagmorgens in Kroatien an der Felsenküste eintauchte, klangen von jenseits der Bucht Kirchenglocken herüber. „Natürlich auch hier“, mäkelte ich innerlich, und einige Möwen, nicht weit über mir spotteten. Wahrscheinlich aber über mich – oder vielleicht einfach nur ihrer Gewohnheit folgend.

Gleichgültig, wo ich mich aufhalte, versuche ich so intensiv wie möglich die Situation zu erfassen, ich nenne es, Leben zu vergegenwärtigen. Doch immer wieder zweifle ich auch an meiner Auffassungsgabe, wenn ich in nachfolgenden Erinnerungen Einzelheiten offensichtlich doch nicht so ganz verinnerlichte.

Freiheit kann nur wurzeln in persönlichen bewussten Erfahrungen und Kenntnissen, vor allem in interessierter Wachheit.
Wach kann man überall sein, aber nicht zu jeder Zeit. Man braucht Ruhephasen und Ruheorte.
Ich beklage, dass die gegenwärtigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, dem nicht entsprechen können.

Übrigens Freiheit misst man natürlich nicht in Quadratmetern und nicht in Reisekilometern, sondern verbindet sie mit Eigenverantwortung und Eigeninitiative, den eigentlichen Antrieben bewusster Lebensführung.
Viel zu kurz ist die Zeit, als dass ein gesunder Mensch sie sich selbst überlassen könnte.

Erkennt der Mensch die gegenwärtigen Zusammenhänge, ihre Herleitungen aus der Historie, in ihrer Bedeutung für die Zukunft, entdeckt er die Kräfte, besonders auch die Drahtzieher im Hintergrund, so erlangt er einen freien Überblick, der ihm freiheitliche Entscheidungsmöglichkeiten erschließt, das religiös-traditionelle Jammertal des Mainstreams zu überwinden.

Nicht die eingeschweißten vorgetäuschten Lebensweisheiten, angefangen beim Osterhasen, über Weihnachtsmänner, Engel, Heilige, Wunder, Geister, Dämonen, Teufel, Götzen und Götter bis hin zum reinkarnierten oder „ewigen“ Leben, berühren das Gemüt, sondern die Lebensfreude an aufgeklärter Analyse und einer fundierten, weitgehend angst- und furchtfreien Lebensführung. Die freie Hinwendung zum Leben und nicht zum Totenkult oder zur hohnsprechenden Apokalypse, sondern zur eigenen Wertschätzung wie der des Mitmenschen begründen ohne alberne Verdrängungsmechanismen die Anerkennung, dass auch der Tod sinnvoll und logisch ist.
In konkreten humanen Maßnahmen, Verhaltensweisen und in menschenwürdiger Vorsorge lässt sich das häufige Leiden vor dem Tode nicht nur lindern, sondern minimieren.

Das bisherige Hauptproblem eines Freigeistes besteht in der völligen Unvereinbarkeit seiner Welt mit den „geoffenbarten“ Scheinwelten. Er wird darüber hinaus nicht ohne gewisse Irritationen feststellen, dass mancher angebliche Freigeist so frei war, mit ziemlicher Dünkelhaftigkeit seine Ansichten als „Lehre“ anzupreisen, sodass sich missionierende „Jünger“ und „Gemeinden“ um ihn scharten. Philosophen, Psychologen und Soziologen sind da federführend: Freudianer, Kantianer, Hegelianer oder Epikureer, Marxisten oder „Frankfurter Schule“ und so weiter. Oft erscheint die Sprache solcher Autoren dogmenhaft, absolut, als hätten die Urheber mathematische Beweise für ihre Behauptungen zur Hand.

Die kosmonomische Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Art der Weltbetrachtung, die sich aus der Welt selbst ergibt. Das bedeutet konkret:
Das Leben strebt zum Leben, beim Menschen aber nicht raubtiergemäß, sondern unter menschenwürdiger Nutzung von Intelligenz, Wissenschaft und Technologie zur Abmilderung und Beseitigung natürlicher Widrigkeiten. Solche Anstrengungen können vielfältigster Art sein, sie gehen alle davon aus, dass das Individuum wie die gesamte Menschheit vor allem Teil des Kosmos ist und alles Leben, besonders aber das humane hauptsächlich vor diesem Hintergrund und nicht auf der Provinzbühne unsinniger Götterkreationen gestaltet werden kann.

Meine kosmonomischen Ausführungen haben zum Ziel, den Menschen für das Leben anzuregen, unter allen Umständen Menschenopfer im weitesten Sinne zu verhindern und zu einem neuen Bewusstsein wirklichen Friedens, achtungsvollen Miteinanders, optimistischer Schaffensmoral, angst- und gewaltfreier Entfaltung und gelassenen Alterns aufzumuntern.

Als Autor benötige ich dazu keine Netzwerke und keine Parteien oder Vereine, keine Institutionen. Ich führe auch keine Kampagnen, wie ich sie seinerzeit gegen die Astrologie, sogar durch Medienspektakel in Szene setzte. Ebenso sehe ich inzwischen wenig Sinn, mich etwa wie früher in der „Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.“ (GWUP) oder in anthroposophiekritischen Gruppierungen aufklärerisch zu engagieren, denn mit „Glaubenden“ kann man nicht sinnvoll diskutieren, da ihr Selbstverständnis auf gänzlich anderer Ebene ruht. Meine Lebenszeit verschwende ich nicht mehr dafür, weil ich weiß, dass ich niemanden aus den Millionen von Religiösen, Esoterikern und Ideologen bekehren kann. Lediglich Zweiflern mag ich vielleicht Entscheidungshilfen anbieten und den sowieso Aufgeklärten vielleicht eine willkommene Bestätigung.

So ist das Niederschreiben meiner kosmonomischen Sicht nichts anderes, als Signale nach Außen zu setzen, Signale aus meinem eigenen Selbstverständnis, das es mir verbietet, mich einzuigeln, etwa das Leben eines schrulligen Einsiedlers zu führen.
Ich habe der Welt etwas zu sagen, nicht weil ich einer Idee folge, sondern weil ich ein inzwischen in freiheitlichen Wurzeln verankertes persönliches Leben errungen habe, das durch die Veröffentlichungen keineswegs einem „Outing“ gleichkommt, sondern eher der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Hineinschauen müssen die Menschen schon selbst, und wer das nicht kann oder will, bleibt für mich immer noch ein Mensch, mit gleichen Rechten und Pflichten wie alle zivilisierten Bürger der Welt.
Menschenverachtung, Ausbeutung, Unterdrückung, Verlogenheit und Indoktrination erfordern aber entschiedenen menschenwürdigen Widerspruch, nicht Gewalt, aber klare, eindeutige, nicht diplomatisch verkorkste Sprache als einziges Mittel von Verständigung.
Verständigung ist nur durch Verstehen möglich, durch Verstehen der Natur, von der wir Menschen, ich erwähnte es bereits, ein nicht unwesentlicher Teil sind. Und besonders in dem Zusammenhang erscheint die Zeit als weiterer Faktor der Natur. Schnelllebigkeit meint letztlich, ob man es wahrnimmt oder nicht, Leblosigkeit in der Form des Vegetierens.

