Vieles
in Dresden dreht sich um ein goldenes Kalb, hoch zu Ross, um „August den
Starken“. Trotz der Qualitäten als Bauherr und Kulturstifter erkennt man
unschwer Parallelen Berlusconischer Lebensart im damaligen „Elb-Florenz“.
Foto: RW
Was
zählen schon Überzeugung und Religion, wenn es um Machtgier geht!
Für
ein Königreich Polen wechselt ein August sogar vom evangelischen ins
katholische Sündenregister.
Im
„Grünen Gewölbe“ ungenierter Anhäufungen und schamloser Prahlerei von und mit
wertvollsten Schätzen dieser Welt kommt kaum Bewunderung auf, eher Banales:
„Inspiration und Reichtum sind der Stoff der Macht. – Nicht von Freiheit.“
Vor
einer bewundernswert rekonstruierten Märchenkulisse aus Kirchen und weltlicher
Architektur vermarktet das mehrheitlich religionsfreie Dresden einen sehr
einträglichen religiösen Tourismusfrieden.
„Heilig,
heilig, heilig; heilig ist nur Er ...“ vergoldet ein Bläserterzett am
historischen Schlossplatz stimmungsvoll den frühen Herbstabend und ein Papa mit
Kind auf den Schultern kennt den Text
zum Mitsingen.
Nun,
einst sang man hier „Bau auf, bau auf ... „ und hatte doch keine Ahnung davon.
Der
freiheitliche Sieg über den Kommunismus wird gerne kirchlich vereinnahmt. Das
Volk in der ehemaligen DDR war und ist aber kein Kirchenvolk!
Und
das westliche Kirchenvolk hatte längst die Wiedervereinigung aus seinen
Fürbitten gestrichen.
Dresdens
Frauenkirche symbolisiert in ergreifenden Weise die Würde des Menschen, seine
guten Absichten, seinen Fleiß und sein Können.
Gleichzeitig
steht sie da als Luftschloss einer irrwitzigen Religiosität.
War
es nicht christliche Pflichterfüllung gegenüber ihren Vaterländern, die
britische und amerikanische Soldaten diese Stadt zerbomben ließ wie deutsche
umgekehrt etwa Coventry?
Das
Christentum ist einer solchen Kirche nicht würdig.
Foto: RW
Die
aus Ruinen wiedererstandene Frauenkirche in Dresden wird im einfachsten Falle
in naiver Gotteskindschaft missverstanden; das ausliegende Gästebuch beweist
dies vielfältig, auch Mitleid erregend.
Jedoch
besteht der unschätzbare humane Wert der Kirche in ihrer Mahnung mit mächtiger
Signalwirkung für den Frieden, in ihrer architektonischen und künstlerischen
Brillanz, in ihrer Erhabenheit als Klangkörper, als Bühne für Kunst und
Literatur, für das gesprochene und gesungene freiheitliche Wort der Besinnung
und Aufklärung.
Dieses
Monument ist viel mehr als eine Kirche, mit seinem Ausdruck höchster
menschlicher Wertschätzung, feinsinnigster Philosophie und wacher
Eingebundenheit in das kosmische Sein zeichnet es nicht nur den Standort
Dresden aus, sondern gibt Hoffnung essentiell weltweit.
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