Samstag, 13. Juni 2020

Nach(t)gedacht



Bedenke, Mensch, bei allem Streben,
es ist die Nacht als Tageszeit,
die mitbestimmt fürs ganze Leben,
was Traum ist und was Wirklichkeit.

Du willst, oh Mensch, gern selbst entscheiden,
wie du Tag und Nacht verbringst,
verirrst dich leicht in beiden,
fraglich bleibt, was du erringst.

Es fehlt dir, Mensch, ein ehrliches Besinnen,
wie Zeit bewusst und wertvoll bleibt,
die Jahre eilen dir von hinnen,
bis dich dereinst der Tod entleibt.

Die Nacht, oh Mensch, will Freund dir sein,
Replik und Ruhe reichlich schenken
und schläfst du zögerlich nur ein,
mag sie dich zuversichtlich lenken.

Zwischen Traum, oh Mensch, und wachen Sachen
rollt dir die Nacht den Teppich aus,
manches einfach so zum Lachen, nachzumachen,
andres sieht bedrohlich aus.

Achte, Mensch, die Zweisamkeit der Nacht mit dir,
ungeahnte Freiheit stellt sie dar,
in Verbundenheit und Treue ganz und gar:
Jede Nacht, auf ihre Weise leise, sei dir Lebenselixier.




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