Donnerstag, 1. August 2013

Sequenzen von Skepsis (145)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

1839
Desinteresse und Gleichgültigkeit greifen um sich, erlahmen in Teilnahmslosigkeit und stumpfen endgültig ab in Apathie. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ versagen wie „Einigkeit und Recht und Freiheit“ in einer Gesellschaft, die nur einen Wert wirklich gelten lässt: den Geldwert.

1840
Wer seine Freizeit regelmäßig vor dem Bildschirm bewältigt, schaltet auffällig ab.

1841
Man ist nicht absichtlich dumm, sondern durch Veranlagung. Jeder Vorwurf erübrigt sich. Die schlichte Feststellung der Dummheit aber ist der Abgrenzung förderlich, vor allem, wenn es darum geht, Dummheit absichtlich zu erzeugen und zu verbreiten – und das zu verhindern.

1842
Bedeutungslos, aber Ausgeburt des Zeitgeistes. – Daher Quotenrenner und Bestseller!

1843
Jahrmillionen alte Mondformationen heißen, menschlichen Phantasien entsprechend, „Meer der Ruhe“, „Meer der Heiterkeit“, „Meer der Krisen“, „Ozean der Stürme“, „See der Träume“, „See des Todes“. Viel jünger dagegen, nämlich erst seit Menschengedenken füllt sich auf der Erde das Meer des Blutvergießens mit Zuflüssen aus allen Richtungen und Kulturepochen. Der Pegel steigt unentwegt und droht, die Menschheit in Fluten der Gewalt untergehen zu lassen. Rettende Ufer verbaut und zerstört die Unweisheit.

1844
Wahrheit wird verdrängt, denn ihre Analyse erforderte eine Umstrukturierung des Lebens. Man lügt optimistisch weiter und unterliegt der Täuschung, weil man das überlegene Optimismus-Potenzial der Wahrheit nicht erkennt.

1845
Mitmenschen mögen mehrheitlich meine Meinungen missbilligen,
aber angeblich alternativlose Argumentation, absolutistische Ansagen, anachronistischer Aberglauben, archaische Allmachtsansprüche agieren aggressiver, anmaßend, anarchisch,
akkumulieren ad absurdum.

1846
Allem Denken und Wünschen haftet ein Zweifel an –
und der Tat erst,
sodass auch die Erinnerung nicht zweifelsfrei besteht.
Von Objektivität aber sollte die Rede sein,
nicht von Verzweiflung.

1847
Alles Schöne verbirgt Unergründliches des individuellen Betrachtens und Empfindens.
Nie ist Schönheit objektiv.

1848
Eine voreilige Vertrautheit könnte sich als Stich in ein psychologisches Wespennest erweisen.

1849
Farbe ist Licht, benötigt Substanz, folgt der Physik des Auges, interpretiert sich erfahrungsgemäß individuell, Farbe ist und erzeugt Temperament.

1850
Das Haar in der Suppe ist vielleicht der leere Teller.




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