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Montag, 21. September 2020

Menschliches Glauben: Kohl – ein wahrhaft wahlkämpfender Christ (S. 147)


November 1997


Gewaltig, nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“, gestaltete der Katholik Kohl seinen Auftritt bei der protestantischen Synode in Wetzlar am ersten Novemberwochenende, indem er sich nicht nur zur Religion bekannte, sondern das Freisein von Religion christlich-demokratisch mit markigen Worten wie „Skandal“ und „erbärmlich“ verteufelte. Jedem Schamanen, Guru, Priester wäre derartiger Spiritismus nachzusehen, bei dem Kanzler eines der am „höchsten entwickelten“ Staaten der Erde müssen die Bewertungskriterien differenzierter angesetzt werden.

Ich zitiere aus dem CDU-freundlichen „Westfalen-Blatt“, 3. November 1997 den Aufmacher: „Angriff auf religiöse Erziehung Skandal“. So habe der Kanzler „davor gewarnt, den Religionsunterricht aus den deutschen Schulen zu verdrängen. … Der Angriff auf die religiöse Erziehung der Kinder sei alarmierend.“ Wie kompromisslos das christliche Selbstverständnis der Herrscherklasse ist, wird in weiterer Folge unverblümt vorgeführt (und das unterscheidet den Machtanspruch keineswegs von dem aller anderen sich auf Irrationales berufenden Systeme): „Konfessioneller Religionsunterricht sei kein überholtes Privileg der Kirchen, sondern eine notwendige Aufgabe des säkularen Staates, sagte Kohl. Auch wer die Glaubenslehre der christlichen Kirchen nicht teile, müsse ihre tragende Rolle für die demokratische Ordnung anerkennen.“ Der Ratsvorsitzende der EKD und Kohl „würdigten gemeinsam die bewährte Partnerschaft zwischen Kirche und Staat.“


Damit dürfte unzweifelhaft klar sein, dass, solange Christdemokraten etwas zu sagen haben, die Verfilzung von Staat und Kirche niemals zu lösen sein wird. Wer nun auf die SPD schielt, wird einen Augenfehler behalten; wieder „Westfalen-Blatt“, 3.11.1997“: „SPD dominiert EKD“. Ulrich Motte schreibt im Leitartikel: „Schon der verstorbene evangelische Pastor und ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Heinrich Albertz, meinte, von der evangelischen Kirche aus betrachtet, sei die SPD geradezu eine rechtsradikale Partei. Mehr denn je spielen Sozialdemokraten heute eine führende Rolle in der Kirche – im Gegensatz zu Vertretern der bürgerlichen Parteien. Gerade erst wurden sechsmal (!) so viele Kandidaten, die der SPD entstammen, für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland nominiert wie aus der CDU kommende.“ Logisch, da wollte Kohl jetzt einmal regulierend auftreten. Eigentlich verblüffend, wie offen man zur staatlich stattlichen Kirchenversumpfung steht; man ist ja sowieso unter sich. Und so dürfen die deutschen Schlafmichel beruhigt darauf vertrauen: „Was die Kirche beschließt und wen sie wählt, dürfte aber gerade nicht am Partei- oder Zeitgeist, sondern nur an der Bibel gemessen werden, „Sola Scriptura“ (allein die Heilige Schrift) lautet der Grundsatz der Reformation.“


Es gibt keine Geister! Die sprichwörtlich guten dieser Spezies haben als erste diese Gesellschaft verlassen; was bleibt, ist Ungeist.



© Raymond Walden



Montag, 24. August 2020

Menschliches Glauben: 4. Politik, „Glücksfall Kohl“ (S. 137)

 


April 1995

 

Von der „Bundeszentrale für politische Bildung“ in Bonn sollte man eine gewisse Neutralität erwarten können, haben doch parteipolitische Meinungsäußerungen nicht von vornherein irgendwelchen Bildungswert. In der Zeitung der Zentrale „Das Parlament“ wird hingegen klar, dass die Herausgeber politische Bildung gern auch mit der regierungsfreundlichen Darstellung politischer Sachverhalte verwechseln. Beispiel, Nr. 13-14,1995: „Der Bundeskanzler wird 65. Helmut Kohl – Glücksfall für Deutschland“. Michael Glos von der CSU-Landesgruppe biedert sich beim Regierungschef durch ungebremste Würdigung der kohlschen Eigenschaften an. Ich erlaube mir zu relativieren.

     1982 trat Kohl seine Regierung mit dem Versprechen an, jedem Auszubildenden einen Lehrplatz zu garantieren. Daraus ist nie etwas geworden. Mehr noch, seither gibt es in Deutschland hohe Arbeitslosenquoten. Die Staatsverschuldung ist nicht erst mit der deutschen Einigung ungehemmt gestiegen, trotz seinerzeitiger gegenteiliger Ankündigungen. Unbeirrter Wachstumsglaube zeitigt auf den verschiedensten Sektoren drastische Nebenwirkungen, die der Kanzler verdrängt. Kohl ist nicht aus eigener Fähigkeit der Einigungskanzler, sondern profitierte vom Zerbrechen des maroden Sowjetsystems. Als der Kanzler zuvor Honecker auf rotem Teppich empfangen hatte und den DDR-Kommunisten von Strauß Milliardenkredite vermittelt worden waren, hatten die christdemokratischen Herrschaften wie viele andere in der Bundesrepublik mit deutscher Einheit nichts im Sinn gehabt. Als Verdienst Kohls mag gelten, die Einheit unter den gegebenen Voraussetzungen schnell vorangetrieben zu haben, zumal im übrigen Europa separatistische Bewegungen die Völker mehr und mehr in Probleme trieben.

