Montag, 23. August 2010

Regierungssprecher

„Sprechen Sie mir nach“, sagt der Regierungssprecher und die Nachrichtensprecher werden Für- und Nachsprecher von Absprachen und Versprechen, die der Vernunft und Wahrheit widersprechen. In Sprechblasen besprechen sie Entsprechendes, versprechen sich manchmal, mindern die Ansprüche hinab bis zum Sprücheklopfen.

Den Regierungssprecher freut seine Sprachgewalt, denn er muss nicht schön reden, aber schönreden. Auch laut muss er nicht sprechen, Lautsprecher sind überreichlich zugeschaltet. Das Sprachrohr braucht er nicht an die Lippen zu setzen, denn er ist selbst der Sprachtrichter. Sprichwörtliche Ausreden kann man ihm nicht absprechen.

Die freie Rede ist frei erfunden, es erfolgt beredt Freispruch für Faselei, Unvermögen redet sich heraus, Mitsprache wird eingeredet.
Unaussprechliche Sprachlosigkeit spricht sich rum, und so kommt Demokratie ins Gerede. Sie wird spruchreif, weil man nicht ausspricht, dass eine Aussprache das und nicht die Ausreden erfordert.

Freiheit basiert auf Sprach- und Sprechkultur, selbstredend mit Anspruch an den Zuhörer. Der Einspruch ist ein Teil des Rederechts, der Zuspruch ein Ergebnis reiflicher Überlegung.

Regierungssprecher als Sprachorgan zu bezeichnen, spricht nicht für sie, sondern verweist direkt auf die Sprachbarriere zwischen parteilich einseitiger Propaganda und offen unabhängigem Weltverständnis. Sprache dient mit ehrlichem Anspruch dem Verstehen und nicht dem Verdrehen.

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