Montag, 2. Juni 2008

Kosmonome Planetariums-Philosophie

Planetarien dienen weltweit in allen möglichen Größen der allgemein verständlichen Vermittlung astronomischer Wissenschaft, seltener der Ausbildung von Wissenschaftlern und Technikern, umso mehr aber der breiten Unterhaltung. Begünstigt durch immer aufwändigere Zusatzinstrumente arbeiten Planetarien auch als Full-Dome-Kinos, in denen vielfältigste Effekte den Besucher zu allen möglichen Themen animieren, es überwiegt zunehmend der spektakuläre Aktions-Charakter, das eigentliche ursprüngliche Anliegen der hohen Naturtreue des gestirnten Himmels erscheint zu wenig sensationell, tritt in den Hintergrund. Pointiert behaupte ich, Planetarien stellen heute bessere Hightec-Showpaläste dar, nicht selten umgeben mit kitschigem Souvenirangebot und Schnellimbiss. Hintergrund solcher Konzepte ist selbstverständlich die Finanzierbarkeit, die dennoch zumeist auf Zuschüsse angewiesen bleibt.

Ich plädiere für eine kosmonome Planetariums-Philosophie: zurück zur eigentlichen astronomischen Thematik, um sie ohne aufgebauschte Raumfahrt-Prestige-Objekte oder „Starwars-Klamauk“ zu verinnerlichen, Zeit zu geben zum Staunen und Bewundern, zur Besinnung. In diesem Kontext bildet das Planetarium einen Ort der entspannten Ruhe, der Natürlichkeit, der Erbauung und gewinnt einen Aspekt der Menschen-Bildung, vermittelt Respekt gegenüber der Welt, in der wir leben, und positioniert den Menschen in die Faszination, einerseits erfolgreicher Erforscher zu sein und andererseits vor der Größe des Kosmos eine würdige Demut zu empfinden.

Missverständnissen möchte ich von vornherein begegnen, Weltanschauungen, Religion und Politik mögen sonstwo entwickelt und diskutiert werden, im Planetarium bestenfalls als Geschichtsbeschreibung. Frei von Ideologien und Vermarktungsstrategien sollte ein Planetarium inmitten der Urbanität den aktuellen direkten Bezug zum faktischen Himmel über uns „pflegen“.

Daraus resultiert, dass sich ein Planetarium dieser Konzeption von den ersten Planungsanfängen über die Realisierung bis hin zum täglichen Betrieb hauptsächlich aus Fremdmitteln finanziert, es handelt sich um kein Wirtschaftsunternehmen, sondern um Kultur, die sich eine Gesellschaft leistet – oder nicht.
Weitgehend unabhängig von der Gesellschaft agieren aber gar nicht so selten wirklich reiche Menschen.
Mein Traum ist es, Mitstreiter aus diesem Kreis für ein kosmonomes Planetarium zu gewinnen, um vielleicht exemplarisch das erste Planetarium solchen Anspruchs ins Leben zu rufen.


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