Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:
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Eiskalt verbrennt dir die Sonne im Wind des azurblauen Himmels dein ihr schutzlos ausgesetztes Gesicht; du errötest, gegebenenfalls aber auch ähnlich einem Pavian, und das lässt dich unter anderem Licht vielleicht interessant und freiheitlich erscheinen – am Strand der Ostsee.
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Angesichts der Menschheit weiß ich nichts anzufangen mit der aktuellen, aus Leid und Trauer blutenden Aufforderung: „Seid Menschen!“ Wer oder was ist denn der Mensch? Sein ärgster Feind sich selbst im Götterwahn, in ideologischem Drill und als innerer wie opportunistischer „Schweinehund“. – Edel “ so wenig wie meist im Verborgenen.
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Auftragsschreiberlinge und linientreue Schwätzer wirken als Scharfschützen despotischer Wahrheitsverachtung.
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Dummheit, Spießigkeit und Rechthaberei, hartgesotten und eingelegt in Prüderie, sind Bürgerrechte von befangener Meinungsfreiheit.
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Das Leben bezieht sich zuallererst auf die Gegenwart, es lebt jetzt, erinnert es sich an Vergangenes, geschieht die Reminiszenz jetzt, und nicht anders verhält es sich mit dem Denken an die Zukunft; es vollzieht sich im Jetzt. Das Leben ist das Jetzt.
Eine zugegeben wenig schöne Sprachschöpfung wäre etwa „jetztiviren“ als Verb. Es beinhaltete nicht nur den Gegenwartsaspekt, sondern trüge auch der Einzigartigkeit unseres, eines jeden persönlichen Lebens in seiner letztendlichen Einsamkeit Rechnung, besonders im Hinblick auf Geburt und Sterben, aber auch auf das Eingebundensein in die Gesellschaft, das eine ganz eigene Wahrnehmung mit entsprechender Zuneigung oder Ablehnung erzeugt. Selbst in intensivster Liebeshingabe bleiben wir in finaler Konsequenz ein Individuum aus Einsamkeit und zwar im Jetzt. Das unverdrängte Wissen darüber aber bestärkt eher noch das Glücksgefühl in harmonischem Miteinander und in verlässlichen Beziehungen – auch das ebenso im Jetzt. Die alten Vormaligen hatten schon Recht: „Carpe Diem“, will heißen: „Nutze das Heute, verliere dich nicht im Gestern und nicht in Fantastereien über das Morgen."
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„Ich bitte um die Erklärung der freiheitlich-demokratischen Legitimation und des Mandats der Europäischen Kommissionpräsidentin“, sagte ich leichtsinnig, als mich aber die Keule des „Wertewestens“ aufklären wollte, wurde mir schlecht.
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Wer Politik stets nur als „Deal“ ausübt, ist eben ein „Dealer“, mit allen unmoralischen und kriminellen Wassern gewaschen, unfähig zu seriösen Verhandlungen und zu Vertragstreue, aber bereit, Menschenrechte in schmutzigsten „Deals“ zu verhökern, auch und besonders unter Anwendung von Gewalt.
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Bis aufs Blut wider jeglichen Verstands und gegen jedes Recht konkurrierende Großmächte mit Vasallen im Gefolge dokumentieren den unverbesserlichen Anachronismus der gesamten Menschheit. Lediglich wenige Individuen sind zu kosmonomischem Denken und Handeln fähig. Zu einer solchen Geisteshaltung zählt es aber auch, sich nicht selbst durch falsche Aufopferungen in Gefahr zu bringen. Erst dann kann kosmonomische Philosophie zur geistigen Heimat reifen.
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Unbezweifelbar leben wir in einer Epoche von menschlich besonders zurückgebliebenen Regenten. Aber vielleicht galt das ähnlich zu allen Zeiten; keineswegs ein Trost, aber heute umso deprimierender.
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Der „Teufel“ hat viele Namen, ich halte es für nicht „würdig und recht“, ihn adäquat zu seinen Schandtaten häufig beim Namen auf meiner Seite im Internet zu benennen. Nach Möglichkeit werde ich daher die häufigsten Menschheitsverbrecher der Gegenwart eher unmissverständlich umschreiben, um ihren Namen nicht zu viel Ehre zu erweisen.
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Im Hinblick auf die Menschenwürde und Humanität agiert die Natur neutral, der kultivierte Mensch aber muss aus seinem logischen Selbstverständnis heraus Partei für sich ergreifen und dabei erkennen, dass gerade die Neutralität der Naturgesetze dem Menschen durch ihre Beachtung alle Möglichkeiten zu effektiver Humanität eröffnet.
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Spielt sich der Mensch gegen die Natur auf, statt mit ihr gedeihlich zu kooperieren, schafft er sich „Götter“, „Teufeln“ gleichbedeutend, die es sonst in der Natur nicht gibt. Da der Mensch selbst Teil der Natur ist, beurkundet er auch den in ihr immanenten Aspekt der Selbstzerstörung, der aber aus Sicht der Humanität einen Widersinn prägt. Der aufgeklärte Mensch kann einen „Sinn des Lebens“ nur im Leben selbst erkennen und nicht im gegenseitigen Vernichten.
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Der Horizont eines ruhigen Meeres bei klarer Sicht sei mir Orientierung, ein lieber Mensch dabei an meiner Seite beflügelt meine Begeisterung, meine Motivation.
© Raymond Walden