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Sonntag, 17. Juli 2022

Sequenzen von Skepsis (497)

 


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


5486

Wer den frischen Wind der Wahrheit ablehnt, ähnelt irgendwie den Windflüchtern, jenen Bäumen, die durch vorherrschend starke Windrichtungen einseitig wachsen, schief und zerzaust ihr Dasein fristen.


5487

Wenn man Reisen verbietet, handelt es sich um Kleingeister-Ideologie.


5488

Die schönsten und prägendsten Erinnerungen relativieren sich, kehrt man an die Orte des „Seinerzeitigen“ zurück; es ist, als läge ein Hauch von Desillusion und Entmystifizierung über dem Selbstempfinden.


5489

Die Regierung ist nicht die Bevölkerung, nirgends! Vielleicht aber der Auswurf einer fatal ahnungslosen und desinteressierten Gesellschaft.


5490

Universitäten – Zeugen der Intelligenz? Oder doch nur Stelzen von opportuner Einbildung?


5491

Auf Normal Null hat man gegebenenfalls weiten Rundblick, den Überblick erlangt man durch Höhengewinn.


5492

Sprach- und Verständnislosigkeit planieren Ödnis.


5493

Ob ein Baum mit dir sprechen kann, hängt von dir ab. Menschen aber, längst nicht so geduldig und standfest, reden auf dich ein, drauflos?


5494

Die Zivilisation zu verdammen, sie zu zerstören, statt sie zu verfeinern, auch Irrtümer zu korrigieren, ist ein Merkmal der Barbarei, ihres Militarismus, ihrer Feindbild-Ideologie und der falschen Auslegung von „Patriotismus“.


5495

Mit dem Alter muss man erst einmal fertig werden – und dann vor allem auch mit dem der Anderen!


5496

In jungen Jahren sehen gar nicht so wenige alt aus, viele der Alten aber trumpfen kindisch auf.


5497

Dein Blick lässt tief blicken, so viel Weitblick sollte dir die Erfahrung öffnen.


5498

Im Westen geht die Sonne der Pressefreiheit unter, täglich am Fanal Julian Assange.


5499

Small Brexit Britain – as a „honorable friend of the USA“ - betrays freedom, is torturing Julian Assange and is going to murder him in one way or the other. And all the „honorable western friends“ are turning their heads. Shame on them all!


© Raymond Walden

 

 

 

Freitag, 13. Dezember 2019

Menschliches Glauben: Der Umgang mit dem Tod (S. 11)


Oktober 1995

Nicht nur für den Sterbenden, sondern auch für die lebendige Gesellschaft bleibt der Tod ein einschneidendes Faktum. Man sollte sich daher zurückhalten mit Ratschlägen oder gar Forderungen, die den Tod von Mitmenschen berühren. Es muss aber erlaubt sein, laut über den eigenen Tod nachzudenken. Angesichts religiöser Totenkulte und damit verbundener Geschäfte möchte ich ohne Tabus über meinen eigenen Tod plaudern.
    Zunächst denke ich an meine Familie, die meine Bestattung nach ihren Vorstellungen gestalten sollte, denn für den Toten ist sie ohne Belang. In meinem Sinne aber wäre es, nicht auf einem christlichen Friedhof mit seinem höchst zweifelhaften „Rotlichtmilieu“ und saftigen Preisen zu landen, sondern mich als Asche im Wind oder Meer zu verflüchtigen. Ich möchte damit unterstreichen, dass ich nach dem Tode eben nicht mehr da bin, dass es daher keinen Sinn ergibt, dann an meinem Grab zu stehen und sich vor meinen Gebeinen – zu welchem Zweck? – zu verneigen. Wer sich meiner erinnern möchte, sollte Bilder aus meinem Leben betrachten, Fotos, Fernseh- und Rundfunkaufzeichnungen sehen und hören, lesen, was ich irgendwann geschrieben habe – und Nachsicht mit mir üben, dass nicht alles so gelungen war. Vom heutigen Standpunkt aus könnte ich mir mein Grab auf einem der herkömmlichen Friedhöfe nur als ein anonymes vorstellen.
    Vorausgehend, konsequent sind meine Vorstellungen vom eigenen Sterben: Bei eindeutig unheilbarer Krankheit lehne ich jede Leidensverlängerung ab und bitte darüber hinaus um aktive humane Sterbehilfe. Ich betone noch einmal, dies sind meine persönlichen Wünsche, die nur für mich gelten. Selbstverständlich respektiere ich andere Überzeugungen – für andere Personen. Wegen der gängigen Praxis möchte ich aber noch einmal unterstreichen, dass ich mir andererseits keine fremden Meinungen bezüglich meines eigenen Sterbens aufdrängen lassen möchte, auch nicht von Herrn Wojtyla, wie gerade wieder auf seinem USA-Kreuzzug versucht.
    Im übrigen, ich wurde gerade 50 Jahre alt und habe noch viele Pläne!


