Immer wieder neu will ich „nicht schon wieder“ Dummheit beklagen, doch sie begegnet mir auf Schritt und Tritt. Wohin ich gelange, sie ist schon da, nimmt mir die Vorfahrt, glotzt mich an aus jedem Fenster, auf jedem Kanal, dröhnt mich zu mit hohlem und verlogenem Geschwätz, weht mir ins Haus mit jeder Neuerung der Verteuerung und Vorschrift für mein Klosett und Bett, für die Heizung wie den Kühlschrank und das Licht, sorgt sich sogar um mein Gewicht und diktiert mir „Gesundheit“ krankhaft ins Gesicht. – Ich will das nicht!
Auf diese Weise stehe ich zu meiner Meinung, die natürlich die Dummheit irritiert und sie zu immer penetranterer Dreistigkeit animiert.
Dem werde ich doch nicht kommentarlos Ruhe geben. Nie im lebendigen Leben!
Dazu möchte ich aufmunternd an Nietzsche erinnern:
„Die blinden Schüler. – Solange einer sehr gut die Stärke und Schwäche seiner Lehre, seiner Kunstart, seiner Religion kennt, ist deren Kraft noch gering. Der Schüler und Apostel, welcher für die Schwäche der Lehre, der Religion und so weiter, kein Auge hat, geblendet durch das Ansehen des Meisters und durch seine Pietät gegen ihn, hat deshalb gewöhnlich mehr Macht als der Meister. Ohne die blinden Schüler ist noch nie der Einfluß des Mannes und seines Werkes groß geworden. Einer Erkenntnis zum Siege verhelfen heißt oft nur: sie so mit der Dummheit verschwistern, daß das Schwergewicht der letzteren auch den Sieg für die erstere erzwingt.“
(Quelle: Nietzsche, F., Werke in zwei Bänden, Menschliches, Allzumenschliches, Erster Band, S. 300, Hrsg. Frenzel, Ivo, Carl Hanser Verlag, München 1967, Lizenzausgabe für Bertelsmann, Gütersloh)
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