Mittwoch, 3. November 2010

Das Leben in Wahrheit

Wie ist das Leben wirklich, wenn man es ehrlich lebt? Oder lässt es sich nur im Schein, unwirklich und mit Unaufrichtigkeiten aushalten?

Um Antworten zu finden, will zunächst geklärt sein, was denn „wirklich“ ist. Und in Erweiterung dieser Neugier gipfelt die Frage gar in der Formulierung, was denn Wahrheit sei.
Man mache sich nichts vor, die klügsten Köpfe schrecken davor zurück, weil sie ratlos sind, sich günstigenfalls vielleicht an Umschreibungen wagen. Das darf nicht verwundern, denn Wahrheiten, so klar sie an sich mitunter sind, überfordern leicht, weil der Mensch teils aus Ahnungslosigkeit, teils aus Bequemlichkeit und Überlieferung den Schein als wirklich akzeptiert, ihn sogar feierlich stilisiert.
Mit anderen Worten: Er sehnt sich nach Wahrheit, während er sich häufig in der Lüge und Täuschung wohlig einseift. Er verlangt danach, süchtig im archaischen Muster, aber heutzutage selbstverständlich „aufgeklärt“ und „emanzipiert“.

Grundlage des Szenarios ist das Wunder des Lebens, das auch die höchste Wissenschaft noch nicht entschlüsselt hat, wenngleich sie zu Recht in Anspruch nehmen darf, epochal näher an die Antworten gelangt zu sein als alle anderen „Lehren“, die im Wundersamen dogmatisch verweilen müssen, um sich nicht selbst aufzulösen.

Geburt und Tod gelten gemeinhin und vordergründig als Lebensbeginn und –ende, werden aber wie selbstverständlich hintergangen, indem Menschen an Reinkarnationen und/oder an „ewiges Leben“ in einer anderen, nicht definierbaren Welt glauben. Undefinierbarkeiten bedeuten für die meisten Menschen „ihre Welt“, für die man nötigenfalls alles, sogar das eigene Leben unter Erlangung von Ehre und Ruhm opfert.
Mit Wahrheit hat das nur die Wirklichkeit gemeinsam, dass Leid erzeugt wird und der Tod massenhaft vorzeitig und grausamst eintritt. – Ideologisch begründete Wahrheit!

Eine weitere Wirklichkeit ist die, dass es eine Befreiung von ihr nicht gibt, weil sie Wahrheiten verachtet, lebt sie doch durch die getäuschte Imagination, die objektiv die Unwahrheit, letztlich das Belogensein pflegt, um in aufrichtiger Absicht und Gefolgschaft Falsches, Erlogenes weiter zu verbreiten.
Das ist das einfache Raster von Religion und Esoterik, das die Menschheit umso gnadenloser beherrscht, je stärker eine weitgehend ungebildete Weltbevölkerung anwächst. – Ein Charakteristikum des Interimsmenschen.

Gerade aus diesem Bevölkerungswachstum heraus ergibt sich aber auch, dass es noch nie so viel individuelle Intelligenz auf dem Globus gab wie gegenwärtig. Ob sie die Qualität besitzt, das andauernde Chaos zu mäßigen und zu überwinden, wird sich einst zeigen. Zumindest entsteht Hoffnung, die sich einem Fatalismus widersetzt.

Aus eigener Erfahrung weiß jeder, wie leicht man sich in der persönlichen Wahrnehmung und vor allem in der Erinnerung täuschen kann. Spätestens aber seit der Aufklärung und der Etablierung der Naturwissenschaften kennen wir den Objektivitätsfaktor, der wesentlich jede freiheitlich-demokratische Grundordnung befestigt, nicht zuletzt deswegen, weil auch die fortentwickelten Geisteswissenschaften die Objektivität anerkennen (müssen). Theologie erfüllt nicht nur in diesem Zusammenhang keinen wissenschaftlichen Anspruch, es sei denn in der beschreibenden historischen Erforschung von Religionen.

