Montag, 31. Mai 2010

Top Kill

Wie der Name schon sagt: „Spitzenmäßiges Abtöten“ der Natur, ahnungslos, konzeptionslos, aber risikofreudig, raffgierig wie bei jeder neuen Ölbohrung!
Nur der Dollar zählt: „In GO(L)D we trust“.

Da kommt es gut, wenn ein junges Mädchen in Oslo ein banales Liedchen trällert, das die Massen euphorisch ablenkt – von all den wirklich brennenden Problemen, das zum Beispiel auch den Blick verschleiert auf das von Israel zu verantwortende Gaza-Hilfs-Drama, das ein „Top Kill“ für Menschen direkt bedeutet.

Und überhaupt freuen sich alle Strategen, die Werbebranche, die durchdrehenden Medien, sogar die Bundeskanzlerin.

Das gesellschaftliche Niveau wurde treffsicher schon früher besungen:
„Schön ist es auf der Welt zu sein, sprach die Biene zu dem Stachelschwein ....“.

Sonntag, 30. Mai 2010

Rhetorischer Fragenkatalog an das Christentum

Als mündiger, freiheitlich-demokratischer Bürger, als Kosmopolit und Pazifist, als religionsfreier Mensch, der ungebeten alltäglich mit religiösem Glauben konfrontiert wird, erlaube ich mir, einen rhetorischen Fragenkatalog an das Christentum zu erstellen, weitestgehend exemplarisch, ähnlich für jede beliebige andere Religion verwendbar.

Rhetorisch sind die Fragen gemeint, da sich der aufgeklärte Mensch längst die Antworten eindeutig und kausal begründet erarbeitet hat.

Es werden also keine Antworten in Form von gläubigen Unterweisungen gewünscht.

Vielmehr soll bei Unentschlossenen und Zweiflern die eigene Hinterfragung herausgefordert werden; sie mögen sich um Antworten bemühen.
Definitiv religiös Gläubige werden erfahrungsgemäß abwehrend reagieren, so wie sie seit jeher Logik und Vernunft, Kausalität, Realität, Objektivität, Friedfertigkeit, Gewaltfreiheit und Menschenwürde ihrer messianischen Sicht unterwerfen.

Existiert „Gott“?

1. Warum soll ausgerechnet der christliche Gott angesichts der von Menschen zu allen Zeiten erdachten unermesslichen Götterzahl der „Einzige und Wahre“ sein?
2. Steckt hinter dem Anspruch des „Einzigen und Wahren“ nicht bereits der eigentliche Konfliktherd der Menschen untereinander, das sich „auserwählt“ Fühlen gegenüber anderen?
3. Indem der Irrtum ausgeschlossen wird, ganz im Gegensatz zu verantwortungsbewusster Wissenschaft, die Irrtümer eingesteht und vor allem korrigiert, wird „Gott“ zum Dogma. Wann und wo hat je in einer sich fortwährend verändernden Welt ein Dogma dauerhaften Bestand gehabt?
4. Hat nicht die katholische Kirche selbst Dogmen ent- und verworfen?
5. Wie irrtumsfrei ist ein Gott, dessen Gefolgschaften sich aufgrund seiner nicht vorhandenen Eindeutigkeit in ungezählte Glaubensrichtungen aufspalten und sich erbittert bekämpfen?
6. Wird „Gott“ nicht zur bloßen Hieroglyphe der narrenfreien Ausdeutung, die sich gelegentlich und lediglich wegen der Ähnlichkeit der Glaubensmechanismen in ökumenischen Inszenierungen harmonisch aufspielt?
7. Was geschah eigentlich mit „den armen Seelen“, die vor der propagierten Existenz „Gottes“, quasi vor jeder christlichen Erlösungsmöglichkeit lebten?
8. Was geschieht mit „den armen Seelen“ der Gegenwart, die in gänzlich unchristlichen Kulturkreisen zu Hause sind?
9. Ähnelt der alttestamentliche „Gott“ nicht arg den antiken Göttern, jenen erdachten Schurkengesellschaften, die – menschenähnlich – zu jedem Unsinn und zu jedem menschenunwürdigen Exzess fähig waren?
10. Die Primitivität „Gottes“ manifestiert sich deprimierend in seiner Parteinahme innerhalb menschlicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Hebt er damit nicht seinen Anspruch von „ewigem Frieden“ selbst auf?
11. Wodurch wurde der „alttestamentliche Gott“ geläutert, dass er seinen eigenen Sohn mit einem seiner Geschöpfe zeugte als „Opferlamm“ zur angeblichen Erlösung eben jener Geschöpfe?
12. Ist ein Sinneswandel „Gottes“, des „Ewigen“ nicht schon ein Hirnriss in sich?
13. Wie alles andere als „göttlich“ wirkt der Anspruch „Gottes“, sich durch seine Geschöpfe ständig loben und preisen zu lassen, mehr noch, ihm Opfer erbringen zu müssen – „Gott“ als Egomane mit geradezu affiger Eitelkeit?
14. Ist nicht die behauptete Existenz des „Teufels“ auch „Gottes“ Werk, der „alles“ erschaffen hat?
15. Die Welt zeigt sich in allen Belangen als eine dualistische. Müsste eine Gottheit als Ursprung dieses Dualismus selbst nicht über dem Dualismus stehen, statt sich um menschliche „Sünden“ und deren Bestrafungen in kleinstkarierter menschentypischer Manier zu kümmern?
16. Kann ein „dreieiniger Gott“ – was immer dieses Konstrukt aussagt – wirklich über den weltgültigen Dualismus hinwegtäuschen?
17. Ist es nicht so, dass man als klar denkender Mensch bei einem solchen „Gott“ Erbarmen mit den Gläubigen haben muss?

