Montag, 6. Dezember 2010

Sequenzen von Skepsis (51)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

605
Das überkommene Sexual-Ethos
zeugt wie selbstverständlich die Doppelmoral.
Ein lebendiger Verstand schätzt die Leidenschaft,
nicht frigide Prüderie, weder impotenten Manneswahn,
noch klerikale Inkompetenz.

606
Musik ist der Auftakt zum Kosmos.
Banausen pfeifen darauf.

607
Menschliches Leben im Einklang mit den Naturgesetzen
wäre die tägliche Festandacht von Bildung.

608
Nur Schein, der Heiligenschein!
Scheinbarer Anschein kommt zum Vorschein,
augenscheinlich nur bei Skulpturen und auf Bildern,
also ein Trugbild.

609
Der im Kapitalismus systemimmanente unlautere Wettbewerb treibt auf dem Feld der Politik bunte Blüten, sogar Nachtschattengewächse streben ans Zwilicht.

610
Verschlossene Akten schließen Geschichtsfälschung durch Siegerwillkür ein.

611
Wenn das Spezielle selbstverständlichen Status erreicht, mag das zunächst die Zivilisation aufwerten.
Der Seltenheitswert ist aber bald dahin und Routine führt in die Gedankenlosigkeit.
So ist das mit der Freiheit.

612
Reist man im Zug der Zeit, mag sich das Leben kurzweilig abspulen.
Man sieht den Zug aber nicht, auch nicht das Gleis, spürt keinen Fahrtwind,
hat kaum Orientierung.
Will man den Zug erkennen, muss man sich hinauslehnen.

613
Christliche Religion büßt, meditiert depressiv.
Nicht die Auferstehung – wie sollte sie auch – ist das Symbol des Glaubens,
sondern das Kreuz mit dem Leichnam.
Mensch, der du denkst, (er)löse dich!

614
Pressefreiheit? – Als ließe sich Freiheit freiwillig pressen!
Sie wird erdrückt.

615
Mit der Meinungsfreiheit macht man in endlosen Debatten systemtreuer Gremien kurzen Prozess.

616
In Kernkraftwerken spaltet man das Bewusstsein und überstrahlt das Entsorgungsproblem.

617
Gemäß freier Murkswirtschaft mutiert Kohlendioxid in den Wolken von Kühltürmen, zwischen Rotorblättern von Windmühlen und bei wachsenden Voltaik-Subventionen zu klimatischem Gift, gleichwohl zum Schmiermittel der Börse. – Ein pandemisch-ökonomischer Dienst am neuen und alten Gott Mammon.

618
Das Defizit an Sachverstand gegenwärtiger Politiker übersteigt die Milliarden an Schulden bei Weitem.

619
Politiker beten publikumswirksam, denn sie wissen nicht einmal dann, was sie tun.

620
Schauspielern verdreht manchmal die eigene Rolle den Kopf.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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