Mittwoch, 29. Mai 2013

Heuchelt nicht


Eine Blüte der Namensgebung ist „Fürchtegott“;
sollte man nicht eher den Teufel fürchten, also
Fürchtedämon, Fürchtebelzebub, Fürchtesatan?

Betrachtet man die Welt realistisch,
besteht kein Grund zu solcher Furcht.
„Fürchtenix“ wäre aber vermessen, denn
Krankheit und Tod grassieren fürchterlich,
die erste oft heilbar, der zweite unerbittlich,
göttlich.
Wozu also den Tod fürchten? Er kommt sowieso mit Gottes Gnade!
– die „Fürchtegott“ fürchten soll. –
Der Name ist Befehl.

Entweder ist Gott fürchterlich oder doch der Teufel.
Das Fürchterliche gebiert sich aber aus ihrer beiden Nichtexistenz,
denn es bleibt nur der Mensch.
Furchtbar!

Ich glaube dem Gläubigen kein Wort.
Wäre doch das Glauben, was andere glauben,
eine doppelte Verneinung der Nichtigkeit des Glaubens
und logischerweise die Bejahung des Nichtwissen-Wollens.

Es gibt vor allem eine Furcht,
nämlich die vor des Menschen Phantasie
und den daraus folgenden Schandtaten,
die er sogar mit Liebe vollbringt.
Mit Vorlieben für
Gottesliebe, Vaterlandsliebe, Tierliebe,
sogar Nächstenliebe –
und Familienliebe erst!

Furcht indes ist der widrigste Ratgeber,
der Resignation und das letzte Amen predigt.

Das Leben spricht anders:
Seid wachsam,
verlasst die streitbaren Götter,
findet mutig und ehrlich zu euch
und zu Menschen, deren Phantasien Überwältigendes in
Literatur, Musik, Kunst und Wissenschaft leisten
oder deren Mitmenschlichkeit täglich
auch schwersten Belastungen standhält.

Heuchelt nicht und erhebt euch in überlegter Vorsicht
gegen die gottesfürchtigen Heuchler,
damit ihr nicht eines Tages euch selbst zu fürchten habt.


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