„Gotteshäuser“ als Geisterhäuser?

18. Wie kann man von Monotheismus sprechen, da doch angeblich im Himmel weitere ewige Geister als „Engel“ jubilieren, Maria als „Mutter Gottes“ ebenfalls die nicht vorhandene Ewigkeit (sogar mit aufgefahrenem physischen Körper) bereichert?
19. Was für ein Kaleidoskop von Aberglauben eröffnet sich in diesem Zusammenhang („Schutzengel“, Lourdes, Fatima, etc.)?
20. Welch ein Sammelsurium fügt man hinzu durch die willkürliche oft zweifelhafte Ernennung von „Heiligen“ und „Seligen“, die ähnlich in einem absonderlichen Totenkult, im Himmel wie durch ihre Reliquien auf Erden, angebetet und verehrt werden?
21. Sind die abergläubischen und esoterischen Ausblühung auf dem Sektor nicht grenzenlos?
22. Wie weltfremd muss man in heutiger Zeit sein, um an Dämonen, Teufelsbesessenheiten und Teufelsaustreibungen zu glauben, um Exorzismen durchzuführen?

Bezeugen Gebete nichts anderes als Infantilismus?

23. Glauben Betende allen Ernstes, „Gottes“ Ratschluss abändern, mit „Gott“ handeln zu können?
24. Welchen Wert haben Gebete für einen Sterbenden? Soll er endlos leben? Hat “Gott“ in seiner Allwissenheit nicht längst entschieden über „Heil oder Verdammnis“?
25. Wie albern nehmen sich Gebete bei Naturkatastrophen aus. Hat sie nicht „Gott“ geschickt, der die Welt in seiner „Weisheit und Güte“ so gestaltet hat, dass Naturkatastrophen unumgängliche Bestandteile des Universums bedeuten?
26. Stellen Gebete letztlich nichts anderes dar als Selbstsuggestion, Selbsthypnose und in der Gemeinschaft Trance und Hysterie?
27. Äußern sich im Gebet nicht drastische Realitätsferne, kindliches Wunschdenken und Hoffnungen auf Wunder, die es nicht gibt?
28. Wie viele Gefahren und Missstände ließen sich bei rationaler Planung und konsequenter Umsetzung vermeiden oder abmildern, würde man sich nicht auf göttliche Mirakel oder „Gottgegebenheiten“ berufen?
29. Wie viele Gebete und Gebetsarten dienen vornehmlich der monotonen, stupiden Gleichschaltung der Gemeindemitglieder?
30. Wie viele Jubel-Arien erzeugen gezielte Masseneuphorie vor trister Wirklichkeit?
31. Bewirkt das ständige Flehen zu Gott, das ja nur ein Selbstgespräch ohne reale Resonanz bleibt, bestenfalls zu imaginären Antworten führt, nicht eine permanente Selbstentwertung als steter Versager und „Sünder“, als minderwertiges Wesen?
32. Beinhalten öffentliche Gebete nicht eine Nötigung für den (noch nicht genug betenden und immer wieder „sündigen“) Gläubigen, wie für den Glaubensfreien, dem man diesen Unsinn beispielsweise bei öffentlichen Prozessionen oder in den Medien aufdrängt?

