Mittwoch, 4. März 2020

Menschliches Glauben: Heilig's Blechle! (S. 72)


September 1997

Alfons Kifmann, Chefredakteur der ADAC motorwelt, „äußert sich in der Ausgabe 10/97 zur Sache: "Was uns mit den Kirchen verbindet." Da wird vom "Auftrag auch der Kirchen, sich für die Verkehrssicherheit einzusetzen", erzählt, auch von der "Lebenshilfe zu sensiblen Problemen wie Gewalt im Straßenverkehr und zur Gestaltung von Gottesdiensten für Motorradfahrer..."
     Der seinerzeit auf einem Esel reitende Gottessohn hat allwissend, wie er nun einmal war, sicher schon das "Vaterunser für Auto- und Motorradfahrer" entworfen. … sondern erlöse uns von dem Bösen: "vom Rausch der Geschwindigkeit, von Rücksichtslosigkeit und Sturheit ..., damit wir deine Schöpfung nicht aufs Spiel setzen."
     Von Toleranz nach biblischem Vorbild ist die Rede und von Christophorus, dem ADAC- Rettungshubschrauber, beziehungsweise dem "Schutzpatron aller, die unterwegs sind". Vergessen werden allerdings die mancherorts üblichen Segnungen des mehr oder weniger wohlgeformten Blechs und auch eine andere Tatsache findet keine Erwähnung, dass wir nämlich neben den Autobahnkapellen fairerweise Moscheen und Tempel einrichten müssten – der Toleranz wegen. Und um ihretwillen sollten bitte auch die Kosten der gesamten Motor-Seelsorge ausschließlich von Gläubigen getragen werden. Denn wenn der Helikopter Christophorus zum Einsatz kommt, hat ja der heilige Schutzpatron offenbar zuvor versagt!
     Der ADAC wäre gut beraten, sich nicht bei den ans Übersinnliche Glaubenden anzubiedern. Wirkliche Toleranz wäre es, wenn die Gläubigen welcher Richtung auch immer, es endlich ertragen könnten, dass religionsfreie Menschen im öffentlichen Bereich nicht mit vergeistigtem Sendungsbewusstsein konfrontiert werden möchten und dennoch bemüht sind, humane, also menschenfreundliche Verkehrsteilnehmer zu sein.


© Raymond Walden



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