Das
SPD-Mitglied Thilo Sarrazin schreibt ein kritisches Buch zur europäischen Währung
und vermarktet es auch. Das ist sein gutes Recht.
Weil
der umstrittene Autor einiges gegen den Mainstream vertritt, ruft er offenbar
eine ganze Meute von scheindemokratischen Sittenwächtern auf den Plan,
angefangen von diversen Parteimitgliedern, über Berufslobbyisten bis hin zum
Mob der Straße. Man will dem Fernsehsender ARD klarmachen, was sein
Bildungsauftrag sei und was nicht. Der Pöbel droht auf Spruchbändern „Halt’s
Maul! Oder wir schlagen zurück!“ (Ungeahndete direkte Gewaltandrohung ?) Und
sogar der sich zum Widerspruch herausgefordert fühlende Genosse und direkte
Diskussionsteilnehmer argumentiert in der Talkshow mit „Bullshit“ in
unqualifizierter Wortwahl.
Der
Autor streue ausgerechnet jetzt in der Eurokrise Salz in die Wunde,
argumentiere geschichtslos und gefährde den Bestand der EU. Er disqualifiziere
die Südländer und schüre Vorurteile, indem er ihre Eigenarten im Geschäftsleben
hervorhebe usw.
Auf
diese Seifenblasen und Worthülsen kann man ernsthafterweise nicht eingehen,
denn natürlich hat jede Gesellschaft ihre charakteristischen Parameter, die
übrigens der kulturellen Reichhaltigkeit Europas zugute kommen.
Das
sei doch alles von gestern, kokettiert der Politiker. Die Probleme der Finanz-
und Eurokrise stellten sich jetzt und müssten jetzt gelöst werden!
Bei
aller beeindruckenden Eloquenz allerdings bedarf es schon einer besonderen
Gesichtseinengung, denn genau diese Vergangenheit ist von eben diesen
politischen Lagern und teilweise jetzt noch amtierenden Politikern zu
verantworten.
Die
Währungs-Union ohne politische Union zu schaffen, war definitiv ein Fehler.
Demokratie
in Europa, so scheint es, ist das erste und ärgste Opfer.
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