In
einer „außergewöhnlichen Begegnung“ bat mich der Chefredakteur, Herr Mark
Imagine, des Magazins „Vom Anderen Stern“ um ein Interview über die globale
Dummheit.
MI: Herr
Walden, in Ihren Veröffentlichungen nehmen Sie immer wieder Bezug, nicht ohne
vehemente Verurteilungen, zur „allgegenwärtigen Dummheit“.
Können
Sie komprimiert verdeutlichen, was Sie meinen?
RW: Erlauben
Sie mir die Antwort mit einem geradezu abgedroschenen Bild: Wer am Ast sägt,
auf dem er sitzt, ist dumm.
Es
sei denn, er beabsichtigt seine Selbsttötung. Aber auch in dem Fall, handelt er
zwar im Sinne der Zerstörung zielstrebig „intelligent“, aber dennoch
beschränkt, weil er das Leid, das er bei Verwandten, Freunden und so weiter
hinterlässt, nicht gebührend beachtet. Er begeht eine Dummheit, entschuldbar
lediglich, wenn eigenes, tatsächliches und nicht eingebildetes, hoffnungsloses
Leid die Ursache bildet.
MI: Was heißt
das in globalem Maßstab?
RW: Die
Menschheit, der gesunde Mensch überall wünscht sich ein friedliches,
zivilisiertes und gesundes Leben.
In
völlig unkontrollierbarem Ausmaß verkehrt er sein Streben in das definitive
Gegenteil. Trotz aller historisch negativen Erfahrungen, glaubt er an Frieden
durch Waffengewalt, an Zivilisation durch Zerstörung und an Gesundheit durch
ungesunde Verhaltensweisen. Er favorisiert Glauben vor Wissen und Naturgesetzen
– eine fundamentale Dummheit.
MI: Gibt es
aber nicht immer wieder Kräfte, terroristische Energien, die Frieden,
Zivilisation, Gesundheit rundheraus ablehnen, die in Gewalt und Anarchie ihren
Sinn erkennen?
RW: Sie
erkennen gar nichts. Sie erfahren und begreifen das Leben nicht, dessen Sinn
biologisch wie geistig die Weitergabe, der Schutz und die Entwicklung von neuem
Leben ist, keinesfalls die Zerstörung der Existenz.
Die
Verneinung dieser Naturgesetzmäßigkeiten stellt Dummheit dar in ihrer
ungezügeltsten Ausprägung, verursacht durch vor allem ideologische
Infizierungen.
MI: Sie
erklären Dummheit als Krankheit.
RW: Eine
Lebensweise, die die eigene Vernichtung quasi zum Programm erhebt, sitzt auf
dem Ast ....
Das
mag man zutreffend auch als krankheitsähnlich bezeichnen.
MI: Kranke aber
sind nur vermindert, vielleicht gar nicht schuldfähig?
RW: Das ist so.
Es gibt jedoch die andere Komponente der Dummheit: die Verachtung, mit der
Auswirkung von Boshaftigkeit. Der Mitmensch wird degradiert zum Instrument der
Verwirklichung des Egoismus’ der Skrupellosen, der Werte Verneinenden.
MI: Stellen
deren Defizite nicht auch eine Krankheit dar?
RW: Das kann
man vielleicht so sehen, sie entsprechen aber viel eher den Prinzipien von
Züchtungen, das heißt, an sich gesunden Organismen werden Merkmale und
Eigenschaften gegen das Leben angezüchtet.
MI: Wer sind in
diesem Verständnis die Züchter?
RW: Ganz
eindeutig Ideologien, Religionen, Nationalismus, Rassismus und, ganz allgemein,
Auserwähltheitswahn, die allesamt durch Erziehung über Generationen vermittelt
werden.
MI: Ohne
Erziehung hätten wir aber auch keine Werte.
RW: Richtig. Es
geht aber um humane Werte für das Leben hier und jetzt und nicht um fiktive
Vorstellungen des Jenseitigen und des patriotisch Überhöhten. Die
traditionellen Werte werden weiter vermittelt, trotz ihrer global immer wieder
bewiesenen Untauglichkeit.
MI: Wie kann
das erklärt werden?
RW: Im Kleinen,
in der privatesten Sphäre hilft ja zum Beispiel eine Göttereinbildung. Der
naive Gläubige, der „Gutmensch“ findet Trost in seiner kleinen Welt, und wenn
nicht, rüttelt das nicht am Weltgeschehen.
Überregional
und vor allem global kommen jedoch die ideologisch-religiösen Gegensätze zum
Tragen. Ausgrenzungen bilden das Prinzip von Herrschaft und Vorherrschaft. Die
Dummheit rüstet sich machtvoll gegen objektives Denken und menschenfreundliches
Fühlen.
MI: Ist die
Menschheit also machtlos dem ausgeliefert?
RW: Bisher
weitestgehend, aber nicht total.
Keine
Tyrannei der Welt wird je komplett die aufgeklärte Denkweise von Menschen
ausmerzen können.
