Als mündiger, freiheitlich-demokratischer Bürger, als Kosmopolit und Pazifist, als religionsfreier Mensch, der ungebeten alltäglich mit religiösem Glauben konfrontiert wird, erlaube ich mir, einen rhetorischen Fragenkatalog an das Christentum zu erstellen, weitestgehend exemplarisch, ähnlich für jede beliebige andere Religion verwendbar.
Rhetorisch sind die Fragen gemeint, da sich der aufgeklärte Mensch längst die Antworten eindeutig und kausal begründet erarbeitet hat.
Es werden also keine Antworten in Form von gläubigen Unterweisungen gewünscht.
Vielmehr soll bei Unentschlossenen und Zweiflern die eigene Hinterfragung herausgefordert werden; sie mögen sich um Antworten bemühen.
Definitiv religiös Gläubige werden erfahrungsgemäß abwehrend reagieren, so wie sie seit jeher Logik und Vernunft, Kausalität, Realität, Objektivität, Friedfertigkeit, Gewaltfreiheit und Menschenwürde ihrer messianischen Sicht unterwerfen.
Existiert „Gott“?
1. Warum soll ausgerechnet der christliche Gott angesichts der von Menschen zu allen Zeiten erdachten unermesslichen Götterzahl der „Einzige und Wahre“ sein?
2. Steckt hinter dem Anspruch des „Einzigen und Wahren“ nicht bereits der eigentliche Konfliktherd der Menschen untereinander, das sich „auserwählt“ Fühlen gegenüber anderen?
3. Indem der Irrtum ausgeschlossen wird, ganz im Gegensatz zu verantwortungsbewusster Wissenschaft, die Irrtümer eingesteht und vor allem korrigiert, wird „Gott“ zum Dogma. Wann und wo hat je in einer sich fortwährend verändernden Welt ein Dogma dauerhaften Bestand gehabt?
4. Hat nicht die katholische Kirche selbst Dogmen ent- und verworfen?
5. Wie irrtumsfrei ist ein Gott, dessen Gefolgschaften sich aufgrund seiner nicht vorhandenen Eindeutigkeit in ungezählte Glaubensrichtungen aufspalten und sich erbittert bekämpfen?
6. Wird „Gott“ nicht zur bloßen Hieroglyphe der narrenfreien Ausdeutung, die sich gelegentlich und lediglich wegen der Ähnlichkeit der Glaubensmechanismen in ökumenischen Inszenierungen harmonisch aufspielt?
7. Was geschah eigentlich mit „den armen Seelen“, die vor der propagierten Existenz „Gottes“, quasi vor jeder christlichen Erlösungsmöglichkeit lebten?
8. Was geschieht mit „den armen Seelen“ der Gegenwart, die in gänzlich unchristlichen Kulturkreisen zu Hause sind?
9. Ähnelt der alttestamentliche „Gott“ nicht arg den antiken Göttern, jenen erdachten Schurkengesellschaften, die – menschenähnlich – zu jedem Unsinn und zu jedem menschenunwürdigen Exzess fähig waren?
10. Die Primitivität „Gottes“ manifestiert sich deprimierend in seiner Parteinahme innerhalb menschlicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Hebt er damit nicht seinen Anspruch von „ewigem Frieden“ selbst auf?
11. Wodurch wurde der „alttestamentliche Gott“ geläutert, dass er seinen eigenen Sohn mit einem seiner Geschöpfe zeugte als „Opferlamm“ zur angeblichen Erlösung eben jener Geschöpfe?
12. Ist ein Sinneswandel „Gottes“, des „Ewigen“ nicht schon ein Hirnriss in sich?
13. Wie alles andere als „göttlich“ wirkt der Anspruch „Gottes“, sich durch seine Geschöpfe ständig loben und preisen zu lassen, mehr noch, ihm Opfer erbringen zu müssen – „Gott“ als Egomane mit geradezu affiger Eitelkeit?
14. Ist nicht die behauptete Existenz des „Teufels“ auch „Gottes“ Werk, der „alles“ erschaffen hat?
15. Die Welt zeigt sich in allen Belangen als eine dualistische. Müsste eine Gottheit als Ursprung dieses Dualismus selbst nicht über dem Dualismus stehen, statt sich um menschliche „Sünden“ und deren Bestrafungen in kleinstkarierter menschentypischer Manier zu kümmern?
16. Kann ein „dreieiniger Gott“ – was immer dieses Konstrukt aussagt – wirklich über den weltgültigen Dualismus hinwegtäuschen?
17. Ist es nicht so, dass man als klar denkender Mensch bei einem solchen „Gott“ Erbarmen mit den Gläubigen haben muss?
„Gotteshäuser“ als Geisterhäuser?
18. Wie kann man von Monotheismus sprechen, da doch angeblich im Himmel weitere ewige Geister als „Engel“ jubilieren, Maria als „Mutter Gottes“ ebenfalls die nicht vorhandene Ewigkeit (sogar mit aufgefahrenem physischen Körper) bereichert?
