Montag, 19. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (39)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

448
Wahlkampf dokumentiert sich als das Recht des Stärkeren, des Reicheren, des Taktierers, des Blenders. Das bessere Programm wird erst gar nicht erarbeitet, weil es zur Machterlangung überflüssig ist.
In einer emanzipatorischen Demokratie gäbe es statt eines Wahlkampfes „Wählerinformationen“ mit für alle Parteien gleichen, schmalen Budgets. Parteispenden und Lobbyismus würden als Bestechung strafrechtlich geahndet. Alle Medien wären zur politischen Neutralität verpflichtet, parteilich-parteiische Beiträge auffällig als solche zu kennzeichnen.

449
Sie haben ein Buch geschrieben? Kritisch abweichend?
Schön, wir werden es totschweigen, nicht verbrennen, denn das wäre uns nun doch zu heiß - vielleicht.

450
„Pseudo“ ist Fälschung oder Tarnung welcher „Wahrheit“?

451
„Menschenfreunde“, die es nötig haben, sich öffentlich zu instrumentalisieren, suchen ihren Profit auf sehr eigennützige Weise.

452
Fast 5.000 Delegierte aus 190 Nationen kamen im Mai 2008 für zehn Tage nach Bonn zur 9. UNO-Biodiversitäts-Konferenz, einem hochtrabenden Palaver zur Erhaltung der Artenvielfalt auf der Erde. Das dürftige Ergebnis dokumentiert „artgerecht“ wieder einmal die Vielfalt der menschlichen Einfalt, sprich der ideologiebedingten Unfähigkeiten.

453
Das aufgeschlossenere „Interim“ kauft sich sein „Bild“ am Kiosk, „spiegelt“ und „fokussiert“ sich trendgemäß, liest im „Allgemeinen“ von der „Welt“, „isst und trinkt“ sich durch die „Zeit“ und beschränkt seine „Rundschau“ auf das Glauben unter anderem an Presse und Druck.

454
Wir sind wieder wer!
Was heißt hier „wieder“?
Wer also sind wir? Wer ist „wir“?

455
Boxer ermitteln den Sieger durch einschlägige Funktionsstörungen verschiedener Körperorgane. Das Gehirn, so der Eindruck, ist überfordert, der Gesichtsausdruck während des „Wiegens“ Aug’ in Auge mit dem Gegner, aber vor allem nach dem „Fight“ wirkt selbst bei faustkämpfenden Akademikern schlicht angeschlagen, bekloppt. Die Masse johlt, das Geschäft wirft nie das Handtuch.

456
Die Erfindung des Geldes galt als Kulturleistung, seine Vernichtung in Form von Aktien und Spekulationen mag Kultur beenden.

457
Sogenannte Atheisten sind nicht selten nur von der Kirche Enttäuschte. In ihrem unterschwelligen Frust fehlt es ihnen an geistigem Antrieb und Kreativität; Resignation und passive Isolation kennzeichnen ihren geringen gesellschaftlichen Einfluss. Anders die wirklich Religionsfreien: Ihre übliche soziale Bedeutungslosigkeit ist begründet in ihrer ausgesprochen geringen Anzahl und in der Unterdrückung durch die Religionen, nicht aber durch mangelnde Lebensentwürfe und bequemes Wegschauen.

458
Kosmonomie rüttelt nicht, sondern zeigt lediglich auf. Die Komplexität erscheint der gängigen Opportunität allerdings unbequem und peinlich.

459
Was sich als „Intelligent Design“ verkündet, ist der laszive Versuch, Intelligenz zu verspotten, sie gläubig „auf ewig“ auszuschalten.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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