- Eine kosmonomische Betrachtung -
Reichtum
weckt Begierlichkeit, bei Besitzenden auf Wachstum, bei Habenichtsen auf
Teilhabe.
Welten
liegen dazwischen und viel zu oft der Tod als Ergebnis der Unversöhnlichkeit.
Wenn Menschenrecht unter anderem das originäre Recht auf Leben beinhaltet,
erhebt sich die Frage: Mit welchem Recht dürfen die einen prassen und die
anderen darben? Die Antwort ist ganz banal: „Mit dem Recht des Stärkeren.“ Also
mit Unrecht!
Der
Ursprung materiellen Reichtums stellt sich sehr verschieden dar als ehrlicher
Lohn für fleißiges Arbeiten, als glücklicher Zufall, als Übervorteilung,
Ausbeutung und Beraubung anderer oder als Auswuchs menschenverachtender
Spekulation. Nicht selten entsteht Reichtum aus einer Verquickung der genannten
Kriterien und bekommt den Geruch des Anstößigen, des Unmoralischen, verstärkt
durch die Tatsache, dass Reiche nicht moralischer leben als Arme, dass ihre
Frevel aber bekanntere Auswirkungen nach sich ziehen als bei anonymen armen
Schluckern.
So
bedeutet Reichtum vor allem in notleidendem Umfeld immer auch Gefährdung.
Entsprechend hoch sind die Mauern und aufwändig die Sicherungsanlagen zum
Schutze der Anwesen von Wohlhabenden.
Der
Grund für Armut ist vorrangig nicht etwa Faulheit, sondern das schuldlose
Hineingeborensein in ärmliche Verhältnisse, daraus resultierend, Unfähigkeit,
Krankheit, asoziales Verhalten und kaum eine Möglichkeit, aus der Kaste der
Unterprivilegierten aufzusteigen, letzteres wegen der Unterdrückung sowohl
durch die eigene Unterklasse wie durch die Reichen und Mächtigen.
Auch
Armut trägt den Odem des Unmoralischen, des Taugenichts, des Destruktiven, der
Versklavung. So sehen Arm und Reich sich gegenseitig im Lichte des
Verwerflichen und finden stets ausreichend Grund zu gegenseitiger Verachtung,
zu unüberwindlichem Hass mit überbordendem Vernichtungspotential.
Religion
übernimmt in dem Konflikt die Rolle eines Beruhigungsmittels und formuliert das
alltägliche Stillhalteabkommen unter dem Zwang eines richtenden und strafenden
Gottes. Dass die Kirche ihre Ansprüche durch eigenen materiellen Reichtum
untermauert, ist eine zwingende Notwendigkeit, um die nicht minder einfältigen
Reichen zu beeindrucken, sie zumindest geistig zu unterwerfen.
Neuerdings
will die Kirche eine der Armen sein, der Papst läuft in unauffälligen Schuhen,
vom kirchlichen Besitz verteilt er aber nichts.
Auch
er als Teil des Systems von Arm und Reich versteht nicht, dass Not und
Überfluss im kosmonomischen Sinne Fehlentwicklungen des Interimsmenschen
verdeutlichen. Es kann nur um einen Ausgleich gehen, nicht um entweder alle arm
oder alle reich, nicht um Gleichmacherei, denn wir Menschen sind vielfältig
verschieden veranlagt und begabt.
Eine
veränderte Form des Wirtschaftens ist erforderlich, wie sie im Kosmonomischen
Manifest unter These 8 umrissen ist:
8. Kosmonomische These:
Partizipationswirtschaft
Ehrlich erworbene Eigentümer und Verdienste sind zu respektieren.
Das Erbrecht ist zu relativieren, indem Großgrundbesitz verhindert und der
Mittelstand in allen Belangen gefördert wird. Ehrlichkeit meint Prüfbarkeit und
Transparenz des gesamten Wirtschaftssystems, eine Abkehr vom
Ausbeutungskapitalismus hin zu einer humanen Partizipationswirtschaft, die
Armut abbaut und letztendlich beseitigt.
Übertragen
auf die Ebene von Völkern und Staaten unter- und miteinander, erweist sich ein
höchst dringlicher Handlungsbedarf, die aufklaffende Schere zwischen
superreichen Gesellschaften und verhungernden Menschenmassen an eine
ausgleichende Gerechtigkeit anzunähern, was innerhalb der sogenannten
Realpolitik gerne und voreilig als Utopie bezeichnet wird, eben um Besitzstände
zu wahren.
Zwei
Aspekte sind besonders zu berücksichtigen, einmal die Wirtschaftsleistung der
einzelnen Staaten und zum anderen der Lebensstandard der Völker, das heißt im
Besonderen jedes Bürgers.
Verallgemeinernd
lässt sich feststellen, dass die Lebensgüte einhergeht mit dem Grad der
Aufklärung; je weniger religiöse und ideologische Indoktrination, desto
entwickelter die Infrastrukturen, umso angenehmer die Lebensumstände.
