Aphorismen zum
Nachdenken und Zitieren:
1646
Im Alter verdichten
sich Probleme, aber auch die Erfahrungen der Problemlösung.
1647
Der Heiligenschein
evaporiert als Koma aus Bigotterie und Prüderie.
1648
Es geht kein Kamel durch
ein Nadelöhr wie auch kein Gottesanbeter in die Klarsicht überwechselt.
1649
Um Moral und Ethik
hervorzubringen, benötigt der Verstand kein Kreuz, kein Blut und kein Jenseits.
1650
Goldsucher graben,
schürfen und bohren sich in die Erde, tauchen tief ins Meer.
Dabei scheint die Sonne
oben.
1651
Geld wird aus Öl
gemacht und schmiert den Interimsmenschen.
1652
Auch Gas ist Geld. Man
gibt aber kein Geld, sondern Gas.
1653
Dem Umsatz widmet man
seinen ganzen Einsatz, bis man sich zur Ruhe setzt.
Und schon folgt die
Beisetzung.
1654
Als die Welt noch in
Ordnung war, schlug es nicht morgens um sieben, weil es noch keinen Menschen
gab.
1655
Prominente
Persönlichkeitsabstürze spiegeln der Gesellschaft die eigene Zerrissenheit
wider, doch die blinde Häme verhindert Einsicht.
1656
Aphorismen sind
Lebensspuren, kleine Gedenksteine im universalen Mosaik der Welt.
1657
Im Laufe der Jahre
reifen Zweifel, ob sich der Mensch in der so bigotten Gesellschaftsmoral nicht
zum sexuellen Tanzbären herabwürdigt, vorgeführt an der Kette und am Nasenring.
1658
Unter den Dunstglocken
der Ballungszentren kollabiert das Wachstum an mangelnder Durchsicht und
Atemnot.
1659
Worte fallen, aber erst
wenn sie auffallen, gewinnen sie Bedeutung vor dem Hintergrund von Zeitpunkt, Ort
und Stimmungslage, sie greifen nach der Macht. Der Mensch jedoch sollte Macht
über die Sprache behalten.
Dazu muss er sie
beherrschen.
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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com
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