Auch meine „kleine Freiheit“ muss ständig kultiviert werden, soll sie nicht ihren Status verlieren. Das bedeutet auch körperlich-handwerkliche Arbeit und ebenso wirtschaftliches Kalkulieren, und es verdeutlicht auch unvermeidbare Abhängigkeiten. Diktaten von Öl- und Stromkonzernen kann ich mich kaum entziehen, propagierte „Anbieterwechsel“ stellen in der Praxis Augenwischerei dar, Steuer- und Finanzgebaren sind durch mich nicht beeinflussbar.
Eine alte Weisheit empfiehlt zu erkennen, was man nicht ändern kann, um sich nicht sinnlos aufzureiben. Das aber, was man mit lebendigen Sinnen und erfahrenem Urteilsvermögen zu ändern vermag, ist eine solche Vielfalt, dass es keinen Grund zum Fatalismus gibt.

Ich kann mich jedoch nicht von der Sorge befreien, dass im globalen Maßstab zwar nicht die Mehrheit der Menschen, aber sehr wohl die meisten politisch Mächtigen rundheraus friedensunfähig sind.
Unfähig, weil sie Gefangene ihrer egoistischen Eitelkeiten sind und nicht die Spur einer kosmonomischen Erkenntnis, geschweige denn Empfindung besitzen.
Nicht wenige dieser Narzissten spielen ihre Rollen als Marionetten, deren Strippen die Clans der archaischen Denkmuster ziehen.

Aufklärung gibt es vereinzelt schon immer, als gesellschaftliches Gütekriterium muss sie erst noch auf die Welt kommen.

Montag, 3. Januar 2011

Sequenzen von Skepsis (53)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

636
Eine Justiz, die Gefangenen eine Intimsphäre verweigert, ist zu beklagen.

637
Grenzenlos ist die Maßlosigkeit und führt so ans Ende.

638
Das Glück des Schlafs speist den wachen Geist.

639
In einer verschlafenen Gegend versäumst du nicht viel, verschläfst aber vielleicht alles.

640
Jeder Tag hat seine irreale Realität.

641
Ein Fragezeichen kann Ratlosigkeit bedeuten,
ebenso aber den Aufbruch zu klaren Antworten.

642
Deckt das Bild nicht den Wert der Farben ab,
sieht der Maler vielleicht tiefgründiger.
Geraten die Noten in Vergessenheit,
war die Komposition vielleicht zu fein.
Bleibt das literarische Werk unbeachtet,
ist es vielleicht zu scharfsinnig.
Merkmale des Urheberrechts.

643
So viele kosmische Drehmomente erzeugen manchen Schwindel.

644
Komprimiertes Denken ist druckerprobt.

645
Sprüche kommen spontan oder bedacht;
das Maß solcher Verse liegt in der Verbindlichkeit.

646
Der Kriegsgrund ist zumeist weit hergeholt.

647
Linderung und Befreiung von Schmerzen und die Vertreibung von Angst bilden die Säulen in der Architektur aufgeklärter Humanität.

648
Jede Nachricht möchte zweifach geprüft sein: auf den Inhalt und auf den Überbringer.

649
Vasallen und Lakaien vertiefen sich in das für sie Allerwerteste.

650
Das Gerüst des Universums besteht in Strukturen, die im Makro- wie im Mikrokosmos erkennbar werden und die man durch eigene bereichert.
So beschreibt sich das Denken.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Kosmonomische Freiheit

Nachdem in der Ausgabe 15 (Jan. – März 2010) des inzwischen dreisprachigen Magazins „Contemporary Literary Horizon“, Bukarest, Rumänien, mein Artikel „Cosmonomic Freedom“ erschienen ist, wurde er jetzt in der Anthologie „Contemporary Literary Horizon“ dreisprachig, deutsch, englisch und rumänisch, veröffentlicht.
Aus diesem Anlass bringe ich die deutsche Version noch einmal in meinem Blog, auf Englisch stellte ich ihn im Februar 2010 vor.

Kosmonomische Freiheit

Es ist ganz offensichtlich, dass es keine totale Freiheit gibt, denn wir sind alle geprägt durch den Ort und die Zeit unserer Geburt, wir hängen von unseren Eltern ab, von der umgebenden Kultur, von unserer physischen und mentalen Verfassung und von vielen Faktoren mehr.
Aber viele von uns haben eine gemeinsame Vorstellung von Freiheit, wenn wir über die Menschenrechte, über Demokratie nachdenken, wenn wir über Zivilisation sinnieren.

Unter dieser Betrachtung scheint die Situation der Völker rund um den Globus während der letzten Dekaden keinen wirklichen Fortschritt aufzuweisen, denn die Freiheit wird einfach verraten.
Verraten besonders durch Regierungen und Gesellschaften, die vorgeben, freiheitlichen Idealen zu folgen, aber tatsächlich andere Nationen und die Natur allgemein wie im Besonderen zu ihren eigenen Gunsten ausbeuten.
Die meisten Länder der Welt sind nicht frei und nur einige Nationen besitzen einen Status von „Halb-Freiheit“. Das ist die enttäuschende Wahrheit der Gegenwart.

Freiheit meint in jedem Falle das Recht und die Möglichkeit, ohne persönliche Nachteile oder gar Bestrafungen zwischen bestehenden verschiedenen Optionen zu wählen.

Da die Leser vom Contemporary Horizon Magazin über die Welt verteilt sind, bin ich mir sicher, dass die meisten von ihnen ihre eigenen Erfahrungen mit offenen und versteckten Restriktionen in ihren Ländern haben.

Aber Freiheit ist eine internationale Forderung, die jede individuelle Person betrifft.

Freiheit ist eine Angelegenheit

von Ausbildung und Wissen,
von Menschenwürde,
von Gleichberechtigung,
von Gewaltfreiheit,
von verantwortungsvoller Wissenschaft,
von allgemeiner Wohlfahrt und Gesundheitsfürsorge.

Jedes dieser Signalwörter ist es wert, darüber ausführliche Bücher zu schreiben.

Freiheit wird konsequent ausgelöscht

durch Rassismus,
durch Nationalismus,
durch Faschismus,
durch Kommunismus,
durch Kapitalismus,
durch Militarismus,
durch Geheimdienste,
durch Bildungsmangel,
durch Religion,
durch esoterischen Aberglauben,
durch Fundamentalismus,
durch gleichgeschaltete Medien,
durch Hungersnöte,
durch Umweltzerstörung,
durch Errichter von Mauern und durch Lügner,
durch moderne Sklaverei.

Und diese Signalwörter stehen nicht nur für künftige Buchprojekte, vielmehr füllen sie bereits die Bibliotheken mit ihren blutigen und grausamen Geschichten.


Als Dreizehnjähriger floh ich mit meinen Eltern wegen politischer Verfolgung von Ost- nach Westdeutschland. Ich hatte Glück, denn auf den ersten Blick ist das kapitalistische System bei weitem freiheitlicher. Und das ist der Grund für mich, für die Freiheit zu schreiben.
Wir sind es – in den „halb-freien“ Ländern! Wer sonst sollte seine Stimme erheben?!

Vor diesem Hintergrund entwarf ich die kosmonomische Philosophie (Siehe „The Cosmonomic Manifesto“, Contemporary Horizon, Nov. 2009) und ich bin mir darüber im Klaren, dass es sich um eine idealistische Betrachtung der Menschheit handelt.
Aber glaubt jemand, man könne Tyrannei ohne Ideale überwinden?

Wir brauchen eine lebendige Perspektive. Ich lege die kosmonomische Philosophie jedem Bürger der Welt nahe, indem ich weiß, dass meine vorgeschlagene Betrachtungsweise niemals auch nur eine Person töten wird.

Aber Kosmonomen müssen vorsichtig sein in Bezug auf die
archaischen Verhaltensweisen jener, die Freiheit predigen und die Segel setzen für Krieg und Terrorismus.

***
Ich bin bisher einziger deutscher externer Mitarbeiter des Magazins, welches Medienpartner der Universität Bukarest ist.