19. Was für ein Kaleidoskop von Aberglauben eröffnet sich in diesem Zusammenhang („Schutzengel“, Lourdes, Fatima, etc.)?
20. Welch ein Sammelsurium fügt man hinzu durch die willkürliche oft zweifelhafte Ernennung von „Heiligen“ und „Seligen“, die ähnlich in einem absonderlichen Totenkult, im Himmel wie durch ihre Reliquien auf Erden, angebetet und verehrt werden?
21. Sind die abergläubischen und esoterischen Ausblühung auf dem Sektor nicht grenzenlos?
22. Wie weltfremd muss man in heutiger Zeit sein, um an Dämonen, Teufelsbesessenheiten und Teufelsaustreibungen zu glauben, um Exorzismen durchzuführen?
Bezeugen Gebete nichts anderes als Infantilismus?
23. Glauben Betende allen Ernstes, „Gottes“ Ratschluss abändern, mit „Gott“ handeln zu können?
24. Welchen Wert haben Gebete für einen Sterbenden? Soll er endlos leben? Hat “Gott“ in seiner Allwissenheit nicht längst entschieden über „Heil oder Verdammnis“?
25. Wie albern nehmen sich Gebete bei Naturkatastrophen aus. Hat sie nicht „Gott“ geschickt, der die Welt in seiner „Weisheit und Güte“ so gestaltet hat, dass Naturkatastrophen unumgängliche Bestandteile des Universums bedeuten?
26. Stellen Gebete letztlich nichts anderes dar als Selbstsuggestion, Selbsthypnose und in der Gemeinschaft Trance und Hysterie?
27. Äußern sich im Gebet nicht drastische Realitätsferne, kindliches Wunschdenken und Hoffnungen auf Wunder, die es nicht gibt?
28. Wie viele Gefahren und Missstände ließen sich bei rationaler Planung und konsequenter Umsetzung vermeiden oder abmildern, würde man sich nicht auf göttliche Mirakel oder „Gottgegebenheiten“ berufen?
29. Wie viele Gebete und Gebetsarten dienen vornehmlich der monotonen, stupiden Gleichschaltung der Gemeindemitglieder?
30. Wie viele Jubel-Arien erzeugen gezielte Masseneuphorie vor trister Wirklichkeit?
31. Bewirkt das ständige Flehen zu Gott, das ja nur ein Selbstgespräch ohne reale Resonanz bleibt, bestenfalls zu imaginären Antworten führt, nicht eine permanente Selbstentwertung als steter Versager und „Sünder“, als minderwertiges Wesen?
32. Beinhalten öffentliche Gebete nicht eine Nötigung für den (noch nicht genug betenden und immer wieder „sündigen“) Gläubigen, wie für den Glaubensfreien, dem man diesen Unsinn beispielsweise bei öffentlichen Prozessionen oder in den Medien aufdrängt?
Intelligente Glaubensinhalte?
33. Beschäftigt sich das Christentum nicht intensiver mit dem angeblich bevorstehenden Weltuntergang als mit einem würdigen Leben in der Realität?
34. „... bis er kommt in Herrlichkeit,“ so soll der „Erlöser“ wieder erscheinen, wenn die Welt auf grausamste Weise zu Ende geht? Was ist das für eine abstruse „Herrlichkeit“, während das Chaos ausbricht? Offenbart sich hier nicht extensiver Masochismus der so Glaubenden?
35. Welch eine aufmunternde, hoffnungsfrohe und tröstende Wirkung hat das christliche Symbol: das Kreuz, beziehungsweise das Kruzifix mit dem zu Tode geschundenen Leichnam?
36. Ein Gott, der alles weiß, alles erschafft, erfindet sogar seinen Teufel als Gegner und formt Menschen mit einem angeblich freien Willen, sich zwischen „Gott und Teufel“ zu entscheiden? Dieser Wahnwitz steigert sich so weit, dass „Gott“ ein Opfer braucht, das den Menschen angeblich mit ihm versöhnt, ihn aber doch immer wieder den teuflischen Versuchungen unterliegen lässt? Den „eigenen Sohn“ lässt „Gott“ (in seiner Liebe) dafür schänden und abschlachten, um den verirrten Menschen „seine Liebe“ zu beweisen? Und diese „Liebe“ ergießt sich geistig in der Kommunion, im „Abendmahl“, zu dem der Gläubige „Jesu Fleisch und Blut“ verzehrt? Bei allem Respekt! Ist das nicht abstoßender Blödsinn in ausgeklügeltster Struktur?
37. Das Christentum dokumentiert sein immens zerrüttetes Verhältnis zum menschlichen Körper, der in der sakralen Kunst vornehmlich in blutiger Zerschundenheit oder in Gewändern verhüllt mit seufzendem Blick dargestellt wird. Ist das die Basis christlicher Heiterkeit?
