Freitag, 18. Juni 2010

Sequenzen von Skepsis (35)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

400
Ein Zapfenstreich heute beendet weder Trunk noch Anachronismus; er schlägt dem Fass den Boden aus.

401
„Dasein“.
In seiner Schlichtheit unüberbietbar ergreift das Wort den ganzen Menschen, setzt ihn in die Welt, alles andere als flüchtig; er ist da, weilend, saugt die Welt in sich auf und gibt sich ihr gestaltend zurück. Dasein braucht Zeit, es ist die Zeit. Deshalb sind so viele nicht ganz da.

402
Der Tod verbreitet Schrecken, weil die Religion nicht erkennt, dass der Tod in einer dualen Welt das logische Nichts im Gegensatz zum Dasein bedeutet. Alles, was das Dasein erfreut oder belastet, löst sich nach dem Sterben auf. Die gesamte Muffigkeit der religiösen Trauer, der Heilserwartung oder Verdammung im Jenseits ist eine bitterböse Vortäuschung. Hat man die durchschaut, gewinnt das Leben eine umfassend angstfreie Perspektive, denn das Leid existiert nur im Leben, nicht in einer Fantastenzukunft danach. Wie viel Schmerz während des Lebens lässt sich aber lindern, gar vermeiden mit klaren kosmonomen Gedanken und Konsequenzen!
Wir erleben in Nischen erst den Beginn eines großartigen Reichtums, den Aufbruch des humanen Menschen.

403
Wen die Stunde schlägt, dem schlägt sie nicht!

404
Ein vermasstes Bildungssystem duldet und fördert die Lernunwilligen, die Undisziplinierten, die Destrukteure und behindert den Lernfortschritt der normalen Menschen. Die Misere hat ideologisch-diktatorisches Format in einer Provisoriumsrepublik Deutschland.

405
Die Welt geht nicht unter; anders der Mensch mit samt seinen Göttern. Erst der ideologiefreie Mensch weiß, sich in der Welt zu erhalten.

406
Das eigene notwendige Ende zu akzeptieren, ist eine Denkleistung, Glauben hingegen bedeutet Illusion.

407
Es lacht die Möwe über mir (mich), es spottet die Drossel, ruft der Kuckuck, schreit der Adler, je nachdem, was sich der Mensch so einfallen lässt. Der Schrei des Menschen wurde sogar gemalt (Edvard Munch).

408
Man könnte glauben, dass viele „Ungläubige“ nach der Loslösung von ihren Kirchen zu erschöpft sind, um sich zu engagieren.

409
Dass moderne Massen den elektronischen Traumwelten der Kinoindustrie und mehr noch den Schauspielern zu Füßen liegen, untermauert das Grundbedürfnis, sich der Realität zu entziehen. Und sei der Traum noch so absurd, so desolat wie der Schauspieler im echten Leben! Der Konjunktur ankurbelnde Konsumtrottel braucht den Ausstieg: Kino seine Kirche, Schauspieler seine Heiligen, die Kassen klingeln wie Glocken.
Der verführende Täuschungsmechanismus arbeitet zuverlässig, auch beim Fußball, bei der Olympiade, rundet die „Formel-Eins“ ab oder haut dem Boxer das Gehirn kaputt. Politiker mischen überall mit.

410
„Um uns regiert der Wahnsinn,“ analysiert der Komiker treffend, lacht und lässt uns allein in dem wirklichen Wahnsinn. Natürlich meint der Fröhliche mit „Wahnsinn“ Menschen, eben treffend. Oh, wäre es doch nicht so ernst!

411
Der Geburtsort des „Welt-Terrorismus“ liegt zweifellos in den USA.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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