Montag, 27. Dezember 2010

Sequenzen von Skepsis (52)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

621
Machtmenschen verkörpern exemplarisch das Interim.

622
Grenzwerte in Wissenschaft und Technik definieren nicht selten ungenierte ideologische Einflussnahme.

623
Das Kreuz des Glaubens zu tragen, ist Ausdruck der Wahrnehmung: ein X für ein U.

624
Aus Worthülsen aufgeblasene Sätze bilden sprachlichen Abfall von Kultur.

625
Panikmache ist die Pandemie, deren Impfstoff nie entwickelt wird.

626
Dem Kesselwahn der globalen Erwärmung entdampft ein frostiges Klima.

627
Manchem Leichtfuß reicht das Wasser bis zum Hals; sein Lebenskonzept steht kopf.

628
Die Masse ruft nach Gott, denn sie ist träge.

629
Wer sich durchboxt, muss einiges einstecken.
Wer sich durchbeißt, hat viel zu verdauen.
Wer sich durchspielt, muss treffen.
Wer sich durchmogelt, macht manches möglich.

630
Man sollte beim Berechnen einrechnen, dass sich nicht jede Rechnung rechnet.
So wird’s berechenbar.

631
Ein wirklicher Mensch übt keine Rache.

632
Auch der Massenmensch muss individuell mit Individuen auskommen, will er ohne Einkommen, gar noch mit Nachkommen nicht verkommen.

633
Ernüchternd, wie viele Kirchenkritiker auf menschenverachtendem Niveau argumentieren. Waren sie zuvor gläubig, geht die Saat offensichtlich auf.

634
Rollt erst einmal der Zug des Irrtums, fährt die gesamte Masse – Mensch und Material – in die verkehrte Richtung. Aber schon am nächsten Haltepunkt könnte man umsteigen. Man muss allerdings merken, dass man im falschen Zug sitzt.

635
Hohl aufgetragenes akademisches Gewäsch überzieht die Moderne mit dem Abschaum der tatsächlichen Ahnungslosigkeit. Dieser Müll verfügt über eine besonders kurze Halbwertszeit – nicht etwa zu seiner Zersetzung, sondern um sich zu verdoppeln.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 17. Dezember 2010

Undenkbar ... unglaublich

Es begab sich zu einer Zeit, da wurde das Denken eingestellt.

· Als ein „Gott“, allwissend und allmächtig, die Menschheit schuf, ahnte er wohl nicht, wie aufsässig, dadurch schuldig und erlösungsbedürftig sie würde.

· Der Allwissende wusste aber nach Tausenden von Jahren Rat zur Erlösung: Jemand musste stellvertretend dafür büßen, möglichst grausam sterben. Das war sich der beleidigte „Gott“ schuldig.

· Da der Allwissende kein normales Menschenopfer für würdig hielt, schwängerte er mit Hilfe seines „Heiligen Geistes“ eine menschliche „Jungfrau“. So würde das Opfer göttlich werden.

· Erbärmlich wie die Geschichte bisher, wurde das Menschlein in einem Stall geboren, und irgendwelche zufällig anwesenden Hirten wie später gesandte „Weisen“ wussten durch engelhaften Spuk sofort um die „Göttlichkeit“ des armen Kindes in der Krippe.

· Dem Allwissenden gefiel die Notsituation, schließlich hatte er das Knäblein als „Opferlamm“ gezeugt. – So etwas nannte er in seiner unendlichen Güte Vaterliebe.

· Der später gemarterte „Gottessohn“, der in der „Dreieinigkeit“ zugleich „Gott“ wie „Heiliger Geist“, also allwissend war, brachte dann – wohl an sich selbst – eine Bitte hervor: „Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Oder er fragte: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er zeigte sogar Verständnis für seine Mörder: „Sie wissen nicht, was sie tun.“ – „Gott“ (er) hatte sie ja so geschaffen.

Und das alles heißt „frohe Botschaft“, „Frieden auf Erden“ und „Großer Gott, wir loben dich“.
Blut floss und fließt reichlich im Namen dieser „Gottesgüte“; sie verhinderte klares Bewusstsein, wissenschaftlichen Fortschritt, Gewaltfreiheit, humane Würde, menschliche Wärme, gibt vor allem den Hoffnungslosesten vor Ort des Leidens, im Krankenhaus, Altenheim oder auf dem Schlachtfeld vorgegaukelte Hoffnung auf ein Jenseits, das dafür sorgt, dass sich bis heute unvermindert die Religionen in ihrem stets gleich skurrilen Gotteswahn ganz diesseitig gegenseitig zerfleischen.

Da sind die grandiosen, für immer bewundernswürdigen Kunstwerke und Leistungen auf vielen Gebieten, welche aus Gottergebenheit entstanden, lediglich ein Mittel zu weiterer Verführung. Sie haben unschätzbaren Wert als historisches Erbe, darüber hinaus weisen sie keine Zukunft für die Entwicklung der Menschheit, es sei denn in die Apokalypse. – Aber das ist ja das ewige Gerede der Religionen: Weltuntergang bis hin zum neuen Klima-Gott!

Der Interimsmensch pflegt von Kindheit an seine Gottesfurcht, das ganze Leben eine fortwährende Angst, an die er glaubt, weil er nicht denkt, obwohl er sich nach Frieden und Geborgenheit sehnt.

Ich wünsche eine besinnliche Zeit an der Schwelle des Jahres 2010 zu 2011.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Alle Macht gehe vom Volke aus ...

... klingt sonntäglich schön.
Wie aber, wenn das Volk mehrheitlich unwissend, desinformiert oder uninteressiert ist?
Sollte dem wirklich so sein, stellt sich die Frage nach den Gründen.

Eine kurze Beschreibung des heute üblichen demokratischen Vorgehens gibt Aufschluss. Mit der Wahl von Parteien und ihren Kandidaten gibt das Volk im wahren Sinne des Wortes seine Stimme ab und ermöglicht es den so Erkorenen, ihre Machtneurosen offen und ungeniert auszuleben. Dies geschieht in jeweils ideologisch engem und lernunfähigem Selbstverständnis, sodass Inkompetenz vorherrscht.
Da Inkompetenz aus sich selbst heraus selten zur Einsicht gelangt, verfestigen sich Systeme von Krampf und Murks.

In solcher Ohnmacht voller Aktionismen entgeht allgemein, dass sich die wirklich Mächtigen in den Institutionen und Konzernen des wuchernden Kapitals bedeckt halten; an ihren Strippen hängen die Regierungen, gleichgültig welcher Partei.
Konzerne und Kartelle bestimmen die Politik, sie bestimmen über die Völker – nicht umgekehrt.

Deshalb sind die Völker unwissend, nicht zuletzt durch mangelhafte Bildungssysteme, sie sind desinformiert durch verlogene Meinungsmonopole, und sie sind uninteressiert, weil sie entweder ihre Lage erkennen und resignieren oder einfach nichts davon durchschauen.

Als traditionelle Steigbügelhalter der Verhinderung von klaren Einsichten mischen Religion und Esoterik mit, die sich seit jeher mit den Mächtigen verständigen.

So aussichtslos die Lage erscheint, favorisiere ich dennoch eine demokratische Weiterentwicklung weg von Parteien hin zu Persönlichkeiten, welche direkt vom Volk gewählt werden und allein ihm gegenüber rechenschaftsverpflichtet sind.

Nicht Ideologien, nicht Lobbyismus, noch Wahlkampftheater helfen weiter, sondern persönliche Verantwortung, Qualifikation, Ehrlichkeit und Verbindlichkeit.
Das Volk wüsste sehr schnell, wem es zu seinem eigenen Vorteil trauen könnte.