Intelligente Glaubensinhalte?

33. Beschäftigt sich das Christentum nicht intensiver mit dem angeblich bevorstehenden Weltuntergang als mit einem würdigen Leben in der Realität?
34. „... bis er kommt in Herrlichkeit,“ so soll der „Erlöser“ wieder erscheinen, wenn die Welt auf grausamste Weise zu Ende geht? Was ist das für eine abstruse „Herrlichkeit“, während das Chaos ausbricht? Offenbart sich hier nicht extensiver Masochismus der so Glaubenden?
35. Welch eine aufmunternde, hoffnungsfrohe und tröstende Wirkung hat das christliche Symbol: das Kreuz, beziehungsweise das Kruzifix mit dem zu Tode geschundenen Leichnam?
36. Ein Gott, der alles weiß, alles erschafft, erfindet sogar seinen Teufel als Gegner und formt Menschen mit einem angeblich freien Willen, sich zwischen „Gott und Teufel“ zu entscheiden? Dieser Wahnwitz steigert sich so weit, dass „Gott“ ein Opfer braucht, das den Menschen angeblich mit ihm versöhnt, ihn aber doch immer wieder den teuflischen Versuchungen unterliegen lässt? Den „eigenen Sohn“ lässt „Gott“ (in seiner Liebe) dafür schänden und abschlachten, um den verirrten Menschen „seine Liebe“ zu beweisen? Und diese „Liebe“ ergießt sich geistig in der Kommunion, im „Abendmahl“, zu dem der Gläubige „Jesu Fleisch und Blut“ verzehrt? Bei allem Respekt! Ist das nicht abstoßender Blödsinn in ausgeklügeltster Struktur?
37. Das Christentum dokumentiert sein immens zerrüttetes Verhältnis zum menschlichen Körper, der in der sakralen Kunst vornehmlich in blutiger Zerschundenheit oder in Gewändern verhüllt mit seufzendem Blick dargestellt wird. Ist das die Basis christlicher Heiterkeit?
38. Führt diese Köperverachtung nicht zwanghaft zu einer Sexualfeindlichkeit, die sich auswächst zu einer widerwärtigen Doppelmoral, einhergehend mit der Frauendiskriminierung?
39. Oder begründet die Missachtung und Geringschätzung des menschlichen Körpers die jederzeit Verfügbarkeit zur Anwendung von Gewalt, vor der das Christentum zeit seines Bestehens nur so strotzt?
40. Beweist nicht das Papsttum im Laufe seiner langen Geschichte, dass in Ausübung der Irrlehre vom „Stellvertretertum Christi“ (Irrtum in Glaubensfragen ausgeschlossen!) die miesesten Charaktere die Menschheit geißelten?
41. Wie fatal wirkt sich gegenwärtig das antiquierte religiöse Weltbild vor allem für die Armen aus?
42. Hat der christliche Wahnsinn durch die Inquisition nicht die kulturelle, wissenschaftliche und humane Fortentwicklung der Menschheit über zwei Jahrtausende be- und auch verhindert?
43. Bedeutete Bildung und Kultur durch die Religionen nicht immer die Bevorzugung der Konformen und Reichen?
44. Wenn Jesus und Maria angeblich körperlich in den Himmel aufgefahren sind, stellt sich zwingend die Frage: Wo sind sie geblieben? Physisch in einem geistigen Himmel?
45. Bedeutet „Geheimnis des Glaubens“ nicht im Klartext: Ausschaltung jeglicher Intelligenz?

