Die
Stärke des Verweilens liegt in der beständigen Beweglichkeit,
denn
nichts verharrt im Stillstand,
jener
Unmöglichkeit von Ewigkeit.
Am
21. Dezember 2012 passiert die Sonne wieder einmal den südlichsten Punkt ihrer
scheinbaren Himmelsbahn: 12:12 Uhr (MEZ) Winteranfang, kürzester Tag auf
geografisch nördlichen Breiten, also Wintersonnenwende.
Der
scheinbare Sonnendurchmesser hat etwas zugenommen, denn die Erde steuert jetzt
auf ihren geringsten Sonnenabstand am 2. Januar 2013 zu, was auch eine leicht
erhöhte Bahngeschwindigkeit unseres Planeten zur Folge hat.
Viele
weitere Beweglichkeits- und Drehmomente kann die Astronomie gegen einen
„Stillstand“ ins Feld führen wie zum Beispiel die gleichzeitig aktuellen Mond-
und Planetenzyklen, periodische Abläufe sogar in entfernten Galaxien.
Zu
verweilen bedeutet für den Menschen zunächst einmal, sich Zeit zu nehmen für
Erkenntnisse, aber auch für allgemeine Erlebnisse, denn in kosmischen Maßstäben
vollzieht sich unser Leben in unbedeutender Kürze. Nur deshalb können wir von
„Fixsternen“, „feststehenden“ Sternen sprechen, die sich in Wirklichkeit
ausnahmslos bewegen und sich in verschiedenen Entwicklungsstadien präsentieren.
Im
Verweilen nehmen wir die Veränderungen wahr, die schnellen und beschleunigten
wie die langsamen und verzögerten. Wir sensibilisieren uns für das Geschehen um
uns herum und für Vorgänge mit und in uns, wir erhalten die Möglichkeit,
Lebensprinzipien zu erfassen. Sie schützen uns vor vereinfachenden und flachen Täuschungen,
vor realitätsfernen Meditationen und hektischen apokalyptischen
Wahnvorstellungen und den daraus folgenden Unsinnsaktivitäten.
Zu
verweilen meint eine kulturelle menschliche Leistung, besitzt keinerlei
Gemeinsamkeit mit dem so oft zu beobachtenden „Herumhängen“ oder der äußerst
verbreiteten Passivität, sich berieseln zu lassen.
In
der gerade jetzt wieder blühenden Konjunktur von Festtagsschwafelei und
Unkenrufen um den Jahreswechsel herum ist leider keine Sonnenwende in Sicht,
sie ist auch im übertragenen Sinne kein Thema.
Das
Verweilen aber, das achtsame Begreifen von Leben, ist vermittelbar, ist
erlernbar.
Am
Sternenhimmel exemplarisch.
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