Direkte Mitsprache des Volkes birgt gegenwärtig durchaus das Risiko, dass sich fehlinformierte Mehrheiten bilden. Unter den zuvor genannten Voraussetzungen aber würden sie sich recht bald selbst korrigieren.

Es geht nicht an, dass Einrichtungen und Unternehmen ohne jegliches politische Mandat Politik betreiben.
So bestimmt äußere ich das als kosmonomisch denkender Zeitgenosse.
Aber ich warne deswegen auch angesichts der etabliert verhärteten Fronten vor jeder „Revolution“, denn noch fraß jede Revolution ihre Kinder.
Gewaltlosigkeit ist Voraussetzung eines gesellschaftlichen Fortschritts, der sich wirklich nur evolutionär einstellen kann.

Ermutigen wir also alle gewaltfreien Bürger zur demokratischen Meinungsbildung und direkten Einmischung, zur konkreten Stimmabgabe und Machtkontrolle – nicht nur im Rhythmus von Wahlterminen!

Montag, 6. Dezember 2010

Sequenzen von Skepsis (51)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

605
Das überkommene Sexual-Ethos
zeugt wie selbstverständlich die Doppelmoral.
Ein lebendiger Verstand schätzt die Leidenschaft,
nicht frigide Prüderie, weder impotenten Manneswahn,
noch klerikale Inkompetenz.

606
Musik ist der Auftakt zum Kosmos.
Banausen pfeifen darauf.

607
Menschliches Leben im Einklang mit den Naturgesetzen
wäre die tägliche Festandacht von Bildung.

608
Nur Schein, der Heiligenschein!
Scheinbarer Anschein kommt zum Vorschein,
augenscheinlich nur bei Skulpturen und auf Bildern,
also ein Trugbild.

609
Der im Kapitalismus systemimmanente unlautere Wettbewerb treibt auf dem Feld der Politik bunte Blüten, sogar Nachtschattengewächse streben ans Zwilicht.

610
Verschlossene Akten schließen Geschichtsfälschung durch Siegerwillkür ein.

611
Wenn das Spezielle selbstverständlichen Status erreicht, mag das zunächst die Zivilisation aufwerten.
Der Seltenheitswert ist aber bald dahin und Routine führt in die Gedankenlosigkeit.
So ist das mit der Freiheit.

612
Reist man im Zug der Zeit, mag sich das Leben kurzweilig abspulen.
Man sieht den Zug aber nicht, auch nicht das Gleis, spürt keinen Fahrtwind,
hat kaum Orientierung.
Will man den Zug erkennen, muss man sich hinauslehnen.

613
Christliche Religion büßt, meditiert depressiv.
Nicht die Auferstehung – wie sollte sie auch – ist das Symbol des Glaubens,
sondern das Kreuz mit dem Leichnam.
Mensch, der du denkst, (er)löse dich!

614
Pressefreiheit? – Als ließe sich Freiheit freiwillig pressen!
Sie wird erdrückt.

615
Mit der Meinungsfreiheit macht man in endlosen Debatten systemtreuer Gremien kurzen Prozess.

616
In Kernkraftwerken spaltet man das Bewusstsein und überstrahlt das Entsorgungsproblem.

617
Gemäß freier Murkswirtschaft mutiert Kohlendioxid in den Wolken von Kühltürmen, zwischen Rotorblättern von Windmühlen und bei wachsenden Voltaik-Subventionen zu klimatischem Gift, gleichwohl zum Schmiermittel der Börse. – Ein pandemisch-ökonomischer Dienst am neuen und alten Gott Mammon.

618
Das Defizit an Sachverstand gegenwärtiger Politiker übersteigt die Milliarden an Schulden bei Weitem.

619
Politiker beten publikumswirksam, denn sie wissen nicht einmal dann, was sie tun.

620
Schauspielern verdreht manchmal die eigene Rolle den Kopf.

*****
© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 29. November 2010

Sequenzen von Skepsis (50)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

591
Die Wahl der Qual
praktizieren Folterer und ihre präsidialen Auftraggeber.

592
Die Milchstraße ist mit Sternen gepflastert.
Als Pracht-Boulevard der Aufklärung,
so anspruchsvoll, erhellend, entspannend.
So lebenswert.

593
Zeit erhebt den Anspruch des Bewusstseins,
auf Verinnerlichung.
Zeitgeist versprüht den Lack des Oberflächlichen.

594
Kirchtürme bellen Hirtenhunden gleich,
treiben und pferchen die Herde.

595
Schaut man auf bescheidenere Verhältnisse, könnte sich Zufriedenheit einstellen, jene Bequemlichkeit, die den Status quo liebt. – Zustände!

596
Entgleisen Gesichtszüge, hakt es im Stellwerk.

597
In Gruppen gibt man sich gern anders.
Man denke an Massenaufläufe, Fankurven und Parteitage, Kriege gar.

598
Erst implodiert die Intelligenz, dann explodiert die Zahl der Weltbevölkerung.

599
An einen aufgeklärten Staat muss man glauben, denn es gibt ihn nicht.
Bislang.

600
Fenster verraten viel.

601
In der Fremde zu Hause, so wie im Leben.

602
Oh, seltenes Glück,
gesund, geliebt und geborgen zu leben
und zu sterben!

603
Sehnsucht hat Moral.

604
Das reale Leben wird zu oft mit dem eigentlichen Leben bezahlt.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 26. November 2010

Skepsis gegenüber dem Klimawahn

Gegenüber dem Klimawahn kann man nicht skeptisch sein, sondern, wenn man auch nur etwas von Naturwissenschaft versteht, lediglich mit besorgter Verwunderung reagieren.

Was sich da als „wissenschaftlich“ aufheizt, kennt keine Skrupel, ist also Meinungsmache mit geballten Geschäftsinteressen, ist Ideologie, ausgewachsen inzwischen zu einer Pseudoreligion mit allen charakteristischen Unduldsamkeiten und Verachtungen einer demokratischen Diskussionskultur.
Wer es nicht glaubt, nehme sich die Zeit und lese nach bei
www.zeit.de/2010/48/U-Klimaskeptiker

Ein geifernder Artikel gegen „Klimaskeptiker“, der wissenschaftlich nicht eine einzige konkrete Argumentation enthält, aber Stimmung macht.
Es ist offensichtlich höchste Zeit, diese Journaille mit größter Skepsis zu lesen.

Mittwoch, 24. November 2010

Sequenzen von Skepsis (49)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

581
Wer den Menschen das Kreuz entgegenstreckt,
sie gar mit dem christlichen „C“ blendet,
soll in Demut seinen Kreuzweg angehen.

582
Reliquienverehrung stilisiert Knochenarbeit.

583
Rollenverständnis: Wenn rollendes Material kriecht oder steht,
ist Urlaub oder „Rush-Hour“.
Der Rubel rollt.

584
Mit jedem beförderten Dienstgrad fügt sich fester nur die Degradierung des Menschen zum Funktionspartikel eines Machtapparates.

585
Das erlesenste Ambiente wird mit Spießigkeit erstochen.

586
Denkvermögen und Logik bedingen einander.
Nähert sich einer der Faktoren gegen Null, folgt ihm das Produkt genauso.
So erklärt sich der Zustand der Menschheit.

587
Eine Gesellschaft, die sich nicht eindeutig, konsequent von Foltermaßnahmen distanziert – vielleicht aus falscher Freundschaft zu Folterern – wird nie frei sein, denn die Rache der Gefolterten folgt.

