Der
Kapitalismus als staatstragende Philosophie erlebt in der gegenwärtigen zweiten
Dekade des 21. Jahrhunderts seinen langanhaltenden und schmerzlichen Abgesang.
Verdientermaßen,
möchte man meinen, doch gähnt da ein unermessliches Loch fehlender Alternativen
im Hinblick auf einen auch nur minimalen Konsens bezüglich des menschlichen
Miteinanders, des Modus Vivendi der Völker untereinander bei
wissenschaftlich-technisch bedingter und zunehmender Globalisierung.
Dass
sich der Kapitalismus bisher so behaupten konnte, liegt zum einen in der Natur
des Menschen, die durch Konkurrenzverhalten bestimmt ist, und zum anderen in
der skrupellosen Unaufrichtigkeit, die sich im Kapitalismus subtiler, daher oft
unbemerkt durchsetzt als bei anderen Gesellschaftssystemen. Der Kapitalismus
erschlich sich völlig unberechtigterweise demokratische Attribute, deren
eigentliche Ansprüche er nie erfüllen konnte.
Lediglich
durch die Pflege von Feindbildern, im Besonderen durch die Gegnerschaft zum
Kommunismus gab sich der Kapitalismus eine freiheitliche Maske, während er
global unter Federführung der USA ein
menschenverachtendes Netzwerk etablierte. Entwicklungsländer und sogenannte
Schwellenstaaten könnten ein Lied von der rigorosen Ausbeutung und Entmündigung
anstimmen.
Im
gnadenlosen Wettlauf mit dem Sowjet-Kommunismus während des Kalten Krieges
putschte sich der Kapitalismus im Verbund mit so manchen Religionen und
politischen Despoten zu Höchstleistungen auf, erreichte Beeindruckendes und
Segenreiches. Einen Blick hinter die Fassaden gab es in der Regel nicht,
stattdessen Tabus.
Als
der personifizierte Teufel in Form des Kommunismus wegbrach, entschwand auch
das Feindbild, der kapitalistische Motor stotterte und kommt seither immer
anfälliger aus dem Takt, denn die Suche nach einem neuen Treibstoff der Marke
„Weltterrorismus“ oder „Klimaerwärmung“ etc. hatte viel zu viel Verlogenheitswert, als dass sie einen
dem Kommunismus adäquaten Ersatz hätte bieten können.
So
wird sich der Kapitalismus sein eigener Feind, denn das propagierte freie Spiel
der Wirtschaftskräfte endet jäh in der Unersättlichkeit einer Finanzwelt, die
durch Geldkonzentrationen und hemmungslose Verschuldungen wie Spekulationen
noch jede Gesellschaft und Moral liquidiert.
Längst
sind die Politiker ratlose Spielbälle von Lobby und Kapital, dennoch gestehen
sich viele der Volksvertreter ihre faktische Belanglosigkeit nicht ein,
profilieren sich in kurzatmigen Widersprüchlichkeiten.
Einer
bewussten Verkomplizierung des Finanzwesens steht die Masse der völlig
Überforderten, der Ahnungslosen und Übervorteilten gegenüber. Fünfzig Prozent
des Wirtschaftsgebarens seien angeblich Psychologie, heißt es, also lediglich
empfundene Ansichtssache, nicht kalkulierbar, nicht berechenbar!
Der
Kapitalismus demnach nichts anderes als eine esoterische Spielart?
Offensichtlich
ist das so, denn auch die neuen Statthalter Russlands und sogar die
chinesischen Kommunisten orakeln emsig mit in hektischer Börsenmentalität, die
dem traditionellen Hang beider Völker zum Irrationalen entgegenkommt.
Ausgerechnet
bei den asiatischen Menschenrechtsverletzern haben sich „the brave and the
free“ hoffnungslos verschuldet, nicht zuletzt um an allen möglichen
Brennpunkten des Globus militärisch aufzutrumpfen, um den amerikanisch-kapitalistischen
Abweg von Demokratie gewaltsam einzuführen.
Demokratie
verlangt im weitesten Sinne ein aufgeklärtes Weltbild.
Wo
aber, in welchem Land existiert so etwas?
Bescheidenheit
ist angesagt: „... ein so weit wie möglich aufgeklärtes Weltbild.“
Nur
ganz wenige Regionen der Erde bleiben zur Diskussion, die überwältigende
Mehrheit der menschlichen Gesellschaftsordnungen ist aufgrund von gepflegten
Traditionen zur Demokratie nicht fähig, nicht reif für eine humanistische Würde
jedes Individuums.
Uns
Europäern steht es nicht zu, andere Kulturkreise zu missionieren, umso mehr
sehen wir uns vor der Aufgabe, unsere eigenen Kulturen endlich zu humanisieren,
das heißt, den Kapitalismus als einen weiteren Irrweg zunächst einzudämmen, um
ihn schließlich abzulösen durch eine wahrhaftige soziale Verantwortung.
Wir
stehen zweifellos ganz am Anfang, Demokratie wirklich zu leben. Bisher gelingt
es nicht überzeugend, weil konsequente Perspektiven fehlen.
Es
nützt nichts, Wahlen zu boykottieren, „kleinere Übel“ zu wählen, neue Parteien
zu gründen, wenn uns nicht ein kosmonomischer Aufbruch im Denken und Handeln
gelingt.
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