Allgemein gültiger Herrschaftsanspruch?

46. Religionen beanspruchen Herrschaft mit allen anderen als demokratischen Mitteln. Kann eine durch und durch hierarchisch strukturierte Religion, vor allem nach ihren historischen, grausamsten Versagen während ungezählter Menschheitsgenerationen überall auf dem Globus ehrlicherweise Grundlage einer demokratischen Verfassung sein?
47. Sind nicht Staat und Religion konsequent zu trennen, nicht zuletzt, weil sich immer mehr Menschen aus sehr verschiedenen Gründen endlich von den Kirchen distanzieren?
48. Handelt es sich nicht um weitgehend unreflektierte Nötigung, wenn den Menschen häufigst das Depressions-Symbol schlechthin, also das Kruzifix vor die Nase gehalten wird – im Kindergarten, in der Schule, im Krankenhaus, im Altenheim, im Gerichtssaal, in Feld und Flur – und wenn die Glocken dröhnen, um auch akustisch die Präsenz der Religion zu untermauern?
49. Werden Säuglinge getauft, da man ahnt, dass ein nicht von Lebensbeginn an indoktrinierter Mensch kaum auf die Idee käme, sich einer religiösen Wahnsinnslehre anzuschließen, sich als denkendes Wesen dann per Taufe für immer einem „Gott“ zu verschreiben?
50. Welchen Einfluss im Detail üben die Religionen auf die Medien aus, die sie subtil, nicht selten direkt oder über Gremienposten beherrschen?
51. Kann man allen Ernstes religiöse Trägerschaften von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen mit entsprechend spiritistischer Ausrichtung – auch des Personals – gutheißen, wenn gleichzeitig die eigentlichen finanziellen Kosten der jeweiligen Einrichtungen mehrheitlich der Steuerzahler trägt?
52. Hat sich nicht der Kapitalismus zum umsatzsüchtigen Kumpanen der Religionen entwickelt, die scheinheilig die Verwässerung ihrer Feste beklagen und gleichzeitig über ihre materielle wie ideell-populistische Gewinnbeteiligung frohlocken?
53. Wird nicht wie eh und je auch jede noch so niederträchtige Politik im Namen eines „Gottes“ vorgetragen, gerechtfertigt und mit systematischem Terror durchgeführt?
54. Muss nicht – gerade wegen der demokratisch zu garantierenden Religionsfreiheit – die religiöse Praxis auf den Privatbereich beschränkt werden, um durch die eigene Freiheit Andersdenkenden nicht ihre Freiheit zu beschneiden?

Ganz und gar nicht rhetorisch stellt sich die Frage:

Wissen die Massen eigentlich, was sie wollen? – Glauben oder Wissen?

An den Glauben gerät man bequem durch alle möglichen „Propheten“, allesamt Scharlatane.
Um das Wissen muss man sich bemühen.
Vielleicht ist dieses sich Aufraffen zur weitest möglichen Erkenntnis ein Sinn des Lebens.
Ein erfrischend anderer jedenfalls als „Das Geheimnis des Glaubens“ mit seinem Depressions-Symbol.

55. Ist Religion nicht ein gescheitertes Gesellschaftsmodell und als solches unfähig, daher überflüssig zur Führung eines Lebens in Menschenwürde, die in jedem Falle höher zu bewerten ist als Götterphantasien?

Montag, 24. Mai 2010

Sequenzen von Skepsis (32)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

364
Welcher Regierungschef hat saubere Fingernägel oder Hände gar ?

365
„Geheimdienste“ bereinigen alles mit verruchter „Intelligenz“. Alles andere als intelligent.