588
Leibesertüchtigung, Leibeserziehung;
so ungelenk wie stimmig diese Wortkonstruktionen.
Gewinnoptimierend verkürzte man sie zu Sport,
jenem weiten Feld satter Kapitalinteressen,
mit feistem Chauvinismus und fettem Lokalpatriotismus.
Werbebanden überall. – Ein Doping-Fall.

589
Es gibt private Felder, die pflügt man nicht um,
es sei denn, man will sie umbrechen.

590
Wer immer Frieden will, mag schweigen.
Er wird daran sterben und sanft ruhen,
denn er verrät den Pazifismus.
Feige meidet er die Bühne des scharfen Wortes,
die Arena der charakterstarken intellektuellen Auseinandersetzung.
Nur sie aber kann Krieg verhindern.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 22. November 2010

Es grünt, bevor es braun wird

Während die bisherigen „Volksparteien“ ein jämmerliches Schauspiel inszenieren, profitieren die Grünen/Bündnis90 in den Wählerumfragen. Das ändert zwar noch nichts an der Regierung, besitzt aber zweifellos einiges nicht zu unterschätzendes Potenzial dazu.
Ich zitiere zunächst aus meinem Buch „Menschliches Glauben“, Novumverlag, 2008 unter der obigen Überschrift, bereits im März 1998 verfasst:

„ Fakt ist (genauso), dass ein „grünes Bündnis“ - als wüsste die Historie nicht von den merkwürdigsten „Bünden“ zu berichten - die Demokratie mit Füßen tritt. Es gibt Entscheidungen einer demokratisch eingesetzten Regierung und eine Minderheit nimmt sich heraus, dermaßen dagegen vorzugehen, dass Zigtausend Sicherheitsbeamte zum Einsatz kommen müssen, um das Fortführen der Regierungsgeschäfte zu gewährleisten. In den Parlamenten wird von Abgeordneten betont, nur „friedlichen Protest“ unterstützen zu wollen. Dass dies sogar bei Politikern überhaupt nötig erscheint, zeigt die offene Wunde der Demokratie auf: Minderheiten pauken ihre „Rechte“ mittels Sabotage durch, indem sie beispielsweise Bahngleise unterhöhlen, ohne auch nur zu fragen, wer die bezahlt hat, wer die Menschen sind, die als Beamte diese Anlagen schützen müssen, und ob die Mehrheit der Menschen in diesem Staat einen derartigen Aufmarsch dieser narzisstischen Szene gutheißt. Narzissmus, das heißt Selbstverliebtheit, ist die Vorstufe des Nazismus, des Wahns, im völkisch oder ideologisch bedingten Auserlesensein die eigenen Interessen und Anschauungen gewaltsam bis hin zur Eskalation durchzusetzen. Auch ein Adolf Hitler beschwerte sich stets über die inkompetente Bevormundung von Pragmatikern, auch er pflegte in jeder Hinsicht theatralische Inszenierungen, auch er pfiff auf die Demokratie, wenn es um Massenmobilisierungen ging. ... Grüne sind überhaupt keine Sympathisanten der NSDAP - um Gottes willen!
Ihre Glaubensmechanismen indes bringen mit ihren erdigen Männern und strickenden Frauen jene Typen hervor, die uns unter Schuldzuweisungen weismachen wollen, was Leben ist. Nicht wenige sind esoterisch angehaucht, so manche anthroposophisch reinkarniert und abgehoben auf dem Egotrip, immer unduldsamer gegenüber Andersdenkenden. ....“

Völlig dem Klimawahn verfallen, haben Grüne und ihre Mitläufer den Klimawandel bereits zur Pseudoreligion erklärt, und in diesem Sendungsbewusstsein bekämpfen sie abweichende, vor allem wissenschaftlich sauber begründete Meinungen und Ansichten. Nonkonformisten werden beispielsweise als „Klimaskeptiker“ oder gar „Klimaleugner“ verunglimpft und verleumdet.
Wenn nun die grüne Ideologie bei Wählerumfragen dennoch immer günstigere Werte verzeichnet, müssten längst die demokratischen Alarmglocken läuten.
Doch eine naturwissenschaftlich ungebildete Masse erkennt weder den geballten Unsinn noch die damit einhergehende finanzielle Abzocke und auch nicht den totalitären Gleichschritt der Medien.
Die Saat der naturwissenschaftlichen Vernachlässigung im Bildungssystem geht auf.

Es wird die Zeit kommen, da man fragen wird: „Wie konntet ihr da nur alle mitmachen? Habt ihr davon wirklich nichts gewusst?“

Freitag, 19. November 2010

Der Terrorismus hat eine ganz andere Qualität

Was man in diesen Tagen in Deutschland erlebt, ist ein ganz eigener Terrorismus.

Es handelt sich um einen medial gleichgeschalteten Anschlag auf die Intelligenz der Bevölkerung, gespickt mit Lügen, vagen Behauptungen und haltlosen Verunsicherungen, wie sie noch bei jeder Pandemie a la Waldsterben, Rinderwahnsinn, Vogelgrippe usw. erprobt wurden.

Der Zweck ist eindeutig: Man will mehr Kontrolle über den Bürger durch verschärfte Demokratie-Einschränkungen, und man will ihn zur Kasse bitten, nicht zuletzt, weil auch all diese akuten Aktionismen Kosten verursachen.

„Eines der einträglichsten Geschäfte ist das des Angsteinflößers.“ schrieb ich erst vor wenigen Tagen in mein Aphorismen-Manuskript und auch das:
„Wahrnehmen, erkennen, gestalten - das ist Perspektive. Sie scheitert oft schon am ersten Kriterium.“

Dabei soll gar nicht geleugnet werden, dass reale terroristische Bedrohungen sogar recht wahrscheinlich bestehen.
Der Grund dafür aber liegt in einer unfriedfertigen Bündnis- und Außenpolitik Deutschlands, das ungerechtfertigte amerikanische Interessen unterstützt, obgleich diese im Gegensatz zu den Menschenrechten stehen.
Mehr noch, sie sind Verbrechen an der Menschheit!

Montag, 15. November 2010

Sequenzen von Skepsis (48)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

569
Eigentümlich, was wir uns als Eigentum aneignen. – Eigenartig eigen!

570
In Panik vor der eigenen Vergänglichkeit fliehen Menschen vor sich selbst.

571
Oh, stimmengewaltiger Frühling,
wie verstummst du in prüder Spießigkeit
und verklemmst dich im provinziellen Brauchtum.

572
Die Komik des Schweigens birgt die Dramaturgie des tragischen Aufschreis.

573
Staatlicher Gottesbezug vertuscht teuflische Kumpanei.

574
Ich rufe in den Wald und es antwortet das Rauschen vom einstigen Meer, auf dessen Grund die Bäume wurzeln.

575
Menschenwürde und Religion: „Oh, Herr, ich bin nicht würdig, ... .“ beten Christen in dem Bewusstsein, dass eben dieser Herr sie so geschaffen habe.

576
Erstaunlich, wie wir uns abfinden mit Abfindungen, die wir als ungerechtfertigt empfinden. Und die Abgefundenen finden sowieso nichts dabei, erfindet doch die findige Politik ihre Selbstfindung in eigentlich unerfindlichen Schuldenlasten für die junge Generation. Schuldige sind unauffindbar, denn wir finden uns nicht wieder in dieser Fundstelle der verhinderten Wahrheitsfindung.

