Dienstag, 10. März 2015

Das Glauben, das die Hölle bereitet


Der Mensch schreit zum Himmel,
also ins Nichts.
Das fehlende Echo aus dem Vakuum
schmettert ihn in die Hölle auf Erden.
Hier heiligt er seine Schandtaten,
willkürlich konstruierte Ehrbegriffe und Machtansprüche,
das heißt,
Rechtfertigung von Unterwerfungen und Ausbeutungen.

In seiner Maßlosigkeit frisst der Mensch Geld,
er scheißt Geld und schafft
nicht einmal hinreichend Brot für die Welt.
Den Hunger lindert er mit Hirngespinsten,
Offenbarungen des Unsinns, die er als Götter anhimmelt,
als Jenseitsmächte
gegen die Angst vor Krankheit und Tod,
als Vertröstung auf paradiesische Halluzinationen,
die den Wert realen Lebens weit übertreffen,
die das Recht begründen, im Namen von Göttern
jubilierend zu foltern, zu morden und auf ewig zu verfluchen.

Frieden und Freude ersehnt der Mensch und zerreißt sie sogleich
in der Langeweile seiner Denkfaulheit,
im Stolz seiner Geltungssucht, im Konkurrenzgebaren,
in der Negation von Kultur durch Ideologien
und modischen Tand mit Weltbild-Vorspiegelung.

Zweifellos befähigen die Verehrungen
und Lobpreisungen der Irrungen zu Außergewöhnlichem,
zu Kunst, Literatur, Musik und beweisen nachdrücklich,
dass die bewundernswürdigen Werke
der Inspiration bedürfen, unabhängig
von inhaltlicher Realität oder Einbildung.
Wo Zerstörung und Vernichtung inspirieren,
baut man die filigransten Waffen.

Menschlichkeit jedoch, kosmonomische Menschlichkeit bedeutet
Abkehr von der Destruktion, stattdessen
Hingabe an im weitesten Sinne lustvolle Schöpfung,
Gestaltung und Bewahrung der so hervorgebrachten Werte.
Es bleibt keine Zeit,
Lebenszeit,
für Auserwähltheitsgehabe,
Nationalismus, Rassismus, Klimawahn und Krieg.
Die Hölle auf Erden ist bisher der Mensch.

Wir müssen dagegen aufstehen, solange wir es können,
denn Zivilisation
ist ein Imperativ des Verstandes und des Gefühls,
den gekrümmt und gebeugt streunenden,
lungernden und wildernden Menschen anzuspornen,
als Wesen aufrecht zu werden,
Standfestigkeit zu verkörpern und laufen zu lernen.

Vor der Humanität gilt kein Glauben,
das Menschenleben gering schätzt, missachtet und vernichtet,
jenes Glauben, das die Hölle bereitet.



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