© Raymond Walden





Samstag, 7. Dezember 2019

Menschliches Glauben: 1. Natur, Persönliches (S. 9)


Dimensionen im Kindesalter
August 1995

Nach 34 Jahren fahre ich 1993 auf einer Straße zurück; an den Ort verklärter Kindheit, überzeichnet, weil politisches Irrspiel mich über Jahrzehnte ausgrenzte. Noch einen Kilometer vor dem Ortsschild könnte ich mich irgendwo im typisch märkischen Gelände aufhalten: Keine Einzelheiten sind mir vertraut.
    Die Alleebäume öffnen sich; links der Bahnhof, jetzt muss die Brücke über den Kanal kommen. Sie ist nicht mehr aus Holz. Der flüchtige Blick aus dem Auto erfasst den „viel zu kleinen“ Kanal, ein paar Häuser und dann schon die Kirche. So kurz die Strecke, auch zum Marktplatz, und schon biegt die Straße aus dem Ortskern zur Abzweigung nach Gransee. Links der alte Kindergarten: Anfang meiner Schullaufbahn, weil die damalige „Zentralschule Lindow (Mark)“ unmittelbar vor meiner Einschulung 1952 abgebrannt ist. – Die Tankstelle nach wie vor am Ort, Rheinsberger Straße, einige Linden, dann das Haus, in dem wir wohnten. Alles so klein.
    Als ich den Kindertraum dieser herben Seen- und Sandlandschaft verlassen habe, war ich mit 13 Jahren wenig älter als jetzt mein jüngster Sohn. „Die Dimensionen im Kinderalter sind höher, weiter, tiefer“, diese Gedanken kommen mir als erste, während ich nach 34 Jahren auf längst vergangenem Pflaster gerüttelt werde. Zweifel entstehen, ob ich meinen eigenen Kindern ihre „großen“ Dimensionen überhaupt nachempfinden konnte. Waren meine Ansprüche an sie bisweilen zu hoch?
    Das Wiedersehen mit der eigenen Vergangenheit erfolgt Dekaden zu spät, emotionslos, es gibt vorwiegend kritische Distanz. Wäre für mich ohne die politische Verworrenheiten, ohne die verschiedenen Flüchtlingslager die Welt vielleicht nicht klein geworden? Profitieren meine Kinder heute davon? Vielleicht haben sie es leichter, Dimensionen zutreffender zu „erfahren – in des Wortes Doppeldeutigkeit.


© Raymond Walden



Montag, 1. Januar 2018

Sequenzen von Skepsis (288)

Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:

3704
Auch nach dem Jahreswechsel bleibt alles beim Alten,
denn Unsinn lässt sich amtlich emphatisch verwalten.
Wer aber Analysen nicht scheut,
sich an Kausalität erfreut,
dem ist Durchblick gegeben
zu einem würdigeren Leben.

3705
Der Kugelmensch besitzt weder Ecken noch Kanten und rollt bevorzugt entlang vorgegebener Leitlinien; er folgt bequem der gewünschten Führung. Als Abwechslung in seinem Existenznetz wendet er sich Romanen der Gewalt, der Kriminalität und des Terrors zu, jener Barbarei, die er auch in den realen Nachrichten in bigotter Gier erregender Stumpfheit konsumiert.

3706
Im Schnee von gestern verlieren sich die Spuren, nicht aber im Permafrost oder in lebendiger Erinnerung.

3707
Meine Absicht? Ein Aphorismus am Tag. Manchmal tagelang nichts oder zwanzig auf einmal. Und dann begegnen wir uns wieder, mein Spruch und ich. Irgendwann und irgendwo, einfach so. Er geht seinen Weg, wird mich locker überleben und doch auch verwehen.

3708
Die Menschheit vegetiert im Dämmerlicht auch dann, wenn sie immer wieder glühend Frieden schwört, denn sie rüstet gewaltig auf, während sie die Welt in Brennpunkte einteilt, die sie in Manövern vorwärmt für den finalen Blitz.

3709
Dem dämmernden Menschen dämmert nichts.

3710
Beharrt jemand auf seinem Glauben, sei es an Gott, Geister, Sterne, Klimawahn und Wunder, besteht keinerlei gemeinsame Basis mehr zu einem seriösen Gespräch. Man muss sich einfach nur dulden, tolerieren. Wäre das doch nur so einfach!

3711
Demokratie hebelt sich aus, folgt sie wider besseren Wissens dem Glauben, an was auch immer.

3712
Unkluge und falsche Mehrheitsentscheidungen führen die Demokratie erst an ihre Grenzen, dann schließlich ad absurdum.

3713
Beinahe jedem Ende haftet Befreiung, gar Erlösung an.

3714
Es ist die unverschleierte Welt, die zu Recht Respekt einfordert und verdient.

3715
In ihrer Häme kennt Politik kein herzliches Lachen.

3716
Alles Leben hat Auswirkungen, zeitigt Nebenwirkungen. So bekommt „Wachstum“ seinen erweiterten Sinn, dem die Menschheit offensichtlich nicht gewachsen ist.

3717
Positives Denken verirrt sich gerne zu sorglos in Wunschvorstellungen und Schönfärberei.

3718
Nicht nur das deutsche Parlament mit seinen gewählten Volksvertretern und Bediensteten, mit seinen Lobbyisten, Strippenziehern und Seilschaften spiegelt sehr wohl die Gesellschaft wider! Wo und wie sollte es denn anders herkommen?

3719
Wenn Arroganz und Verblödung zum Festival aufsteigen, handelt es sich erfahrungsgemäß um einen Parteitag. Die Partei steht dabei im Schatten, es glänzt die hofierte und sich kredenzende Dekadenz.


© Raymond Walden