577
Das Herz schlägt, es rast, es hämmert, pocht, es flimmert, kommt zur Ruhe, ist heiß, kalt, hart, weich, ist gut und wird zerrissen, gestohlen, lässt sich gewinnen, verlieren, es blutet und springt, zerbricht, wird auf der Zunge getragen, erobert, getroffen, es öffnet und erwärmt sich wie es sich verschließt und versteinert, wird schwer oder leicht, wird zur Mördergrube, erhebt sich, ist mutig, hat Töne, Rhythmus, Klappen und Kammern, zuckt muskulös, pumpt und speist die Reflexionen des Lebens, das evolutionäre Erwachen des Gehirns.

578
Manche Intelligenz von Prominenz
scheint eher eloquent denn kompetent.
Schwer nur auszuhalten,
wie Stroh gedroschen und zu Blattgold versponnen wird.

579
Geglaubte Täuschungen und Trugschlüsse
trennen den Interimsmenschen vom Ethos.

580
Der ultimative Zusammenhalt ist das Schweigen,
ehe es bricht.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Samstag, 13. November 2010

November: christliche Trauer"aufarbeitung"

Ich gestehe, dass der November nicht meine Zeit im Jahr ist, sosehr ich mich bemühe, möglichst jedem Lebensabschnitt viel Angenehmes abzugewinnen. Denn eines steht für mich außer Frage: Trotz aller Rückschläge und Widerwärtigkeiten braucht man im Leben Optimismus und vor allem bedarf es einer Öffnung zu den Menschen hin.
Dies allein fällt häufig sehr schwer, wobei die Ursache sowohl in der eigenen Verzagtheit wie auch in den Menschen liegt, mit denen man umzugehen hat.
Der November jedenfalls hält mit seinen diversen Totengedenktagen für mich ein reales Problem bereit: Die Trauer.

Oft frage ich mich, ob Trauer, die ich empfinde, nichts anderes ist als entrücktes Mitleid oder gar Selbstmitleid, das zwar einem realen Anlass entspringt, aber von einer surrealen Welt zeugt. Es ist deshalb so unangenehm, das eigene Verhältnis zur Trauer laut zu hinterfragen, weil die Zuhörer oder Leser allemal geneigt sind, daraus Forderungen an sie selbst zu erkennen.
Da ich jegliches Ansinnen in diese Richtung aufrichtig verneine, seien mir einige Bemerkungen zum Thema "Trauer" gestattet.

Der Tod an sich kann für einen naturwissenschaftlich geprägten Menschen nichts Schreckliches beinhalten, wohl aber der häufig leidvolle, tragische Weg des Sterbens. Die Problematik einer aktiven Leidensverkürzung, sprich Sterbehilfe, möchte ich hier gar nicht neu aufwerfen, sondern den Status des Todes charakterisieren.

Kann man allen Ernstes in Trauerreden Verstorbene persönlich ansprechen?
Definitiv besteht doch einzig und allein eine Wahrnehmung bei der Trauergemeinde; es handelt sich schlicht um einen Akt - bitte jetzt nichts Abwegiges interpretieren - der Selbstbefriedigung. Der Tote hat von dem ganzen Aufheben nichts mehr.
Dieses zu realisieren, scheint für mich ein wirklicher Weg der erleichterten Abschiednahme von Verstorbenen. Nichts geht mehr nach dem Tode; alles was man im Leben gegenüber dem Verstorbenen versäumte, falsch machte, lässt sich nicht mehr korrigieren. Jeder Versuch dieser Art ist nichts als auch scheinheilige Gefühlsduselei, die freilich von interessierter Seite mit „Aufarbeitung“ des Trauerfalls gravitätisch durchpsychologisiert wird.

Der Tod ist das logische und sinnvolle Ende, damit kann ich gut leben. Und dennoch wird mir das Dasein bisweilen schwer durch die direkte Konfrontation mit den Jenseitsgläubigen, denen ich in dieser Beziehung nicht zu folgen vermag, die aber von mir erwarten, dass ich ihren Totenriten respektvoll beiwohne, ja dass ich sie beispielsweise im Verwandtenkreis in Einzelheiten vollziehe.

Nein, der November, so wie diese Weltanschauung ihn geprägt hat, ist nicht mein Monat: Ich möchte niemals auf solche Art verabschiedet werden, zumindest müssen diejenigen, die mich dereinst auf herkömmliche Weise begraben wollen, wissen, dass ich dies ablehne.

Nun mag man fragen, warum ich all das eigentlich erzähle. - Ich denke, dass vielleicht eine ehrlich und offen geführte Diskussion über das Begehen entscheidender Stationen der individuellen Existenz einiges beitragen könnte zu einem entspannteren Verhältnis im menschlichen Miteinander.
Da fehlen einfach neue Antworten auf das mystische Weltbild.

Diesen Text verfasste ich im November 1997, veröffentlichte ihn in kleinerem Kreise und erneut im Jahre 2008 in meinem Buch "Menschliches Glauben", novumVerlag.

Samstag, 6. November 2010

Sequenzen von Skepsis (47)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

551
„Gott“ gibt es nur in Anführungszeichen.
Unter Berufung auf ihn führt man dennoch an, ein, aus, durch und vor.

552
Ähnlich einem Rasier- und Schminkspiegel,
schief am Haken oder am Teleskoparm fest,
ausziehbar, in beliebige Richtung schwenkbar,
sogar beleuchtbar, reflektiert die Politik ihre Fratzen.

553
Vergrabene Bücher brennen nicht.
So macht man das heute.

554
Gott sähe alles;
so blind ist der Mensch.

555
„Ehrlich währt am längsten“,
der schnelle Erfolg lächelt darüber.

556
Hektik verschwendet Zeit;
Gelassenheit genießt
und besinnt sich auf das Wesentliche,
sie weiß, was sie nicht zu glauben braucht.

557
Religion ist der Ruf nach Diktatur.

558
Gott hält sich Leibeigene.

559
Nächtlich erträumte Freiheit verblasst im Morgengrauen,
tags ersehnte Freiheit verglüht im Abendrot.
Einsame Gefangenschaft !

560
Das Geheimnis des Glaubens
offenbart den gepflegten Betrug.

561
Religiöse Kelche werden mit Blut gefüllt.

562
Das ewig Archaische
zwingt die Menschheit auf und in die Knie.

563
„Wie geht’s?“ fragt ziemlich empfindungslos nach dem Empfinden.
Empfindsamkeit ersparte Empfindlichkeiten.

564
Politiker sind so!
Sonst wären sie es ja nicht geworden,
machthungrig, unterschieden lediglich in zwei Kategorien:
Gewalt Duldende und Gewalt Anwendende!
Sie (be)dienen sich – nur sich.
Diplomatisch – ungelogen!

565
Das Vergessen haucht Frieden und führt in den Krieg.

566
Manche Gewohnheiten erfordern besonders dann Gewöhnung,
wenn sie wirklich gewöhnlich sind.

567
Behütete Köpfe sind die anfälligsten.

568
Die bezaubernde Bucht von St. Tropez erlangte durch einen Busen bigotte Berühmtheit.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 3. November 2010

Das Leben in Wahrheit

Wie ist das Leben wirklich, wenn man es ehrlich lebt? Oder lässt es sich nur im Schein, unwirklich und mit Unaufrichtigkeiten aushalten?