366
Schön reden mündet in Schönreden, auch wenn Schönheit nirgends erkennbar.

367
Leben heißt Einsatz aller Sinne. Viel zu oft erfordert das aber nach wie vor den Einsatz des Lebens.

368
„Sie wissen nicht, was sie tun“, auch diese biblische Legende stimmt so nicht. Sie wissen sehr genau, wie sie das Denken steuern, verhindern und verbieten.

369
Separatisten, die sich aus einem Unrechtsstaat zu befreien suchen, tragen Sympathien. Wohin aber steuern Abtrünnige, die sich von einem Staat lösen möchten, der EU-Mitglied ist? Und was etwa hat das Kosovo vor, das sich im Februar 2008 – obwohl selbstständig gar nicht lebensfähig – von Serbien unabhängig erklärte, während Serbien gerade erst einen pro-europäischen Präsidenten gewählt hatte?
Separatisten sind auch Nationalisten, die gerne in die Strategien gewisser Mächte passen.

370
So manches voreilige Konzept ließe sich zerreißen, wäre der Verstand nicht ideologisiert.

371
Kaum eine wirkliche Größe ginge in die Politik, Winzlinge gehen zuhauf.

372
Das Kolosseum und der Dom bilden über Rom hinaus ein Äquivalent auf einer Achse.

373
Gutmenschen formulieren Argloses, bis man ihnen kompromisslos vorformuliert, doch auch das empfinden sie als etwas Gutes.

374
Die Kenntnis des tatsächlichen eigenen Zustands erschließt sich der Gesellschaft erst im Nachhinein – wenn überhaupt. – Noch so ein Trägheitsgesetz.

375
Dem Menschen „Gott“ ist nichts heilig, es sei denn das Ego; eben typisch Gott!

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Donnerstag, 20. Mai 2010

Sequenzen von Skepsis (31)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

352
Von Ehrgeiz zerfressene Figuren versammeln sich wie Wachsgestalten in Kabinetten.

353
Zwei Unterscheidungsmerkmale heben den Menschen vom Tier ab: seine vorzügliche Intelligenz und darauf fußend seine unbezwingbare Dummheit.

354
Nachrichtensprecher funktionieren als Sprachrohre.

355
In den Grenzen des "Hohlismus" erstickt jedes Echo nach dem Erbrechungsgesetz.

356
„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ (David Ben Gurion, 1. israelischer Premierminister)
Man kann nicht präziser die Bewusstseinsspaltung religiöser Menschen einfordern.

357
Der Zug der Zeit rollt unverändert der religiösen Vergangenheit entgegen. Aber längst nicht mehr alle Menschen reisen in diese Richtung. Vivat!

358
Weil der Tod nicht als das verstanden wird, was er ist, geistern Weltbilder unsinniger Hoffnung durch die Köpfe und sorgen dafür, dass der Unverstandene myriadenfach und unter Qualen vorzeitig eintritt. Paradoxe Erlösung!

359
Bruderschaften, Orden, Rosenkreuzler, Templer, Anthroposophen, Erleuchtete, Scientologen, Rotarier, Lions, Freimaurer, Kreuzritter, Parapsychologen, Sektierer, Opus Dei.
Welch eine Nächstenliebe!

360
Jeder Politiker, der Waffengewalt für die Durchsetzung seines Programms proklamiert, ist ein intellektueller Versager. Er wird manchmal mehrheitlich, sogar bei hoher Wahlbeteiligung gewählt. Aber so wählt sich die Demokratie ab.

361
Höhere Dynamik und Flexibilität einerseits und verankerte Wissenserfahrung andererseits bilden die Grundlagen für Generationskonflikte, vor allem wenn die Jugend tatendurstig Problemlösungen ausprobiert, die sich den Älteren längst als untauglich erwiesen. Ideologien setzen vor allem darauf: Bloß nichts aus der Geschichte lernen!

362
Da der ehemalige russische Präsident Putin kein „lupenreiner Demokrat“ ist, hält er den deutschen Alt-Kanzler Schröder wahrscheinlich für einen solchen.