     Kohl hält sich an der Macht, weil seit Jahren keine überzeugende Opposition existiert. So ist dem Kanzler selbst ein Angriff auf die Pressefreiheit mit Auflösungsforderungen für Teile der ARD ungestraft möglich. Unter seiner Kanzlerschaft ist die dümmliche Verflachung und Desorientierung einer privaten Medienlandschaft mit allen zu verantwortenden gesellschaftspolitischen Konsequenzen erfolgt. Bei dieser Massenverblendung hilft dem Kanzler seine Kirchentreue, die die Verfilzung von Staat und Kirche festschreibt.


© Raymond Walden

 

 

 

Montag, 10. Februar 2020

Menschliches Glauben: Konservativ gestrig (S.56)


Oktober 1995

Kontraste“-Sendung, ARD, 12.10.95: Im „Freistaat“ Sachsen ist das Polizeigesetz wirklich frei; Hotelmeldezettel auszuspionieren ist im Rahmen der Rasterfahndung erlaubt, Vorbeugehaft für unliebsame Personen ist ohne Anhörung bis zu einer Woche möglich, „Lauschangriffe“ sind ohne Verdacht durchführbar.
     Interessant ist in dem Zusammenhang auch eine Äußerung des CDU-Abgeordneten Pieroth (Berlin). Die PDS-Wähler seien so konservativ, dass sie für die CDU ein Potenzial darstellten. Wer regiert eigentlich den „Freistaat“?


© Raymond Walden

Freitag, 9. September 2016

Die Politik ist von der Rolle, und so auch ein Großteil der Bevölkerung

Deutschland bleibe Deutschland, tönt die Bundeskanzlerin.
Bleibt kaum zu hoffen, dass sie weiß, was Deutschland ist.

Denn in infantiler amerikanischer Anbiederung und kapitalistischer Profitorientierung ruiniert die Dame ungeniert freiheitlich-demokratische Werte in Deutschland und Europa, knickt vor Despoten ein und bereitet mit TTIP und CETA das endgültige Aus der Mitbestimmung durch mündige Bürger vor.

Seit der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern geht es nun der CDU ans Leder, denn die CDU fiel einfach durch, weil irgendwann auch der einfachste, aber ehrliche Mensch ahnt, dass er getäuscht wird. Bei der nun aus dem Stand erstarkten AfD wird der entsprechende Prozess noch eine ganze Weile dauern, denn deren Rückwärts-Wende zu Gestrigem hat nichts mit Freiheitlichkeit gemeinsam.

Das freie Schalten und Walten der CDU hat auch etwas mit der aktuell eklatanten Unfähigkeit aller anderen Parteien zu tun. Es geht nur noch um Machtinteressen und Taktierereien, die sich darüber hinaus als direktes Hintergehen der demokratischen Grundausrichtung Deutschlands erweisen und als Zersetzung des europäischen Einigungsgedankens bereits drastische Auswirkungen zeitigen.
Unter dem Deckmantel „christlicher“ und europäischer Werte wird weder Europa klar definiert, noch wird Deutschland nach dem Krieg und der erfolgten Wiedervereinigung völkerrechtlich korrekt in der Weltgemeinschaft verankert.
In vasallenhafter Abhängigkeit von den USA folgt man stattdessen Feindbildern und pflegt diplomatische Kumpaneien mit Despoten und Terroristen, die man durch kapitalistische Profitgier in die die Welt bedrohende Gefährlichkeit erst gehievt hat.
Religionswahn, entsprechender Börsenwahn und ebenso gearteter Klimawahn überfordern offensichtlich wesentliche Teile der Menschheit, sodass es nicht verwundern kann, wie tatsächlich von der Rolle die Politik ist.
Bei einem wirklichen Ende der CDU werden sogenannte Populisten eher den gesellschaftlichen Rückschritt bewerkstelligen als demokratisch-freiheitliche Ideale hochhalten. Das Gängeln jedes einzelnen Bürgers durch undemokratisch begründete Vorschriften bis in die privateste Kleinigkeit hat überdies grünbraune Wurzeln, die in allen Parteien gedeihen.

Die Flüchtlinge, die nach Europa und speziell Deutschland streben, verifizieren gar nicht, dass sie in die reichen Länder drängen, die für ihre heimatlichen Notsituationen wesentlich verantwortlich, ja sogar Verursacher sind.
Das aber versucht man ja auch der deutschen Bevölkerung nicht so ganz bewusst werden zu lassen.

Eine Kanzlerin, die von heute auf morgen eine völlig unausgegorene „Energiewende“ hinlegt, hat keine Strategie, sie hat keinen Plan, wahrscheinlich auch keine Ahnung, aber sie ist besessen vom Machttrieb, dem die anderen Parteien bisher nicht gewachsen sind.
Es bräuchte ganz neue Gesichter in allen Parteien.


Redaktioneller Hinweis:
Der kursiv gekennzeichnete Textteil erschien auch als mein Kommentar bei
zu dem Beitrag „CDU – Die dekonstruierte Partei“ von Christoph Lemmer