Wenn das Schweigen spricht, spricht es häufig für sich selbst. Es sagt etwas aus; in voller Absicht oder ungewollt. Der schweigende Mensch wird „lesbar“ allein durch seine Präsenz in einem sich abspielenden Szenario, im Leben allgemein wie im speziellen Geschehen.
Diese Sprache erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, besitzt keine Grammatik, keine Semantik, denn sie verzichtet ja aus sich heraus auf Wörter und Akustik, leitet ihre Bedeutung her aus der Situation und aus einem etwaigen Geschehen, in welches das Schweigen gezielt oder zufällig hinein gerät.
Dadurch ist auch das „Verstehen“ des Schweigens keineswegs eindeutig definiert und wird durchaus unterschiedlich interpretiert, nicht zuletzt spielen dabei ergänzend der persönliche Reifegrad und der Intellekt der Interpretierenden eine Rolle. Und so kommen etwa auch Sympathie, Abneigung, Verachtung, Wohlwollen und so weiter ins Spiel.
Schweigen, als „Sprache“ des Schweigens gehört zum Fundament jeder partnerschaftlichen Kommunikation. Vollkommene Einigkeit, Vertrauen, Liebe und höchstes Glück können sich im Schweigen gemeinsam manifestieren wie aber auch ins Gegenteil umschlagen, um als Misstrauen, Feindschaft und Destruktion, Verschlossenheit und Boshaftigkeit jegliche Kommunikation zu unterbinden.
Die Sprache des Schweigens ist bekanntermaßen ein äußerst sensibler Bereich der Privatsphäre, der sich in gravierenden und unlösbar erscheinenden Angelegenheiten zur sogenannten inneren Emigration als einzigem Ausweg eines Modus vivendi entwickelt.
Nicht weniger Bedeutung hat die Problematik in der gesellschaftspolitischen Öffentlichkeit, sehr deutlich geprägt durch die unterschiedlichen Gesellschaftssysteme und staatlichen Machtverhältnisse.
Denn, was der Staat der Öffentlichkeit verschweigt, geht nahezu ausnahmslos auf das Konto des Verbergens aus den verschiedensten zumeist anrüchigen Gründen, der Täuschung und Irreführung der Bürger und um zweifelhaften Einfluss und Machterhalt von Herrschern und Eliten.
Die Frage, die sich hier vor allem stellt, ist die nach der schweigenden Hinnahme und Duldung durch die Bevölkerung. Warum schweigt sie beispielsweise zu eklatanten Verstößen gegen die Verfassung, gegen Moral, gegen Völkerrecht, gegen demokratisch-freiheitliche Prinzipien? Warum schweigt man zu offen propagierten Lügen?
Die Gründe sind tatsächlich hinlänglich bekannt und wiederholen sich in immer ähnlichen Vorgängen.
Das Schweigen dieser Art ist nämlich kein „Fundament der partnerschaftlichen Kommunikation“ (zwischen Staat und Bürger), sondern für jeden aufmerksamen Beobachter der Hinweis auf gestörte beziehungsweise nicht vorhandene Kommunikation. Auch die Formen und Ausprägungen dieser Störungen, Defizite und Unterbindungen des Informationsaustausches sind immer und überall ähnlich.
Ausgangspunkte sind stets Unkenntnis, Wissens- und Bildungsmangel, gefolgt von Desinformation, Propaganda, Indoktrination, untermauert durch Meinungsvorschriften, Meinungsverbote (Bespitzelungen, Denunziationen), Diskriminierungen, durch Feindbildphobien und Ausgrenzungen bis hin zu Strafverfahren bei Verstößen und psychischen wie physischen Vernichtungen.
Irrwitzige, esoterische, religiöse und pseudoreligiöse, ideologische Meinungsdiktate zerstören das Miteinander in Familien wie in Freundeskreisen und in der offiziellen Gesellschaft.
„Die Sprache des Schweigens“ flüstert vor Angst und Sensationsgebrüll, sie stöhnt unter den Schmerzen der Drangsal und schreit vergebens nach Gerechtigkeit – und verschließt sich auch hier unter Umständen wie im privaten Umfeld in der inneren Emigration.
Jedoch die Urheber dieser katastrophalen Gesellschaftsdeformation sind skrupellos unbelehrbar und zu oft in ihrer Inkompetenz und Kleinkariertheit ein Hohn auf die menschliche Intelligenz.
Lesen wir also das Schweigen der Völker der Welt richtig.
Verstehen wir die Sprache solches Schweigens in seriöser und mutiger Sorgfalt – und schweigen nicht!
Die Kosmonomie möchte in menschenwürdiger, freiheitlicher Kultiviertheit dazu anregen.
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