Auf
dem Friedhof wehen Gedanken
der
Lebenden, nicht der Verblichenen.
Und
die Gräber zieren die Ranken
der
Phantasie, nicht des Entwichenen.
Von
den Steinen triefen Zitate
der
Glaubenden, nicht der Verschiedenen.
Jedes
Lämpchen kündet als Pate
von
Heiligen, vom Fluch Gemiedenen.
Ich
stehe am Kirchturm, der Friedhof nebenan
steigt
auf Richtung Süden,
so
ordentlich der Boden gekämmt,
die
Steine gebürstet,
da
trifft mich unvermittelt der Glockenschlag.
Es
ist viertel nach ...
Die
Gräber so ordentlich in Reih’ und Glied,
Skulpturen
aufwändig als Kunst und Kitsch,
steinerne
Lebensgestaltung, anmutige, einfühlsame Gedanken
in
versteinerter Trauer,
da
scheppert das Blech im Glockenstuhl wieder, zweimal.
Es
ist halb ...
Blumen
über Blumen
als
letzter Gruß,
als
vergängliche Verbundenheit,
immer
wieder ersetzt durch frische Pracht,
schon
wieder fährt es mir ins Gebein, dreimal.
Es
ist viertel vor ...
Hier
eine ehrwürdige Gruft,
da
ein Doppelgrab, kleine Kindergräber,
das
Urnenfeld, schließlich auf der Anhöhe
der
noch junge, beinahe anonyme Friedwald; hier
könnte
ich es aushalten, wenn überhaupt.
Da
klatscht erneut der Klöppel im Turm metallen, viermal.
Es
ist die volle Stunde.
Zwölfmal
dröhnt es mahnend aus dem Gebälk,
hernach
bimmelt es „Angelus“,
fast
fangen die weißgefiederten Engelfiguren
auf
vielen Gräbern zu flattern an:
„Der
Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“ ...
von
ihrer bevorstehenden Jungfernschwangerschaft
für
einen dem Kreuzestod zu opfernden Gottessohn,
eines
Gottes, der diese Grausamkeit zur Erlösung
seiner
von ihm geschaffenen Sünder braucht.
Es
grummelt in meinem Bauch, mein Kopf wird dumpf;
ich
muss hier weg!
Hinter
dem Friedwald ist Süden, ich gehe
der
Sonne entgegen, für immer,
auch
dereinst.
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