„Guten
Abend, meine Damen und Herren! Hier ist London, Big Ben hat soeben
sieben Uhr geschlagen, bei Ihnen in Deutschland ist es acht Uhr.“
Etwa
so hörte ich es in ganz jungen Jahren in Lindow (Mark), in der
sowjetisch besetzten Zone, aus dem Radio über Berliner „Westsender“.
Ich
war noch ein Kind und spürte dennoch das besondere Flair dieser
Ansage, nicht zuletzt am Verhalten meiner Eltern, die verbotenerweise
Westradio anstellten.
Etwas
Geheimnisvolles kam aus diesem Lautsprecher, eine undefinierbare
Sehnsucht nach Freiheit wurde mir suggeriert, ohne dass ich schon so
genau etwas damit anzufangen wusste.
Jahrzehnte
sind verflossen, und ich komme auf diese frühen Eindrücke zurück,
da ich längst in westlicher Freiheit verwurzelt bin, das heißt, ich
kenne sehr genau auch die Schattenseiten dieser gewaltig
strapazierten Freiheit, die damals im Lautsprecher natürlich mit
Propaganda gespickt war. Kindlich naiv, fiel mir das nicht auf. Die
heute subtiler verpackte Medienpropaganda der westlichen Welt entgeht
ähnlich den geradezu naiven Massen einer vorwiegend konsumierenden
Gesellschaft, die einerseits zu fortdauerndem „Wachstum“ animiert
wird, um andererseits mit geballten Ängsten und Verunsicherungen
überflutet zu werden.
Wie
oft heißt es, es sei fünf Minuten vor zwölf, um die Dringlichkeit
und Alternativlosigkeit irgendeiner Politik zu unterstreichen, die
angeblich allein den Weltuntergang zu verhindern weiß.
Ähnliche
Szenarien eignen sich seit Menschengedenken zur Steuerung und
Unterwerfung der Massen, letztlich begründet in deren allgemeiner
Unkenntnis und in gezielter ideologischer Desinformation.
Nun,
auch beim zuletzt vollzogenen Jahreswechsel fand kein Weltuntergang
statt, die Zeit schreitet „unbeirrt“ voran, es ist also schon
wieder „fünf nach zwölf“, wie alle Jahre, alle
Jahrtausende, in denen sich vieles und natürlich auch die Menschheit
wandelt – oder auch nicht. Das Hauptproblem öffnet sich in einer
Schere zwischen verstaubten Weltanschauungen und immer komplexeren
Technologien. Im Endeffekt stagniert die traditionelle Doppelmoral,
während sie immer deutlicher durch Fortschritte in Wissenschaft und
Technik überrollt wird.
Wohin
das wie lange führen mag, erscheint sehr ungewiss und keinesfalls
berechenbar.
Das
erforderlich konsequente Umdenken, etwa gemäß dem Kosmonomischen Manifest, steht realistischerweise nicht in Aussicht, könnte aber
durchaus in intellektuellen Kreisen zu Initialzündungen führen, zu
Denkanstößen, vielleicht sogar in Entscheidungsgremien.
„Es
ist fünf nach zwölf“ bezieht sich nicht auf Umweltszenarien und
Gesundheitsgespinste, sondern auf das globale Aus-dem-Ruder-Laufen
sämtlicher Politik, die wie eh und je lernunfähig, lernunwillig
hochtrabende Reden ausspuckt und zutiefst menschenverachtend blutige
Schlachten konzipiert und zur chaotischen Vollendung bringt.
Die
Lüge ist salonfähiger denn je, diplomatische Verrenkungen bestimmen
den Text, und die staatliche Räson beinhaltet die perfide
Morallosigkeit der Geheimdienste wie der Finanzlobby.
Sie
schreiben? - An wen?
Ja,
Flaschenpost.
Und
die werfen Sie ins Meer?
Ins
ozeanische Internet.
Da
finden Sie Leser?
Ich
kenne kaum welche, laut Netz-Statistik sind es abertausende.
Was
schreiben Sie denn?
Denkbares.
Wollen
die Massen denken?
Nein,
aber intelligente und verantwortungsbewusste Minderheiten.
Erreichen
Sie diese?
Zögerlich
zunächst, aber zunehmend stoßen sie auf mich.
Warum?
Auf
ihrer sorgenvollen Suche nach Auswegen aus chaotischer
Wahn-Propaganda.
Sie
schreiben und bleiben zuversichtlich?
Irgendwie
befreit mich das Schreiben, wenn auch nur einer
dadurch denkt.
Möchten
Sie mir zu denken geben?
Vielleicht;
beispielsweise:
Freiheit
der Wahrheit!
Ein
Ideal, gewiss.
Im
Lichte und im Klang von Klarheit,
ehrlich
und transparent, auch im Kompromiss.
Zum
Stand der Dinge aber:
Idiotie,
dogmatisch propagiert,
wundert
sich, dass sie
idiotische
Gegnerschaft gebiert.
In
einfältigster Regie
wird
Demokratie
aktionistisch
demontiert,
von
allen Seiten wie in alten Zeiten.
Durch
hohles, unkundiges und niederträchtiges Gelaber.
Und
im Gefolge Aufrüstung, Waffenhandel, Friedensverrat,
Menschenhandel
und Krieg als Versagen von Gesellschaft und Staat.
©
Raymond
Walden
WORLD WAR - 3
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