Unser
bescheidenes Hoffen liegt in der zu erwerbenden und zu vermittelnden Bildung,
in der objektiven Werteerkennung lebenszugewandter, menschenfreundlicher
Parameter des realen Lebens. Dazu bedarf es sehr vielen Mutes zum Bruch mit
Traditionen und Tabus und einer enormen Vorsicht gegenüber den entarteten
Gewalttätigkeiten, Verlogenheiten und Heucheleien der gängigen
Herrschaftssysteme.
MI: Welche
Rolle spielen die Medien bei den Bemühungen um Aufklärung?
RW: Leider nur
eine sehr begrenzte, denn sie befinden sich hauptsächlich im Eigentum der
Unfreiheit und Einseitigkeit. Zuverlässige Informationen werden mangels
Objektivität kaum geliefert, lassen sich aber mühsam erarbeiten, wenn man die
Inhalte möglichst vieler verschiedenen Mediensysteme vergleicht und so auf die
eigentlichen Spuren von Wahrheit stößt.
Ganz
deutlich ist festzuhalten, dass die Mehrheit der Medien weltweit unter der Fuchtel
der Dummheit agiert, eindeutig als Propaganda-Apparat unter ideologischem
Diktat oder süffisanter Steuerung.
MI: Gibt es
keine Alternativen?
RW: Bei genauer
Betrachtung kaum, denn im Kommunikationszeitalter tragen besonders die
Massenmedien zu Feindbildern, Vorurteilen, Pseudowissen und Esoterik bei, indem
Nachrichten selektiert und manipuliert und auch gezielte Desinformationen
gestreut werden. Sensationssucht, Massenverängstigungen, Psychosen, Epidemien
erscheinen wie in saisonalen Rhythmen, sorgen für Pseudoüberzeugungen in den
Redaktionen und vor allem bei den Bürgern.
Es
handelt sich um einen Verblödungsprozess, den die breite Masse kaum realisiert.
Mit anderen Worten, nur Köpfe, die sich nicht hinter Zeitungen und
Bildschirmen verbergen, können kluge Köpfe sein.
Sie
sind selten und finden entsprechend rare Nischen der Artikulation in wenigen
Verlagen mit geringen Auflagen und natürlich im Internet, hier allerdings
umgeben von einem Sumpf der Subkultur und undisziplinierten Primitivität.
MI: Sie, Herr
Walden, haben aber hauptsächlich das Internet als Ihr Publikationsorgan
gewählt. Glauben Sie, damit Effektivität zu erreichen?
RW: Das ist
eine Frage, was man unter „Effektivität“ verstehen will, denn der Kampf gegen
die Übermacht der Dummheit gleicht dem viel zitierten Ritt gegen Windmühlen.
Mein
Auftritt im Internet geschieht unter zwei mir selbst gestellten Ansprüchen.
1. Indem
ich gegen die Dummheit schreibe, vergegenwärtige ich mir, im Detail begründet,
dass ich mich nicht, entschuldigen Sie den Ausdruck, verarschen lasse. Das ist
mir sehr wichtig.
2. Wer
sich in einer mir ähnlichen Lage befindet, freut sich über jede verwandte
Stimme und Meinung, wo auch immer.
Im
Internet setze ich ein solches Signal für aufgeklärte Menschen überall auf der
Erde. Ich missioniere nicht, baue auch keine Organisation auf, aber offenbar
treffe ich auf denkfähige Menschen, auf denken wollende Individuen, wohl zur
gegenseitigen Anregung, nicht an der allgegenwärtigen Dummheit zu verzweifeln.
So jedenfalls interpretiere ich die ansteigenden Zugriffszahlen auf meine
Ausführungen im Internet.
MI: Erlebten
Sie schon Anfeindungen im Internet und darüber hinaus?
RW: Sie sind
nicht nennenswert. Ich habe den Eindruck, dass das Heer der Unzivilisierten
meine Argumente nicht versteht und sich schon gar nicht in solche Texte
hineinarbeiten kann und will.
Anfeindungen
allgemein äußern sich hauptsächlich im „freundlichen“ Totschweigen. Das kommt
mir durchaus entgegen, ich möchte mich nicht mit der Ahnungslosigkeit und
Unbedarftheit in Dispute vertiefen; es wäre, um den Begriff noch einmal zu
verwenden, einfach nicht effektiv.
Natürlich
ist es für mich weitaus gefährlicher in Staaten mit geringeren
freiheitlich-demokratischen Standards als in Deutschland, das ich dafür
ausdrücklich zu würdigen weiß.
MI: Sie
kritisieren nicht nur, sondern entwerfen mit Ihrem Kosmonomischen Manifest ein
alternatives Weltverständnis.
RW: Ein
Kritiker ohne Verbesserungsvorschläge ist von vornherein unglaubwürdig.
Im
Kosmonomischen Manifest habe ich ein neues Weltbild skizziert, eine
Philosophie, die so utopisch für viele erscheint, weil sie quasi im Frieden
verankert ist. Sie ächtet jeden Krieg und favorisiert stattdessen konsequenten
Humanismus in verwirklichter Gleichberechtigung und in gelebter Empathie
gegenüber dem Menschen.
Freude
am Denken und am intelligenten Bemühen spielt eine entscheidende Rolle.
Nichts
steht über der Würde des Menschen, keine ihn abwertende Idee, keine Ideologie und
kein Gott.
MI: Ich danke
Ihnen für das Interview.
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