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Mittwoch, 18. November 2020

Menschliches Glauben: Religion ist eine Geißel der Menschheit. (S. 213)

 


Die wirkliche Tragik der Menschen besteht darin, dass sie ihre jeweilige Religion für etwas unumstößlich Gutes halten, einen Wert darin sehen, dem sie alles unterordnen und dem sie in bester Absicht auch ihr Leben opfern. Dass sie mit jedem Opfer aber den Virus der Unselbstständigkeit, der Entmündigung und Unterwerfung, der dogmatischen Friedensunfähigkeit innerhalb der Glaubensrichtungen und der Religionen untereinander vermehren, erkennen sie nicht in ihrer Verblendung hinsichtlich eines vorgegaukelten Jenseits. Götter sind Schöpfungen des menschlichen Gehirns, das in seiner eigenen Evolution zwar das Bewusstsein entwickelt hat, darüber hinaus aber erst wenige Fragen nach dem Sinn beantworten kann.

     Eine wesentliche Erkenntnis besteht in der sinnvollen Endlichkeit des Lebens und in der Sinnlosigkeit eines „ewigen Lebens“, das allen Prinzipien der „Schöpfung“ widerspräche. Denn Ewigkeit bedeutete gleichbleibenden Status ohne jede Perspektive, ohne jede Entwicklung – ein Aberwitz im Gegensatz zum bestehenden Universum.

     Der Meinungsstreit um das angebliche Jenseits, das Glauben an einen personifizierten Gott, der sich einigen seiner Geschöpfe, den sogenannten Propheten – in Wirklichkeit Volksverführern, manche aus guter Überzeugung, die meisten aber sicher in schrulliger Halluzination oder Machtgier – offenbare, ist die kriegerische Geißel der Menschheit, die jeglichem Lebensverständnis die Grundlage entzieht, die einerseits das Blut als Lebenssaft verehrt, verherrlicht, um es andererseits in Strömen zu vergießen.

     In der gegenwärtigen Hirnforschung spricht sehr vieles dafür, dass mit dem Tod ein endgültiges Ende eintritt. Der ganze Ballast von Schuld und Sühne in einem jenseitigen Dasein verfliegt und das verpflichtet umso mehr, im tatsächlichen Leben alle Menschenrechte fortzuentwickeln und sie vor allem zu achten.

     Woher nun das Universum komme?

     Wahrscheinlich wird unser Gehirn nie reif für eine Antwort sein, es sucht aber nach einem Verursacher. Das ist legitim. Der Verursacher indes muss von einer überwältigenden Struktur sein, sodass kein Mensch behaupten kann, gar dessen Willen zu kennen. Indem jedoch genau dies geschieht, dass sich Menschen ohne jede sichere Erkenntnis, ja trotz ihrer natürlichen Beschränktheit anmaßen, den Willen eines Gottes, sogar für jeden einzelnen Menschen verbindlich, zu kennen, eröffnen sich apokalyptische Bedrohungen für den Globus.

     Vielleicht wird es immer wieder Vereinzelte geben, die dem Fiasko entrinnen und den Ast der Aufklärung im Evolutionsgeschehen weiter wachsen lassen. In der Menschwerdung des Menschen kann sich die Zukunft beweisen!




* Ende des Buches *



© Raymond Walden