Um Antworten zu finden, will zunächst geklärt sein, was denn „wirklich“ ist. Und in Erweiterung dieser Neugier gipfelt die Frage gar in der Formulierung, was denn Wahrheit sei.
Man mache sich nichts vor, die klügsten Köpfe schrecken davor zurück, weil sie ratlos sind, sich günstigenfalls vielleicht an Umschreibungen wagen. Das darf nicht verwundern, denn Wahrheiten, so klar sie an sich mitunter sind, überfordern leicht, weil der Mensch teils aus Ahnungslosigkeit, teils aus Bequemlichkeit und Überlieferung den Schein als wirklich akzeptiert, ihn sogar feierlich stilisiert.
Mit anderen Worten: Er sehnt sich nach Wahrheit, während er sich häufig in der Lüge und Täuschung wohlig einseift. Er verlangt danach, süchtig im archaischen Muster, aber heutzutage selbstverständlich „aufgeklärt“ und „emanzipiert“.

Grundlage des Szenarios ist das Wunder des Lebens, das auch die höchste Wissenschaft noch nicht entschlüsselt hat, wenngleich sie zu Recht in Anspruch nehmen darf, epochal näher an die Antworten gelangt zu sein als alle anderen „Lehren“, die im Wundersamen dogmatisch verweilen müssen, um sich nicht selbst aufzulösen.

Geburt und Tod gelten gemeinhin und vordergründig als Lebensbeginn und –ende, werden aber wie selbstverständlich hintergangen, indem Menschen an Reinkarnationen und/oder an „ewiges Leben“ in einer anderen, nicht definierbaren Welt glauben. Undefinierbarkeiten bedeuten für die meisten Menschen „ihre Welt“, für die man nötigenfalls alles, sogar das eigene Leben unter Erlangung von Ehre und Ruhm opfert.
Mit Wahrheit hat das nur die Wirklichkeit gemeinsam, dass Leid erzeugt wird und der Tod massenhaft vorzeitig und grausamst eintritt. – Ideologisch begründete Wahrheit!

Eine weitere Wirklichkeit ist die, dass es eine Befreiung von ihr nicht gibt, weil sie Wahrheiten verachtet, lebt sie doch durch die getäuschte Imagination, die objektiv die Unwahrheit, letztlich das Belogensein pflegt, um in aufrichtiger Absicht und Gefolgschaft Falsches, Erlogenes weiter zu verbreiten.
Das ist das einfache Raster von Religion und Esoterik, das die Menschheit umso gnadenloser beherrscht, je stärker eine weitgehend ungebildete Weltbevölkerung anwächst. – Ein Charakteristikum des Interimsmenschen.

Gerade aus diesem Bevölkerungswachstum heraus ergibt sich aber auch, dass es noch nie so viel individuelle Intelligenz auf dem Globus gab wie gegenwärtig. Ob sie die Qualität besitzt, das andauernde Chaos zu mäßigen und zu überwinden, wird sich einst zeigen. Zumindest entsteht Hoffnung, die sich einem Fatalismus widersetzt.

Aus eigener Erfahrung weiß jeder, wie leicht man sich in der persönlichen Wahrnehmung und vor allem in der Erinnerung täuschen kann. Spätestens aber seit der Aufklärung und der Etablierung der Naturwissenschaften kennen wir den Objektivitätsfaktor, der wesentlich jede freiheitlich-demokratische Grundordnung befestigt, nicht zuletzt deswegen, weil auch die fortentwickelten Geisteswissenschaften die Objektivität anerkennen (müssen). Theologie erfüllt nicht nur in diesem Zusammenhang keinen wissenschaftlichen Anspruch, es sei denn in der beschreibenden historischen Erforschung von Religionen.

Das bürgerliche Leben gestaltet sich seit jeher im jeweiligen gesellschaftlich-staatlichen Rahmen, war also nie von besonderer individueller Freiheit geprägt. Es herrscht das Recht des Stärkeren, des Reicheren. Wer heute ernsthaft daran zweifelt, hat nicht begriffen, dass sich lediglich in einigen Regionen die Methoden der Machtausübung gefälliger inszenieren, an der konsequenten verachtenden Menschen- und Naturausbeutung hat sich nichts geändert.
Wir trinken eben preiswerten Kaffee, während die Erntearbeiter dieser Bohnen darben, wir steigern friedliebend unser Bruttosozialprodukt und überschwemmen die Welt mit Rüstungs(un)gütern, mit denen man übrigens Kriege schürt, Menschen vernichtet.
So leben wir in Wirklichkeit! Ein paar Millionen Euro Entwicklungshilfe in Länder, für deren Fortbestand in ihrer Not wir politisch alles geregelt haben, notfalls verteidigen wir unsere Wirtschaftsinteressen sogar mit Soldaten, für die wir spätestens beten, wenn sie tot heimkehren, nachdem sie ja auch töteten.

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DENK MAL! Nr.9

Öffentliche „Religionsfreiheit“ ist der Freibrief in die Unfreiheit.

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Und was da an „kriegsähnlichen“ Machenschaften verschwiegen oder schöngefärbt wird, kann sich der Durchschnittsbürger nicht annähernd vorstellen.
Ebenso wenig ahnt die Masse, wie sie durch direkt gesteuerte Medien geblendet und verblendet wird. Zweifellos liegt in den Gleichschaltungen von Medien innerhalb der jeweiligen Herrschaftsgebiete der verfeindeten Ideologien der Schlüssel für Verhetzungen und Verunsicherungen.

Das System der Verängstigung wirkt unmittelbar in die private Sphäre; Bespitzelungen, Denunziationen, aber auch speichelleckende Kriecherei, Bestechlichkeit und euphorische System- und Untertanentreue konstruieren die Doppelmoral, die nach Bedarf noch jeden Bürger stürzen lässt.
Je irrwitziger das propagierte Weltbild, desto inhumaner stellen sich die Folgen ein, oft schleichend, bisweilen explodierend, um nicht etwa Besserungen zu erzwingen, sondern den eingeschlagenen Kurs zu halten: „Weiter so!“ Terroristen bekämpfen den Terrorismus!

Das ist die wahre Bühne der mit Göttern und Dämonen so gesegneten Welt, das ist die Wirklichkeit, die sich aus der Unwahrheit gewaltig aufbläht.
Ein wirklich aufgeklärter Geist kann erst recht heute nur ein Doppelleben führen, denn familiäre, berufliche und gesellschaftliche Bindungen, Traditionen und Verpflichtungen behindern die Orientierung an wirklichen Wahrheiten.
Echte Wahrheit verstört den Interimsmenschen in seinem „Mainstream“, er mag nicht die immanente Aufforderung zu eigenem Denken, merkt er doch intuitiv die Unfähigkeit, mit seinem eingeschränkten Kenntnisstand Probleme ernsthaft zu hinterfragen, sie gar zu lösen. Verdrängung im Glauben an Gott, an die Medien und an Politschwätzer ist das bescheidene Motto der Massen. Sie können und wollen nicht anders – mit nur wenigen Ausnahmen.

Dessen ist sich der analytische Denker bewusst, sodass er keine weiteren Fronten schafft in einem aussichtslosen Kampf gegen Dummheit.
Zurückhaltung zeichnet den Wissenden aus, denn er weiß, dass er nicht alles weiß, dass auch er Irrtümern unterliegen kann, wenngleich er sich gegebenenfalls um Korrektur bemüht.
Nicht gegenwärtige Gesellschaften lassen sich ändern, sondern die allmählichen Entwicklungen zukünftiger Generationen.
Mit dieser kosmonomen Grundhaltung können Herdenmitglieder nichts anfangen.

Wissen und Bildung werden nicht durch Waffen, Ideologien und Medienagitationen vermittelt, sondern durch Gedanken und Schriften, die abseits des sinnlosen Getöses entstehen, Kenntnisse und Grundhaltungen speichern, die für jeden Interessierten zu gegebener Zeit offenliegen.

