„Er
war ein gläubiger Atheist. Er glaubte fest: Es gibt keinen Gott.“
(Stefan
Fleischer, 1938, Rentner, vorher Organisator einer Großbank,
Quelle:
www.aphorismen.de)
Sachlicher
dagegen das Knaurs Herkunftswörterbuch: „Atheismus – Verneinung der Existenz
Gottes“.
Der
intelligente Mensch weiß um die Grenzen allen Wissens, der Gläubige reißt diese
Grenzen mühelos ein. – Und versteht dabei nicht einmal den Inhalt dieses
Satzes.
Aber
das ist das Geheimnis des Glaubens, des Nichtverstehens, des Nichtwissens.
Wie
sollte es „gläubige Atheisten“ geben, also Menschen, die glauben, es gäbe
keinen Gott? Hier spielt doch schon die religiös voreingenommene Sprache
verrückt. Etwas nicht Existentes werde Fakt, indem ich es bezweifele?
Wie
könnte man gegen „nichts“ (= Gott) sein?
Oder,
indem ich nicht an siebenköpfige Drachen „glaube“, existieren sie bereits? Denn
ich spreche ja darüber?
Den
wirklich religionsfreien Menschen kümmert überhaupt kein Gott, aber er wird
penetrant konfrontiert durch Gläubige, die mit einer dummdreisten
Sendungsarroganz das öffentliche Leben missbrauchen und für das religiöse Chaos
der Welt sorgen.
Fehlerfreiheit
eines Vortrages bedeutet beispielsweise unumwunden „frei von Fehlern“.
Religionsfreiheit
mutiert in religiösen Vorstellungen nicht etwa zu „frei von Religion“, sondern
zu einer Fülle unterschiedlichster, gleichgearteter Religionen, weg von Logik
und Kausalität.
„Gott“
ist das Sammelsurium regionaler Hirngespinste, die sich in der Flucht aus dem
Wissen über die Realität einig sind, hervorgegangen aus den gemeinsamen Nöten
aller Menschen, verwurzelt in der Sterblichkeit.
Aus
solcher Zwangslage erwachsen religiöse Lehren, jede vorwiegend im Besitz der
einen und einzigen Wahrheit, die geradezu zwangsläufig mit „erschlagenden
Argumenten“ die Andersdenkenden vorzeitig in das Jenseits der ewigen
Erleuchtung oder der verdienten Höllenqualen befördern.
„Atheismus“
ist überhaupt keine solche oder ähnliche Lehre. Die Freiheit des Menschen von
Religion verfügt über keinerlei nennenswerte Organisation und steht deshalb
gegenüber all den Ideologien auf ziemlich verlorenem Posten, nicht zuletzt,
weil sich einige religionsabtrünnige, aber ebenso totalitäre Doktrinen gerne
„atheistisch“ nennen, ohne überhaupt zu begreifen, wie sie ihre grausame
Lächerlichkeit dadurch untermauern.
Ein
prophetischer Sonderling lud ein, seine singenden und tanzenden Aktien zu
bewundern und anzubeten. Nach und nach folgten ihm viele, die wenigen im gar
nicht interessierten Abseits Verharrenden verspottete er als gläubige
Skeptiker. Sic.
Er
erklärte seinen Glauben zur Staatsräson, zur verbindlichen Moral und Ethik und
führte bald „Kreuzzüge“ um die Vorherrschaft gegen die jeweiligen Propheten der
ewigen selbstleuchtenden Religionen von mysteriösen Bergen, Seen, Flüssen, von
respektablen Bäumen, Wäldern, von verehrten Kühen, angehimmelten Sternen,
halluzinierten Geistern, Dämonen, Engeln, Teufeln, von korrupten Götterscharen,
Zwitterwesen, Heiligen, von Jungfrau- und Wiedergeburten bis hin zu dem auf
einen einzigen Gottesbegriff verdichteten Wahn, der sich allein schon durch die
provinzielle Diversität selbst widerlegt und modischen Epochen unterliegt,
fernab jeglicher Unendlichkeit und ewiger Präsenz.
Der
religionsfreie Mensch hingegen begnügt sich mit der einen bescheidenen, aber
zurechnungsfähigen Existenz des Denkens auf der Basis objektiver
Gesetzmäßigkeit und einfühlsamer Mitmenschlichkeit.
Beide
Grundlagen würdigen Lebens vermag Religion in ihrer abgehobenen Konsequenz
nicht zu erbringen. Global wirkt sie fatalistisch entzweiend und
friedensunfähig.
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