Die unantastbare Würde des Menschen, so abgedroschen sie in Sonntagsreden auftaucht, hat ihre Wurzeln in der Gedankenfreiheit und in der Freiheit von Gewalt.
Gedankenfreiheit indes ist nur möglich in der Freiheit von Religion.
Das Faktum wird weitestgehend verdrängt, gar als ungehörig empfunden.
Ich bezeichne es als Philosophisches Ausschließlichkeitsgesetz: Menschenwürde und Religion schließen einander aus.
Denn Religion meint Ideologie, beansprucht von Kindheit an das Recht aufs Vordenken, auf das Vorschreiben, was und wie zu denken ist. Begründet wird der Anspruch mit der Notwendigkeit ethischer Wertevermittlung, doch ist längst offensichtlich, dass sich Ethik nicht aus Gottheiten oder sich gegenseitig zerfleischenden Götterinterpretationen herleiten kann.
Sanktionen durch einen richtenden Gott oder durch sich auf ihn berufende Institutionen werden bewusst zur Unterwerfung des Individuums verhängt, um Gedankenfreiheit zu verhindern. Die Unterdrückungsmethode ist so erprobt, dass sich auch nicht religiöse totalitäre Regime ihrer bedienen, Gott wird lediglich durch den Diktator ersetzt.
Dem Ausschließlichkeitsgesetz entsprechend, erfolgt die Entmündigung durch psychische und physische Gewalt.
In diesem an sich einfach zu durchschauenden Schicksalszirkel befindet sich die Menschheit innerhalb ihres unfertigen Entwicklungsstadiums hin zum eigentlichen, humanen Menschen.
Es ist der „Interimsmensch“, der sich und den Globus bisher quält, indem er Götter und Ideen gebiert, die er höher als seine Würde erachtet; er missachtet die Menschenwürde.
Erst nach Überwindung der Religionsphase wird der Interimsmensch allmählich abdanken und einem neuen Menschen mit humanem Selbstbildnis die Bühne der Historie überlassen.
Der Prozess hat begonnen, denn gar nicht so wenige Menschen leben zivilisiert, friedensfähig, gewaltfrei und würdig bereits jetzt – ohne Religion und Ideologie!
Fraglich dennoch, ob die Freiheit von Religion überleben kann angesichts der sich abzeichnenden fundamentalen, vor allem religiös begründeten Konflikte.
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