Dienstag, 16. Juli 2013

Was für ein freier Tag


Eintausendvierhundert Kilometer liegen hinter mir,
und ich befinde mich in Argeles am Meer,
wie von blauen Reitern ins Roussillon gemalt.

Der Sturm peitscht die Pinien und Palmen,
und im stählernen Blau wirbeln zwei unschuldig weiße Möwen;
sie schreien sich an, glaube ich,
denn der windige Chor der Bäume rauscht lauter.
Fliegender Sand strahlt den Strand und das Meer kocht auf
in kaltem Schaum unter feuriger Sonne.
Hinter mir die dunkle Silhouette des Canigou,
an dessen Hängen noch der Schnee des letzten Winters blinkt,
beißend weiß ins Blau.

Hier am Meer war 1939 unter freiem Himmel ein Lager,
ein gnadenloser Ort für freiheitliche Flüchtlinge,
die der spanischen Diktatur entkommen konnten;
kein Urlaubsort!
Nur ein Gedenkstein erinnert, sonst nichts mehr.

All die Villen, die Hotels, die Campingplätze einer lebensfrohen Kulisse
schöpfen ihren Reiz aus der Freiheit,
verliere ich mich in Gedanken.
Mein Blick folgt den Pyrenäen, wie ihre Höhen hinab ins Meer eintauchen.
Dort, bei Port-Vendres
wurden die Felsen zu Kriegsbunkern ausgehöhlt und betoniert,
heute verkommene nutzlose Kellerruinen,
entleert des Hasses, des Kampfes und der Angst.
Und dennoch etablierte auch moderne Kriegsstrategie,
man will ja nicht lernen,
militärisches Territorium am Cap Béar.

Die Sonne geht auf über glatten Wassern,
und ich lasse mich von den abfallenden Bergketten inspirieren,
ich schwimme der Sonne ein Stück entgegen.
Was für ein freier Tag!
Aus der Natur geboren,
keineswegs selbstverständlich,
da die Menschheit stagniert in anmaßend Unberechenbarem.


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