38. Führt diese Köperverachtung nicht zwanghaft zu einer Sexualfeindlichkeit, die sich auswächst zu einer widerwärtigen Doppelmoral, einhergehend mit der Frauendiskriminierung?
39. Oder begründet die Missachtung und Geringschätzung des menschlichen Körpers die jederzeit Verfügbarkeit zur Anwendung von Gewalt, vor der das Christentum zeit seines Bestehens nur so strotzt?
40. Beweist nicht das Papsttum im Laufe seiner langen Geschichte, dass in Ausübung der Irrlehre vom „Stellvertretertum Christi“ (Irrtum in Glaubensfragen ausgeschlossen!) die miesesten Charaktere die Menschheit geißelten?
41. Wie fatal wirkt sich gegenwärtig das antiquierte religiöse Weltbild vor allem für die Armen aus?
42. Hat der christliche Wahnsinn durch die Inquisition nicht die kulturelle, wissenschaftliche und humane Fortentwicklung der Menschheit über zwei Jahrtausende be- und auch verhindert?
43. Bedeutete Bildung und Kultur durch die Religionen nicht immer die Bevorzugung der Konformen und Reichen?
44. Wenn Jesus und Maria angeblich körperlich in den Himmel aufgefahren sind, stellt sich zwingend die Frage: Wo sind sie geblieben? Physisch in einem geistigen Himmel?
45. Bedeutet „Geheimnis des Glaubens“ nicht im Klartext: Ausschaltung jeglicher Intelligenz?
Allgemein gültiger Herrschaftsanspruch?
46. Religionen beanspruchen Herrschaft mit allen anderen als demokratischen Mitteln. Kann eine durch und durch hierarchisch strukturierte Religion, vor allem nach ihren historischen, grausamsten Versagen während ungezählter Menschheitsgenerationen überall auf dem Globus ehrlicherweise Grundlage einer demokratischen Verfassung sein?
47. Sind nicht Staat und Religion konsequent zu trennen, nicht zuletzt, weil sich immer mehr Menschen aus sehr verschiedenen Gründen endlich von den Kirchen distanzieren?
48. Handelt es sich nicht um weitgehend unreflektierte Nötigung, wenn den Menschen häufigst das Depressions-Symbol schlechthin, also das Kruzifix vor die Nase gehalten wird – im Kindergarten, in der Schule, im Krankenhaus, im Altenheim, im Gerichtssaal, in Feld und Flur – und wenn die Glocken dröhnen, um auch akustisch die Präsenz der Religion zu untermauern?
49. Werden Säuglinge getauft, da man ahnt, dass ein nicht von Lebensbeginn an indoktrinierter Mensch kaum auf die Idee käme, sich einer religiösen Wahnsinnslehre anzuschließen, sich als denkendes Wesen dann per Taufe für immer einem „Gott“ zu verschreiben?
50. Welchen Einfluss im Detail üben die Religionen auf die Medien aus, die sie subtil, nicht selten direkt oder über Gremienposten beherrschen?
51. Kann man allen Ernstes religiöse Trägerschaften von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen mit entsprechend spiritistischer Ausrichtung – auch des Personals – gutheißen, wenn gleichzeitig die eigentlichen finanziellen Kosten der jeweiligen Einrichtungen mehrheitlich der Steuerzahler trägt?
52. Hat sich nicht der Kapitalismus zum umsatzsüchtigen Kumpanen der Religionen entwickelt, die scheinheilig die Verwässerung ihrer Feste beklagen und gleichzeitig über ihre materielle wie ideell-populistische Gewinnbeteiligung frohlocken?
53. Wird nicht wie eh und je auch jede noch so niederträchtige Politik im Namen eines „Gottes“ vorgetragen, gerechtfertigt und mit systematischem Terror durchgeführt?
54. Muss nicht – gerade wegen der demokratisch zu garantierenden Religionsfreiheit – die religiöse Praxis auf den Privatbereich beschränkt werden, um durch die eigene Freiheit Andersdenkenden nicht ihre Freiheit zu beschneiden?
Ganz und gar nicht rhetorisch stellt sich die Frage:
Wissen die Massen eigentlich, was sie wollen? – Glauben oder Wissen?
An den Glauben gerät man bequem durch alle möglichen „Propheten“, allesamt Scharlatane.
Um das Wissen muss man sich bemühen.
Vielleicht ist dieses sich Aufraffen zur weitest möglichen Erkenntnis ein Sinn des Lebens.
Ein erfrischend anderer jedenfalls als „Das Geheimnis des Glaubens“ mit seinem Depressions-Symbol.
55. Ist Religion nicht ein gescheitertes Gesellschaftsmodell und als solches unfähig, daher überflüssig zur Führung eines Lebens in Menschenwürde, die in jedem Falle höher zu bewerten ist als Götterphantasien?
1 Kommentar:
Was ist Aberglaube? Wenn Katholiken glauben sie seien Christen.
Und was ist Heuchelei? Wenn Katholiken so tun als seien Christen.
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