Das Leben in der Wahrheit mit auch realistischen unliebsamen Wahrheiten, diese auch human abzumildern, muss der Mensch erst noch lernen.
Erst dann wird er Mensch sein.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Sequenzen von Skepsis (46)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

535
Innerhalb des Gotteswahns einer der unterschiedlichen Oppositions-Parteien zu folgen, erscheint als nichts Besonderes.
„Gott“ aber als Hirnkonstrukt abzulegen und sämtliche Parteien zu hinterfragen, ist ungeheuerlich. Denn der etablierte Wahnsinn mag keine Enttarnung – in keinem der bisherigen Staatsverständnisse.

536 (Erst-Veröffentlichung: Februar 2009, Archiv)
Farbliche Enge:
Ein grüner oder roter Schal,
eine gelbblaue Fliege,
ein schwarzes Halstuch,
wie schnürten sie meine Kehle!
Erst recht eine lila Stola
oder eine braune Krawatte,
wie beugten sie mir den Nacken
hinunter zum tiefen Blick
in das ewige Gestrige!

Ein weißer Kragen,
weit offen zum Durchatmen
für die freie Rede
des klaren Verstands,
das wäre ein Anfang!

Ein kosmonomischer freilich.

537
Als die Musik mit Beethovens 9. Symphonie endgültig und wirklich irdischer Schwerkraft entstieg, war der geniale Maestro schon todgeweiht, trotz absoluten Gehörs taub, gemartert von körperlichen und seelischen Schmerzen.
Der „Götterfunke“ also eine Persiflage auf eine Fata Morgana, aus heutiger Sicht sogar eine ziemlich kitschig „schillernde“!?

538
„Genossen“ sind keine Freunde, eher zeitgleich ähnlich Leidende.

539
Wahrheiten, die sich auf Tabus stützen, sind Krücken.

540
Wer sich mit Mächten solidarisiert, die Krieg und Terror ausüben, hat den Frieden bereits verloren.

541
Kommt kein Echo, mögen Menschen fehlen.
Es könnten Bestien lauern.

542
An Wunder glaube ich nicht,
wundere mich auch nicht mehr.
Bewundern aber kann ich immer wieder.

543
Das Internet ist so schnell wie flüchtig,
im Datenrausch oft überschätzt.

544
Agitation ist ein überflüssiges Agens.

545
Dass der Mensch Feindbilder brauche, permanent präsent,
sehe ich – im Präsens.
Für das Futur bezweifle ich es
als Kosmonom.

546
Jugend sucht die Bühne,
Vorführungen dauern nicht selten bis ins hohe Alter.

547
Je kürzer ein Aphorismus,
desto länger bisweilen das Verstehen.

548
Erzrivalen recken Holzköpfe.

549
Gedanklich haben wir Reisefreiheit überall hin, doch in jedem Moment können wir nur an einem einzigen Ort weilen – nie ganz losgelöst von unserer Physis.

550
Jede Zeit pflegt ihre Irrtümer.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 18. Oktober 2010

Entwicklungsbedürftig: Der Interimsmensch

Die kosmonomische Betrachtungsweise stützt sich auf das im Universum immanente Prinzip der allgemeinen Gültigkeit von objektiven Naturgesetzen. Im Mikro- wie im Makrokosmos gleichermaßen setzt sich kein Mensch ungestraft über diese Gesetzmäßigkeiten hinweg, was sich besonders auch dann bestätigt, wenn sich der Mensch irrt, sei es aus Unkenntnis oder aus absichtlicher, vielleicht auch voreiliger Willkür.

Kausalität zu verinnerlichen und sie nach Möglichkeit auch zu beherrschen, sie anzuwenden, bedeutet eines der Hauptanliegen der kosmonomen Philosophie. Religionen und ihre esoterischen Ableger spielen in dem Weltbild – besser: Weltgeschehen – überhaupt keine Rolle, es sei denn in der Beschreibung der menschlichen Entwicklungsbedürftigkeit.

Denn trotz mehrheitlich sicherlich guten Willens, hangelt sich der Mensch von Elend zu Elend, hält diesen Zustand hauptsächlich durch Verdrängung aus, um in bigotter Regelmäßigkeit in Gewaltausbrüchen sein Heil zu suchen und sein Unheil zu finden.
Zumeist handelt er aus „Überzeugung“, die ihm religiös oder weltlich unter Berufung auf „Höheres“ indoktriniert wurde. Tragisch dabei, dass häufig die Dogmatiker wie ihre Eleven sich ihres Tuns nicht bewusst sind. Sie folgen evolutionär archaischen Gefühlen und weniger analytischen Denkoptionen, welche sich allerdings längst im Laufe der Evolution herausschälten und sich in der heraufdämmernden Aufklärung etablieren.

Der Massenmensch nicht und schon gar nicht seine Regenten merken diesen Tagesbeginn in ihrer fortdauernden Tranigkeit. Und sollte sie dennoch ein verfrühter Lichtstrahl treffen, ziehen sie sich die Decke über den Kopf oder werden aggressiv.

Irgendetwas stimmt doch wohl nicht in all den Traditionsverbundenheiten.
· Die Menschen wollen keinen Krieg – er ist dennoch allgegenwärtig.
· Gesundheit, Hygiene und Bildung seien Grundpfeiler der Zivilisation - die Rüstungsetats aber zur Vernichtung des Menschen übersteigen bei weitem alles bisher Gekannte.
· Sklaverei soll überwunden sein – der Menschenhandel blüht eben verdeckt.
· Naturschutz wird großgeschrieben – es wird ungehemmt gerodet, geplündert; Tiere und Pflanzen sterben aus.
· Die Menschenwürde sei unantastbar – fast ein Siebtel der Menschheit hungert.

Seitenweise ließe sich ein Katalog des Versagens und Verdrängens zusammenstellen. Das änderte freilich nichts an den Sonntagsreden, Mammutkonferenzen und den gezielten Verlogenheiten.

Und da beruft man sich aktuell geradezu überheblich auf die „christlich-jüdischen“ Wurzeln des Abendlandes, die genau wie die anderen religiösen Verankerungen im Laufe der Geschichte eine Abschlachtung nach der anderen inszenierten! Daran will man sich weiterhin orientieren!

Die Masse Mensch findet sich damit ab, denn sie stellt den Interimsmenschen dar, eine Entwicklungsstufe, einen Zwischenzustand nur, auf dem Weg zu einer humaneren Menschheit.

Denn daran besteht kein Zweifel: Auch der Mensch unterliegt der Evolution und wird in seiner Gesamtheit umso schmerzlicher bezahlen, je heftiger er sich diesem Wissen verschließt.

Im weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte wird sich die Humanität jedoch durchsetzen als das in letzter Konsequenz überlebensstärkere Prinzip.
Gemessen an der menschenunwürdigen globalen Gegenwart, pflegt die kosmonomische Philosophie eine futuristische Sicht der Dinge, die aber den nicht hoch genug zu schätzenden Vorteil aufweist, für die Zukunft begründete Hoffnung zu vermitteln, Anreiz für eine reifere und souveränere Menschheit.

Diese Zielsetzung ist nicht etwa ein Anlass zur Überheblichkeit gegenüber dem Interimsmenschen, sondern mahnt zur Besonnenheit, auch zu demütiger Zurückhaltung bei Auseinandersetzungen, eingedenk der Wirklichkeit: Der Interimsmensch kann nicht anders.
Kosmonomen übersehen nicht die Würde eines jeden Menschen, beanspruchen aber in Selbstbestimmtheit und mit Selbstsicherheit die Achtung auch der eigenen im Streben nach privater wie globaler Deeskalation.