Dienstag, 18. November 2014

Sequenzen von Skepsis (190)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

2384
Wenn sich in den Hochhausschluchten,
wo sich Fenster nur noch auf dem Touchscreen öffnen,
in den Wohnsilos der Trabantenstädte
und in den Wellblech-Ghettos der Slums
der weite Horizont zum Punkt zusammenzieht,
dann markiert sich der kapitalistische Standpunkt:
Wachstum!

2385
Ein Tor, wer den Fußball mit Ethik aufbläst und ins Netz seltsamer Verflechtungen köpft.

2386
Nie landeten Menschen auf dem Mond, sondern geblendete Befehlsempfänger, die nach der Rückkehr seltsame Bahnen verfolgten, weil niemand mehr sie steuerte.

2387
Der Gipfel klimatischer Dummheit speit immer wieder glühende Glaubensbrocken des Hohns auf die Wissenschaft.

2388
Eine Ethik, die Krieg zulässt, hat sich verwirkt, hält dem Unrecht perfide die Steigbügel.

2389
Wer den Glauben an die Menschheit verliert, erklärt seinen eigenen einsamen Tod. Ich setze nicht auf die Masse, aber auf Individuen, die zumindest zeitweise die menschliche Intelligenz beweisen.

2390
Der Mensch hat keine Bestimmung, er maßt sich jedoch vieles an.

2391
An Geister glaubt die Geistlosigkeit.

2392
Im zu oft gerechtfertigten Misstrauen gegen Mitmenschen unterlässt der Mensch wirksame "Hungerhilfe", rechtfertigt er Kriege, verwüstet Landschaften und verweigert humane Sterbehilfe. Der Grund des Misstrauens ruht in Glaubensweisheiten, in jenem Paradoxon: Denn das Glauben beweist nichts, es weiß nichts.

2393
Im tabubeladenen Schweigen erstirbt erst das Belanglose, bald darauf das Nennenswerte.

2394
Die Freiheit der Gewalt tobt sich aus in dekadenter Krimisucht. Der tägliche Schuss verraucht immer schneller und öfter, den letzten haben viele schon nicht mehr gehört.

2395 
Die Masse ist tierisch beschränkt, das heißt, ich stehe ihr mit genau den Gefühlen gegenüber, wie ich sie für die Natur allgemein empfinde, also ambivalent. 


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.de



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