Wo
die Indoktrination fortlaufend die Menschen gängelt, mag ein Staat durchaus zur
Wirtschaftsmacht aufsteigen, die geistige und materielle Notlage der
Massenbevölkerung wird jedoch kaum entschärft. In so vielen Staaten herrschen
Dogmatismus und Staatspleite gleichzeitig, zumeist in Machtausübung reicher
Kartelle und Clans als Garanten des Unrechtssystems und des Verlusts der
Menschenwürde.
Die
reichen Industrienationen handeln scheinheilig genug, um zum eigenen Profit die
Unrechtssysteme zu stützen, billige Arbeitskräfte rund um den Globus
auszubeuten und aufkeimende Freiheitsbewegungen sogar zu verraten.
Für
die reichen Konsumenten und Schnäppchenjäger werden die Probleme nicht zuletzt
durch gleichgeschaltete Medien außen vor gehalten, und nur wenn in Bangladesch
eine Fabrikkaschemme abbrennt und viele Toten zu beklagen sind, die zuvor ein
jämmerliches Dasein im Dienste kapitalistisch westlicher Ausbeuter führten,
schreckt man vielleicht kurz auf, heult medienwirksame humanistische Tränen und
holt sich das nächste Sonderangebot.
Stranden
an den Außengrenzen des Reichtums ungezählte verzweifelte Flüchtlinge aus dem
Elend und sterben, ist nicht selten unterlassene Hilfeleistung durch die
stumpfsinnige Reichen-Gesetzgebung mit schuldig.
Aber
darf man das wirklich so einseitig sehen?
Ja,
man muss es so sehen! Die kapitalistischen Staaten organisieren ihren relativen
inneren Frieden durch geschickte Übervorteilungen des „Rests der Welt“, „Rest“
bedeutet allerdings die Mehrheit der Staaten und Völker. Ihre Unrechtsregime
werden kapitalistisch gegenüber der eigenen Bevölkerung stabilisiert und in der
Konkurrenz untereinander militärisch aufgerüstet, dass sie die sonst für die
reichen Staaten drohenden Konflikte stellvertretend ausführen können, ja sogar
müssen.
In der globalen Auswirkung ist der Kapitalismus
gleichwertig mit allen anderen despotischen Systemen, er ist undemokratisch,
denn an die Stelle der Doktrin „Die Partei hat immer Recht.“ setzt er
unverhohlen das Immer-Recht des Geldes.
Unter
diesen Umständen erscheint es legitim, von gesellschaftlichen „Gefängnissen“ zu
sprechen. Im Vergleich der Gefangenschaften untereinander fällt allerdings
sofort der „freiere Vollzug“ innerhalb der kapitalistischen Ordnungen auf. Mit anderen
Worten: Demokratische Ansätze gibt es nur hier. Wollte man den Kapitalismus
radikal und ad hoc beseitigen, vernichtete man auch die einzigen zarten
Pflanzenzüchtungen der Demokratie und der Aufklärung.
Das
wiederum hat Konsequenzen für leistungsunfähige Zuwanderer, deren persönliche
Defizite nicht nur in ihrer krassen Armut bestehen, sondern in mangelnder
Ausbildung, in Analphabetentum, in vorsintflutlichen Weltanschauungen und
Traditionen, welche nicht zuletzt ihre Integration verhindern und für zusätzliche
Konflikte innerhalb der relativen Demokratien sorgen.
Es
mutet paradox an, entspricht aber, wie gesagt, der Realität: Eine relativ
demokratische Freiheitlichkeit existiert bisher allein im Kapitalismus. Um sie
weiter zu entwickeln, bedarf es heller Köpfe abseits des „Mainstreams“ zur
allmählichen Umgestaltung weg vom „Immer-Recht des Geldes“ zu einer
Orientierung an der Humanität, an der Menschenwürde, an ehrlicher Offenheit,
hin zu einer Philosophie und zu praktischen Verhaltensweisen, die ich Kosmonomie
nenne.
Sie
ist alles andere als eine Revolution, sondern fordert evolutionäre
Weiterentwicklungen und soziale Angleichungen besonders durch höhere allgemeine
Bildungsanstrengungen, allgemeine Aufklärung und staatliche wie
gesellschaftliche Transparenz. Gewalt kommt nicht infrage, stattdessen
Vorbildfunktion.
Jeder
denkende Charakter gehe in sich und nach Möglichkeit auch voran.
Der
aktuell fortschreitende und ausspähende Demokratieabbau in den kapitalistischen
Staaten erschwert die Bedingungen allemal, wirft sogar die Frage auf, ob es je
überhaupt irgendwo zu einer echten Demokratie kommen kann.
Die
Gegenwart jedenfalls ist unreif wie alle Epochen zuvor.
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