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Samstag, 28. März 2020

Für Menschen guten Willens



Ich bin bestimmt kein Armageddon-Prophet, aber eines zeichnet sich langsam ab. Unser mit viel Mühe und Fleiß erbautes Europahaus steuert in eine gigantische Inflation hinein, es ist bereits die dritte in 18 Jahren.
    Nummer eins war die Euro-Umstellung, Nummer zwei die Bankenrettung und in Nummer drei steuern wir gerade mit Volldampf hinein. Wo sind sie nun, die oberschlauen Krankenhaus- und Altenheim-Gewinn-Maximierer und die Krankenhausschließer – abgetaucht? Jetzt rächt es sich, wenn man soziale Einrichtungen kommerzialisiert und in Notzeiten keine Reserven mehr hat. Wenn man Hebammen, welche den meisten von uns auf die Welt geholfen haben, die Existenzgrundlage zerstört. Der Konkurrenzwahnsinn gebiert Industrien, die autonom in menschenleeren Hallen eine unverkäufliche Warenschwemme mit einer Haltbarkeitsdauer und eingebauter Obsoleszenz von zirka zwei Jahren produzieren, die nur noch mit Milliarden-Werbeaufwand unters Volk geknallt werden kann und die Ressourcen unserer lieben Erde durch  Raubbau an Rohstoffen zerstört.
     Die Reihe dieser Fehlentwicklungen könnte man endlos fortsetzen, man kann nur hoffen, dass die dafür Verantwortlichen etwas dazugelernt haben und es in Zukunft besser machen. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind zu Kriminal-Stories-Produzenten verkommen. Die dreckbesudelten, blutigen Leichen quellen schon zu Kinderfernsehzeiten aus den Bildschirmen heraus und die Bürger, die sich angewidert abwenden, müssen den unglaublichen Schwachsinn auch noch zwangsfinanzieren. Früher konnte man sich darauf verlassen, dass namhafte Schauspieler sich an solchen Exzessen nicht beteiligen, heutzutage schielen sie anscheinend nur noch auf ihre Honorare. Hoffentlich haben die Verantwortlichen diesen „Schuss vor den Bug“ nun endlich gehört und erinnern die Fernsehanstalten an ihren Auftrag, dem Volk Empathie und soziales Verhalten nahezubringen und Politiker sorgen für bezahlbare Wohnungen, für Renten mit denen man mehr als „nur“ überleben kann und hören auf, die schönen deutschen Landschaften in insektenfreie Betonwüsten zu verwandeln.



Montag, 13. Januar 2020

Menschliches Glauben: Demokratische Scheingefechte (S. 41)


März 1995

Regelmäßig wiederholen sich im kapitalistischen System Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten unter Berufung auf die „Tarifautonomie“ der oft streitbaren, auf Selbstdarstellung bedachten Partner. Die historische Bedeutung der Gewerkschaften ist anzuerkennen, haben sie doch die Unternehmer ein ums andere Mal gezwungen, ihre Profite mit den Arbeitern und Angestellten „zu teilen“. Freilich wurde nicht immer gerecht geteilt. Zur Jahrtausendwende, am Epochenbeginn der elektronischen Totalinformation, stellt sich die Frage nach dem Sinn solcher Lohnspektakel, denn nach wie vor gilt: Höhere Löhne, steigende Preise, höhere Lohnforderungen, letztlich Geldentwertung!
     Kein Wirtschaftsexperte kann allen Ernstes behaupten, Inflation sei eine demokratische Notwendigkeit, wenngleich bisher quer durch alle demokratischen Staaten die Tarifpoker für das Funktionieren der pluralistischen Gesellschaftsordnung überhöht werden und die Kaufkraft der Währung sinkt – „Wachstum paradox“.
     Im Hinblick auf die umfassende elektronische Datenverarbeitung sind die Profite jedes Unternehmens schnell und objektiv zu beziffern; es muss also nicht über die Gewinne der Arbeitgeber gestritten werden. Aufgabe der Tarifpartner bleibt es, über angemessene Gewinnbeteiligung unter Berücksichtigung von unternehmerischen Investitionskosten zu verhandeln, ohne damit den Unternehmern Gründe für die Rechtfertigung von Preissteigerungen zu liefern. Streiks zeugen in diesem Zusammenhang von veralteten Denkstrukturen, die nicht von demokratischen Prinzipien geprägt sind.
     Gewinne und Löhne müssen in einer Demokratie öffentlich transparent werden, um ungerechtfertigte Bereicherungen auf Kosten der Allgemeinheit auszuschließen. Von Politikern, die selbst in Aufsichtsgremien von Industrie und Gewerkschaften sitzen und nicht über den Rand ihrer jeweiligen Verbände schauen können oder wollen, ist natürlich keine Änderung zu erwarten.



© Raymond Walden