Das bürgerliche Leben gestaltet sich seit jeher im jeweiligen gesellschaftlich-staatlichen Rahmen, war also nie von besonderer individueller Freiheit geprägt. Es herrscht das Recht des Stärkeren, des Reicheren. Wer heute ernsthaft daran zweifelt, hat nicht begriffen, dass sich lediglich in einigen Regionen die Methoden der Machtausübung gefälliger inszenieren, an der konsequenten verachtenden Menschen- und Naturausbeutung hat sich nichts geändert.
Wir trinken eben preiswerten Kaffee, während die Erntearbeiter dieser Bohnen darben, wir steigern friedliebend unser Bruttosozialprodukt und überschwemmen die Welt mit Rüstungs(un)gütern, mit denen man übrigens Kriege schürt, Menschen vernichtet.
So leben wir in Wirklichkeit! Ein paar Millionen Euro Entwicklungshilfe in Länder, für deren Fortbestand in ihrer Not wir politisch alles geregelt haben, notfalls verteidigen wir unsere Wirtschaftsinteressen sogar mit Soldaten, für die wir spätestens beten, wenn sie tot heimkehren, nachdem sie ja auch töteten.

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DENK MAL! Nr.9

Öffentliche „Religionsfreiheit“ ist der Freibrief in die Unfreiheit.

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Und was da an „kriegsähnlichen“ Machenschaften verschwiegen oder schöngefärbt wird, kann sich der Durchschnittsbürger nicht annähernd vorstellen.
Ebenso wenig ahnt die Masse, wie sie durch direkt gesteuerte Medien geblendet und verblendet wird. Zweifellos liegt in den Gleichschaltungen von Medien innerhalb der jeweiligen Herrschaftsgebiete der verfeindeten Ideologien der Schlüssel für Verhetzungen und Verunsicherungen.

Das System der Verängstigung wirkt unmittelbar in die private Sphäre; Bespitzelungen, Denunziationen, aber auch speichelleckende Kriecherei, Bestechlichkeit und euphorische System- und Untertanentreue konstruieren die Doppelmoral, die nach Bedarf noch jeden Bürger stürzen lässt.
Je irrwitziger das propagierte Weltbild, desto inhumaner stellen sich die Folgen ein, oft schleichend, bisweilen explodierend, um nicht etwa Besserungen zu erzwingen, sondern den eingeschlagenen Kurs zu halten: „Weiter so!“ Terroristen bekämpfen den Terrorismus!

Das ist die wahre Bühne der mit Göttern und Dämonen so gesegneten Welt, das ist die Wirklichkeit, die sich aus der Unwahrheit gewaltig aufbläht.
Ein wirklich aufgeklärter Geist kann erst recht heute nur ein Doppelleben führen, denn familiäre, berufliche und gesellschaftliche Bindungen, Traditionen und Verpflichtungen behindern die Orientierung an wirklichen Wahrheiten.
Echte Wahrheit verstört den Interimsmenschen in seinem „Mainstream“, er mag nicht die immanente Aufforderung zu eigenem Denken, merkt er doch intuitiv die Unfähigkeit, mit seinem eingeschränkten Kenntnisstand Probleme ernsthaft zu hinterfragen, sie gar zu lösen. Verdrängung im Glauben an Gott, an die Medien und an Politschwätzer ist das bescheidene Motto der Massen. Sie können und wollen nicht anders – mit nur wenigen Ausnahmen.

Dessen ist sich der analytische Denker bewusst, sodass er keine weiteren Fronten schafft in einem aussichtslosen Kampf gegen Dummheit.
Zurückhaltung zeichnet den Wissenden aus, denn er weiß, dass er nicht alles weiß, dass auch er Irrtümern unterliegen kann, wenngleich er sich gegebenenfalls um Korrektur bemüht.
Nicht gegenwärtige Gesellschaften lassen sich ändern, sondern die allmählichen Entwicklungen zukünftiger Generationen.
Mit dieser kosmonomen Grundhaltung können Herdenmitglieder nichts anfangen.

Wissen und Bildung werden nicht durch Waffen, Ideologien und Medienagitationen vermittelt, sondern durch Gedanken und Schriften, die abseits des sinnlosen Getöses entstehen, Kenntnisse und Grundhaltungen speichern, die für jeden Interessierten zu gegebener Zeit offenliegen.

Das Leben in der Wahrheit mit auch realistischen unliebsamen Wahrheiten, diese auch human abzumildern, muss der Mensch erst noch lernen.
Erst dann wird er Mensch sein.

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