Montag, 29. Oktober 2012

Kein Sinn, aber sekundäre Sinnhaftigkeit


 
Zeugung, Geburt, Aufzucht der Nachkommen, Tod. Paarung, Zeugung, Geburt, ... und so weiter generiert sich das Leben unter evolutionären Veränderungen fortwährend neu, wenngleich nicht auf ewig.
Nicht nur das individuelle Leben, die gesamte Vitalität des Planeten ist endlich, so wie sie ja auch vor Millionen Jahren begann.
Die Erde als belebter Planet folgt dem Werden und Vergehen wie das Universum in seiner Unergründlichkeit.

Dem Menschen als Teil dieser zeitlichen Abläufe erschließt sich kein Sinn. Das Leben wie das Dasein an sich, auch der toten Materie, überfordert die Denkstrukturen und das Wissen, die sich beide an verhältnismäßig einfachen Plausibilitäten und Kausalitäten des alltäglichen Geschehens orientieren, wo in der Regel Sinn und Zweck in logischer Abfolge deutlich werden. Oder sich zumindest glaubensmäßig vorgaukeln lassen.
Dauerhaft etwas ohne Sinn, das heißt ohne Ziel zu unternehmen, erscheint dem Bewusstsein zuwider, es sträubt sich und sucht nach Auswegen, nach Bestimmung und Orientierung. So wird das Leben nicht nur erträglich, sondern sogar lebenswert, vor allem wenn man es bei einer vielleicht naiven allgemeinen Oberflächlichkeit belässt.

Der konsequent denkende Mensch nimmt die Sinnlosigkeit eines temporär ständigen Entstehens und Zerfallens zur Kenntnis, verzweifelt daran oder wird trotz Ermangelung eines primären Lebenssinns dennoch befähigt, nicht zu revoltieren, sich auch keinen Täuschungen hinzugeben, sondern sich mit dem quasi „kleinsten Übel“ zu arrangieren, sich aufzuraffen, um das Leben durch alle möglichen sekundären „praktikablen“ Sinnhaftigkeiten zu erleichtern, es auch im Hinblick auf seine Umgebung sozial und human aufzuwerten – durch (Mit-)Menschlichkeit.
Das bedeutet im Besonderen, dass alle im selben Boot sitzen und niemand, wirklich niemand den Sinn des Lebens kennt, ihn auch nicht irgendjemandem weismachen kann. – So kurz und prägnant erfolgt die Absage an jegliche Religion.

Dass aber Religionen weltweit grassieren, unterstreicht die angedeutete Verzweiflung des Menschen an der Sinnlosigkeit, sodass er mehrheitlich unbemerkt in eine modifizierte Sinnlosigkeit abgleitet. Denn welchen Sinn sollte ein endloses Leben haben, das nicht einmal „ewig“ genannt werden dürfte, da es ja mit der Zeugung erst begann? Darüber hinaus überbietet die Flucht in ein angebliches jenseitiges Leben sogar noch die primäre Sinnlosigkeit auf Erden durch die Stupidität, permanent einen Gott für eine durch und durch langweilige und ziellose himmlische Existenz zu lobpreisen.
Ganz eindeutig handelt es sich um ein Hoffnungsprinzip, das auch gar nicht wirklich überzeugt geglaubt wird (werden kann). Dürfte sich doch in der Gewissheit eines jenseitig sinnvollen Lebens im diesseitigen Todesfalle keinerlei Trauer entwickeln, angesichts der einsetzenden „Erlösung“ vom Hier und Jetzt.

Aus solcher Inkonsequenz resultieren Konflikte vielfältigster Art, letztlich aus Eigen- und Menschenverachtung, die darin gipfelt, das Individuum als minderwertige Figur innerhalb eines ideologischen Schachspiels zu vertrösten und in Glaubenskämpfen zu missbrauchen.

Von Schuld lässt sich in dem Zusammenhang nur bedingt sprechen, setzt man einmal voraus, dass der wie auch immer von Religion Infizierte in „guter Absicht“ handelt. Für den stets von Frieden redenden Gläubigen ist dennoch der Kampf gegen den Anders- oder gar Ungläubigen kein Widerspruch. In seiner tragischen Bewusstseinsspaltung steigert der Religionsbeflissene seine Mission bis zum Krieg, ja die Gottheiten selbst beweisen sich in Machtkämpfen (gegen das „Böse“) und unterstützen den Waffengang.

Kriege entstehen aus Gesinnungen, nicht durch Besinnung.
Kriege sind unlogisch, weil sie im Kampf um illusorische und erlogene Werte Leben skrupellos vernichten, die eigene Zerstörung durch Verblödung und Verrohung herbeiführen.

Dies zu erkennen und künftig zu vermeiden, wird möglich durch die praktikable sekundäre Sinnhaftigkeit des Lebens, in das der Mensch gestellt ist, sicherlich nicht, um es allgegenwärtig auszulöschen!
Leben will leben! – Ein gleichsam kosmonomes Prinzip.
Alles, was dem Leben dient, beschreibt praktikable Sinnhaftigkeit.
Mehr noch: Es ist menschenwürdiges Streben in vernünftiger Kausalität zu Respekt, Gleichberechtigung, fairem Wettbewerb und freiheitlicher Lebensweise.

Eine so unzweideutige Philosophie hat eine rigorose Bewährungsprobe zu bestehen gegen die weltweite unfriedliche Verblendung durch Religionen und Ideologien.
Als Antwort zur Irreführung gibt es längerfristig nur die Mittel der Bildung und Aufklärung.
Ein sehr weiter Weg steht der Menschheit bevor. Er ist aber angezeigt für jeden, der seinen Verstand nicht vor die Prediger der Apokalypse wirft.


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