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Mittwoch, 15. Januar 2020

Menschliches Glauben: Wehrpflicht – die Nötigung durch den Staat (S. 43)


März 1995

Es hilft keine ethische Beschönigung, Soldaten dienen den jeweiligen Regierenden seit jeher zur gewaltsamen Durchsetzung ihrer Ziele.
     Soldaten: Tötende und selbst Sterbende auf Kommando, dazu gezwungen von zumeist Sonntagsreden haltenden, über Leichen gehenden „Volksführern“, „Volksvertretern“. Nichts in diesem Szenario hat etwas mit Verstand oder Menschenwürde gemeinsam. Jeder Staat, der heute seine Bürger zur Wehrpflicht zwingt, offenbart sich als System der Menschenverachtung, und jeder, der stattdessen den Zivildienst zulässt, neuerdings auch die Schweiz, muss sich fragen lassen, warum der Dienst am Menschen länger dauert als der mit der Waffe.
     Aber üben wir keine falschen Schuldzuweisungen. Kaum ist das Militär ein Kriegsgrund. Kriege entstehen durch ideologisch-religiöse Verblendung, durch exzessive Raffgier, durch Waffenproduzenten, Waffenhändler und durch Korruption. Deutschland wie viele andere Staaten „sichert Arbeitsplätze“ durch Waffenexporte, praktische und sehr wirksame Tötungspotenziale. Der christliche Kanzler wie seine sozialistischen Vorgänger, der eine in der „Gnade der späten Geburt“, der andere geläuterter Wehrmachtsuniformträger, ein wiederum anderer norwegischer Uniformträger, sind, ähnlich ihren internationalen Kollegen, von einer Finanzoption zur anderen geschwommen und getrieben. Und wen kümmert da ihr Geschwätz von gestern? Allein, das heutige Friedenspalaver wird immer unerträglicher.
     Ich freue mich über die vielen jungen Menschen, die sich dem Wehrdienst, der Nötigung zum Krieg, verweigern. Hoffentlich entspringt dieser Widerstand heute nicht nur der Bequemlichkeit. Denn viel schwerer hatten es die ca. 130.000 Wehrmachtsdeserteure, die auf Veranlassung der seinerzeitigen Militärgerichtsbarkeit zumeist kurz und bündig hingerichtet wurden. Die wenigen Überlebenden kämpfen in unserem Staat bisher vergebens um Rehabilitation. Man vergegenwärtige sich: Weil sie sich dem Hitler-Wahnsinnskrieg verweigert haben, gelten sie heute noch als vorbestraft. Das ist das wahre, dem gestrigen Militärdenken verhaftete Friedensbild des Deutschen Bundestages, der jetzt erneut den Opfern die Wiederherstellung der Ehre und damit Wiedergutmachung versagt hat.


© Raymond Walden