363
Aus Wahlkämpfen quillt Politik nach Stimmungslage und Laune. Künftige Demokratie indes, die ihren eigenen Ansprüchen standhalten könnte, wird auf objektivierbaren Fakten stehen.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 7. Mai 2010

Sequenzen von Skepsis (30)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

340
Der gängige Humor hat so etwas Totlachendes. Ich lächle. Euch an.

341
Zeit ist kostbar. Zum (sich) Sammeln.

342
Alle brauchen wir Anerkennung. Wir haben ein Recht darauf.

343
Wer sich weise nennt oder offiziell so deklarieren lässt, ist rundheraus bescheuert.

344
Jeder im System der Selbstgerechten ist schuldig. (Sollte es nötig sein, exemplarisch systematisch Mustergültige zu indizieren?)

345
„Wen erreiche ich?“ ist die Umkehrung eigentlich: „Wer möchte mich erreichen?“
Ich zweifle, aber ich negiere nicht. Ich hatte keinen Traum („I had a dream“), sondern ich habe die Gewissheit, das Wissen, dass Kosmonomie als Prinzip, das viele andere Namen tragen könnte, das Leben belebt; zu leben heißt, zu denken, zu sprechen, zu singen, zu träumen, entsprechend zu handeln. Wer betet, verehrt den Tod. Oh, „Gott“ !

346
Lehrer als Eltern zum Elternsprechtag! Und Bildung wird ein "Stuhlkreis", gedehnt zur "Lernspirale": modernstes "Methoden-Training" im "Haus des Lernens". Eine "Lernstands-Erhebung".

347
Der Wald starb nicht einmal unter der Papiertonnen schweren Last der Kopierwütigen in den Ministerien und ihren untergeordneten „Organen“, die den Wald mit grüner Ideologie immer noch vernichten wollen. Sie sind schlicht heraus zu grün, die Welt zu verstehen. Immerhin wurden einige der Elfen und Trolle ganz schön fett dabei.

348
Quoten quantifizieren Qualitätsverluste.

349
Globalisierung meint bei weitem keine kosmopolitische Gesinnung.

350
Dreifaltigkeit! Welch eine Einfalt, an einen solchen polytheistischen Monotheismus zu glauben. Erweitert durch Maria, Engel, Heilige. Hunderte infantile Adressen.

351
Börsen- und Finanzastrologen prägen Sterntaler.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 3. Mai 2010

Abseits vom Ethos

Das Ethos – einst griechischer Inbegriff von moralischen Werten – scheint sich mit der Blüte der hellenistischen Hochkonjunktur verausgabt zu haben. Allgemeine Wertenormierungen heute sind heruntergekommenes Geschwätz, zumal religiöse „Sittlichkeit“ seit jeher zweierlei Maß praktiziert: das der Herrscher und das der Unterdrückten.

Ausgehend von den hohen Ansprüchen in der Antike hat die Menschheit global im gesellschaftlichen Miteinander keine Weiterentwicklung erlebt, stattdessen bremsten sich Religionen regional aus, indem es jeweils nur um eigene Ausbreitung (Mission) und Machtuntermauerung ging. Dieser Status quo ist aktuell und gewinnt als das „Abseits vom Ethos“ immer deutlichere Konturen, weil moderne Technologien die katastrophalen Ergebnisse von Fehlverhalten beschleunigt und schonungslos vor Augen führen.

Die Signifikanz von „normierter“ Unverbindlichkeit der Machthaber in allen politischen Systemen zum jeweils nur eigenen Vorteil nimmt Ausmaße an, die so erdrückend erscheinen, dass Gelehrte genauso verunsichert agieren wie die maßlos ungebildete Allgemeinheit.
Apropos: „Gelehrte“: Wie viele der klugen Köpfe prostituieren sich, stehen in Diensten von Ideologen und Konzernen, vertreten bestenfalls noch fachidiotische Prinzipien?!

Die Freiheit von Forschung und Lehre existiert nicht; lediglich die zweifelhafte Freiheit von Geldgebern regiert gemäß eines perversen Kapitalismus’, der inzwischen in allen Gesellschaftsstrukturen der Welt, sogar im Kommunismus wuchert.

