Mittwoch, 2. Juni 2010

Sequenzen von Skepsis (33)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

376
Aus Ohnmacht zur Veränderung glauben wir, die Macht des Schicksals zu erkennen.

377
Jungfräulichkeit und Jungmännlichkeit. – Werte wabern, weil es vielleicht gar keine sind.

378
Formulieren und Ertragen von Wahrheit ist die Voraussetzung für die Gewaltfreiheit.

379
Nach rabiater Machtergreifung des Diktators in fingierten Wahlen wünscht das internationale Corps der Diplomaten Glück und hofft auf Schadensbegrenzung innerhalb der Diktatur. Selten ging diese Rechnung auf. Denn das unterjochte Volk wird in solcher Kumpanei nun auch von außen verraten. Dem Despoten gefällt die Opportunität, sie macht Appetit auf globalen Machtzuwachs.

380
Der neue Mensch (ver)trägt keine Uniform.

381
Eine verarmte Sprache produziert keinen Gedankenreichtum, noch antizipiert sie einen.

382
„China habe gelernt,“ kommentiert irgendein Redakteur das Hilfeersuchen, das die Chinesen an die internationale Öffentlichkeit richteten. Man gehe „offen“ mit der Notsituation nach dem Erdbeben in Sichuan um und lasse Helfer in das üblicherweise verschlossene Land. – Und das unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Peking! Ein tragischer Scherzbold, dieser Kommentator, noch alberner diejenigen, die ihm glauben.

383
Wenn jahrelang in Birma (Myanmar) eine diktatorische Clique das Volk unterjocht, eilt den so in allen Konsequenzen vernichteten Menschen keine UN-Diplomatie zu Hilfe, denn die Armen verbluten ja nicht so offensichtlich wie die Opfer der Unwetterkatastrophe im Mai 2008, denen man jetzt helfen will, damit die Opfer überleben bis zum Absterben in dem Menschen verachtenden Gefängnis-Staat. Eine sonderbare Scheinheiligkeit der UNO.

384
Die Steuergesetzgebung ist so kompliziert, damit der ehrliche Bürger die Ungerechtigkeit nicht wahrnimmt, sie sogar als „gerecht“ befolgt.

385
Mit der Steuerschraube überdrehen Politiker sich selbst und verdrehen potentiellen Wählern den Kopf.

386
Datenschutz scheint für Steuereintreiber ein gefundenes Fressen zu sein.

387
Während Mitläufer zunächst resignieren und immer abgestumpfter schließlich „Hurra!“ brüllen, steigert sich die Sensitivität des freien Geistes; zahlreicher und schärfer erscheinen die Details und entschleiern die ideologischen Verführungen.
Und das hat Konsequenzen – selten gewaltige, zu oft gewaltsame!

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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