Mittwoch, 11. März 2020

Frei im Bewusstsein – heißt was?


Kann man das Bewusstsein frei wählen, sich vielleicht erarbeiten oder fällt es gar zu?
Hat man, ausgeprägtes Bewusstsein vorausgesetzt, das Wissen und das Gefühl, frei zu sein?
Wenn dem so ist, könnte es auch eine Selbsttäuschung sein, aus welchem Grund immer?
Ist man sich klar über Bewusstsein allgemein und über sein eigenes, über das persönliche Selbstbewusstsein?
Wie unabhängig klingt das Bekenntnis, frei zu sein, aus einem ideologisch verschleierten Mund?
Wem gegenüber sprechen die so gebundenen Lippen – gegenüber dem sich bestätigenden Selbstgespräch oder in Verteidigungsabsicht zu skeptischer Nachfrage?

Ehrlichkeit und Gründlichkeit werden stets beide Begriffe „Freiheit“ und „Bewusstsein“ mit Fragezeichen versehen, denn ohne umsorgte Hinterfragung fallen sie leicht dogmatischen Ideologien anheim, die diametral entgegengesetzte Werte realisieren wollen, nötigenfalls mit üblicher Gewalt, subtil wie blutig.
Die Realität belegt, dass es keine vollkommene Freiheit in einer unvollkommenen Welt geben kann, wie auch das Bewusstsein vielfältigen Störungen unterliegt. Vor solchem Hintergrund öffnet sich eine Bühne für bewusste Freiheit „auf den Brettern“ von demütiger Standfestigkeit und toleranter Empathie für freiheitliche Emanzipation. Frieden und Gewaltfreiheit, nicht Kampf, sondern vorausschauende Deeskalation bilden die Strategie auf der Weltbühne wie im familiären Kammerkonzert oder Kaspertheater, im täglichen, weniger spektakulären Miteinander - mit Platz für Achtung, Respekt, Zuneigung, Liebe.
Freiheit bedeutet nicht Loslösung, sondern ist ein menschlicher Modus vivendi des Miteinanders. – Klingt geradezu kitschig, angesichts der realen Welt.

Da kaum jemand „die Welt“ ändert, muss Freiheit unsere Privatheit „erobern“.
So ergibt sich der individuelle Charakter der Freiheit wie ihres Bewusstseins, stets die erforderliche Intelligenz voraussetzend, denn der dumme, ungebildete, auch naive Mensch wird, wie in der globalen Historie durchgängig geschehen, einfach versklavt – bis zum heutigen Tag.
Alle praktizierten Schwächungen, Überwachungen des Individuums bis hin zum Eindringen in die privatesten Sphären sind nichts Geringeres als Freiheitsberaubungen unter fadenscheiniger Begründung zugunsten eines angeblich humanen gesellschaftlichen Miteinanders: eine Lüge desaströsen Ausmaßes!

Wie lange noch wird es mir überhaupt möglich sein, auf meinen „Tausend Quadratmetern kleine Freiheit“ frei und bewusst zu leben, Signale in die ganze Welt zu senden, freiheitliche Zeugnisse abzulegen?

Ich wage keinerlei Prognose, ermuntere aber zu bewusster, individueller Freiheit. Nur freie Individuen sind in der Lage, eine freie Gesellschaft zu „entbinden“, zur Welt zu bringen.

All jene freiheitsfeindlichen Weltbilder greifen zunächst das Bewusstsein an, indem man Schuld- und Angstgefühle suggeriert und bis zur Hysterie aufpeitscht. So vollzieht man Systemveränderungen, gewaltsame Umstürze durch Massen-Disziplinierungen bei gleichzeitiger psychotischer Enthemmung in letztendlicher Bewusstseinseintrübung. Dass dabei die Einpeitscher oft ihre eigenen Opfer werden und selbst jeglichen Überblick verlieren, sich im Aktionismus den Rest geben, kennzeichnet die Eskalation der totalen Dummheit. Denn sie kann in ihrem existenzsichernden Pferch weder Bewusstsein noch Freiheit kreieren, geschweige denn ertragen.

Let's rambo“,tönt es vor dem Boxkampf der johlenden Masse entgegen. Doch die aktuelle Situation ist (um im Bild zu bleiben) schon vor dem Kampf gegen das Unmenschliche schwer angezählt.
Derartig in Not, erschafft sich der Mensch seit jeher Götter, aber es gibt keinen Gott, das ahnt er in geheimer Verunsicherung. Entsprechend führt er sich auf wie der Teufel, der ja auch „von Gott“ sein soll, also nicht existiert.
Der Mensch gibt sich den Teufel in dieser Unfreiheit, im Zorn des Nichtbewusstseins. Auschwitz, Verdun, Gulag, Guantanamo, Gaza, Hiroshima und Nagasaki sind nur wenige Zeugnisse des in Unfreiheit begründeten Wütens durch den Interimsmenschen von (noch nicht) vollzogener evolutionärer Entwicklung, von fehlendem Bewusstsein zum freiheitlich reifen Individuum.

Religion und Ideologie, Dogmatik und Indoktrination sind die hohen Hürden, die ein freies Bewusstsein zu nehmen hat. Es gibt wenige „Trainer“ für diese Disziplin, aber immer wieder erfolgreiche Autodidakten. Auf ihnen ruhen bisher die Hoffnungen wahrer Menschwerdung.



Keine Kommentare: