„Ich denke, also bin ich“, in Descartes' lateinischer Originalversion in umgekehrter Reihenfolge, erscheint ja stimmig, aber was sagt das mir, was der Welt? Weiß ich dadurch, wer ich bin, was die Welt ist oder ob sie sich dafür interessiert, sich gar interessieren muss?
Descartes' Definition eines Ankers für sei Sein mag in seichten Wassern der Existenz hinreichend Festigkeit verhaken, doch in stürmischen Turbulenzen einfach vom Grund gerissen werden.
Wenn ich denke, bin ich dann wirklich ich oder mehr oder weniger bewusst, unbewusst ein Spielball eines launigen, aber drastischen Außen, „wahnsinnig“ undefinierbar, unberechenbar?
Was heißt es denn zu denken? Kann es jeder Mensch aus sich heraus? Nein, er kann es nicht (!) ohne förderliche frühkindliche Erfahrungen, die sich als sprachliches „Werkzeug“ entwickeln und verfeinern bis hin zu vielgestaltigsten Medien und Methoden der Wahrnehmung und Äußerung über die Sprache hinaus zu allen Artikulationsmöglichkeiten, je nach individueller Idee und Neigung.
Bloßes Vegetieren ist noch kein „Sein des Menschen“, das erst mit reflektierendem (Selbst-)Bewusstsein Gestalt annimmt nach einer gleichberechtigten (Klein-)Kindphase der Abhängigkeiten und intensiven Vorbereitungen auf Entfaltung. Der Mensch beginnt ab seiner Zeugung lange, bevor er als solcher „ist“.
Denken muss erlernt werden, und welche „Denkschulen“ das Leben uns bereitstellt, ist zu erheblichem Ausmaß einem Lotteriespiel ähnlich. Das Niveau unseres Milieus, in das wir hineingeboren werden, stellt wesentliche Weichen, ehe unsere Eigenverantwortung ins Spiel kommt, die dann jedoch, einmal initiiert, Vieles zur Blüte, aber ebenso ins Verderben führen kann.
Bin ich mir bewusst, dass ich denken kann, habe ich ein Bild von mir, von der Welt und vielleicht eine Vorstellung von meiner Rolle im Leben; mit anderen Worten: Das Bewusstsein erschafft die Welt, das heißt auch mich. Und für beide, für die Welt wie für mich, gibt es keine endgültigen Antworten, wenngleich mir das konsequente Bemühen um Menschenwürde ein persönlicher Anker ist, gefestigt im universalen Felsengrund, den ich als kosmonomisches Fundament bezeichne.
Siehe auch hier meine früheren Ausführungen: „Das Bewusstsein erschafft die Welt.“