Wenn allein Gewinnoptimierung und permanentes Wachstum die anerkannten Normen darstellen, Einschaltquoten und Umsatzzahlen als Gütesiegel gelten, die zu oft durch getürkte Statistiken belegt werden, darf man sich nicht wundern, dass auf einem begrenzten Planeten der weitaus größte Anteil der Menschheit in unwürdigen Verhältnissen haust, dass darüber hinaus in der so genannten Zivilisation die Humanität, die Achtung vor Natur und Leben abhanden kommen.

Europa als „Abendland“ macht dem Namen alle Ehre: Sonnenuntergang! Das „Morgenland“ verschleiert sich, das „Reich der Mitte“ steckt mitten drin in allen negativen Entwicklungen, und die „Neue Welt“ schwadroniert in religiöser Dekadenz, denn „Religionsfreiheit“ besitzt keinerlei Freiheitswert, sondern beinhaltet de facto auch die Nötigung der Andersdenkenden.

Für den kosmonomisch argumentierenden Menschen bietet logischerweise das Kosmonomische Manifest den Ansatz zu Problemlösungen, doch bleibt festzuhalten, dass es sich hierbei um einen futuristischen Gesellschaftsentwurf handelt. Er ist nicht zur direkten politischen Umsetzung geeignet, da er von längerfristigen gesellschaftspolitischen Fortentwicklungen ausgeht.

Um dennoch einen Ausweg aus dem „Abseits vom Ethos“ anzubieten, stelle ich einmal einige Minimalforderungen zusammen, Punkte, die nicht nur für Deutschland existenzielle Dringlichkeit besitzen:

1. Lernen bedeutet Arbeit und nicht Spielerei.
2. Leistung ist differenziert zu fördern, zu fordern, anzuerkennen und nicht zu nivellieren.
3. Statt antiautoritärer Orientierungslosigkeit brauchen wir lebenserfahrene Richtungsweisung und Vorbildfunktion.
4. Hinter „Selbstverwirklichung“ verbirgt sich oft eine gefährliche Tarnung von Egoismus.
5. Freizeit wird sinnvoll durch freie Ruhephasen, kreative Aktivität und nicht durch Medien- und Konsumfetischismus.
6. Die mitmenschliche Achtung und Wertschätzung beginnt öffentlich in einer unverlogenen Politik, im fairen Wettbewerb, in korrekten Finanz- und Wirtschaftsverträgen für jedermann, in gerechten Entlohnungen und transparenten Preisen.
7. Das Gesundheitswesen hat sich am Menschen und nicht am Profit zu orientieren.

Solche und weitere humane Verbesserungen werden nur gelingen, – und das füge ich mit besonderem Nachdruck hinzu – wenn
8. die Gesellschaft über eine wirklich freie, nicht manipulierende Presse verfügt und
9. der Staat über eine vollwertige, nicht interpretierbare Souveränität.

„Abseits vom Ethos“ darf kein endgültiges Urteil sein, sondern ist das Signal zum Aufbruch, wie es inzwischen aus zahlreichen Fachkreisen gefordert wird.
Machen wir uns aber – speziell in Deutschland und Europa – nichts vor: Die Politiker des gegenwärtigen Zuschnitts sind überfordert, denn sie gingen durch das verspielend versagende Bildungssystem, das sie sogar weiter ausbauen: „Das beste Bildungssystem der Welt!“ tönte schon vor fünf Jahren eine dieser Kompetenz-Granaten ohne jeden Selbstzweifel: Dr. Jürgen Rüttgers, CDU-Ministerpräsident NRW. In anderen Ländern stellen andere Parteien gleiche Sprücheklopfer.

Solange allerdings – ich spitze bewusst zu – eine verschlafene und hinters Licht geführte Öffentlichkeit neuerliche Kriegsaktivitäten und extensive Waffengeschäfte dieses ungeläuterten Deutschlands hinnimmt, bleibt Ethos vom Ursprung und von der Semantik her ein Fremdwort.