Samstag, 4. Mai 2019

Krieg als Realität des Irrealen

Leben folgt dem universalen Prinzip des Werdens und Vergehens; ein banaler Allgemeinplatz, möchte man meinen. Doch wie viele Menschen glauben an ein irgendwie „ewiges Leben“, indifferent, diffus, auch naiv!
Während sich der reale Lebensbeginn unbewusst vollzieht und allen möglichen prägenden Zufällen unterliegt, wird die gesamte Lebensspanne von einer in der Intensität schwankenden Lebensangst erfasst, die sich aus einer Todesfurcht ableitet, welche an sich schon eine gravierende Demütigung darstellt, aber durch die grässlichsten Leidenswege hin zum Tode sogar das Potenzial des Verrücktwerdens entfaltet.

Aus solcher Verzweiflung sucht der Mensch natürlicherweise nach Schutz, Rettung, Hoffnung und erfindet, zumeist in Schicksalsgemeinschaften, in Kollektiven und Gemeinden einen „Gott“, der angesichts ungezählter geografischer und kultureller Regionen in ungezählt verschiedenen Versionen „erscheint“.
Götter aber spalten des Menschen Persönlichkeit, denn als Erschaffer der Welt zeichnen sie auch für eben das Leid verantwortlich (Theodizee), falls nicht direkt selbst, so doch durch die ebenso erzeugten „Teufel“; ein Wahnsinnsvorgang in den Göttermärchen!

Kommt es zwangsläufig zu Begegnungen der zwar ähnlich, aber doch verschieden glaubenden Menschen, stellt sich wie von selbst die Frage nach dem „richtigen“ Gott – und damit auch nach der Entlarvung „falscher“ Götter, was nichts Geringeres bewirkt als die brutale Hoffnungs- und Zuversichtszerstörung. Der Konflikt ist geboren.

Auf der Basis entsprechender „Gotteslästerungen“ und „Glaubensbeleidigungen“ rechtfertigt sich jede exzessive Kampfhandlung gegen die „Ungläubigen“, gegen die Barbaren und Ignoranten zur Ehre und zum Durchbruch der eigenen einzig richtigen, weil „von Gott geoffenbarten“ Weltsicht und Jenseits-Weisheit.

Die antiken Götter erhielten bald neue Konkurrenz durch divergierende Ideologien, die nicht minder beschränkt auftreten als Nationalismus, Rassismus, als Auserwähltheits- und Überlegenheitsphantasien.
Irrationalismus auf breiter Front ist Realität, der Irrationalismus ist der Grund des Krieges seit Menschengedenken.
Die Umkehrung gilt konsequenterweise ebenso: Es sind irrationale Menschen, die Kriege anstreben, vorbereiten und durchführen, um Leid und Tod zu erzeugen im Namen von unwirklich „Besserem“, im Namen von Vortäuschung und von Verlogenheit.
Nur verirrte Menschen und zur Verirrung gezwungene Bürger (Wehrpflicht!) führen Krieg!

Doch von diesen Verrückten gibt es Massen; Gläubige, die ihren Wahnsinn über das Leben stellen und das traditionell als „normal“ unterstreichen, sogar als Pflicht akzeptieren und geflissentlich erfüllen.

Die Liste verwerflichster Menschheitsverbrechen im Namen von Religionen ist „unendlich“ wie eine historische Analogie der „Ewigkeit“, sodass man im Kant'schen Sinne von selbstverschuldeter Unmündigkeit all jener sprechen mag, die trotz alledem der Religion die Treue halten. Freilich werden sie schuldunfähig in jungen Jahren indoktriniert, geistig gefesselt bis ans eigne Ende.

Der Indoktrination zu begegnen, ihr vorzubeugen, erscheint am Beginn von „künstlicher Intelligenz“ nur noch problematischer, denn mit Hilfe fortschrittlicher Möglichkeiten werden die althergebrachten, offen zur Schau gestellten oder diplomatisch verdeckten Schurken-Aktivitäten umso effizienter in bewährter Rigorosität und Skrupellosigkeit ausgeführt.

Kosmonomische Aufklärung steht aus eigener Sicht vor geradezu unlösbaren Herausforderungen, denn allgemein erleben wir ein Erstarken kriegerischer realer Irrationalität, die der kosmonomischen freiheitlichen und pazifistischen Philosophie verständnislos entgegen wirkt und für eine absehbare Zukunft objektiv wenig Hoffnung verspricht.
Dadurch aber sollte das Glücksempfinden eines kosmonomischen Grundverständnisses der Welt, frei von irrationalen Versklavungen und Geißelungen, in der verantwortungsvollen Privatsphäre nicht geleugnet, sondern besonnen und real gelebt werden, je nach Möglichkeit in einer wirklich oft irritierenden oder gar lebensgefährlichen Gesellschaft.



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