Donnerstag, 18. März 2010

Das flache Bild

Überwunden sind die klobigen Fernsehkästen, seit flache Bildschirmtechnik brillante Bilder liefert, ohne in die Tiefe des Wohnens hineinzuragen. Als wäre die Errungenschaft nicht Platzersparnis genug, wird der Flachbildschirm segmentiert in scheinbares Hauptbild und Logoeinblendung, Datum/Uhrzeit-Fenster, Kanalerkennung, Werbelaufband, Nachrichtenticker, Börsendaten und so weiter.

Im Extremfall, der im Internet der Normalfall ist, blinkt und zappelt es an allen möglichen Stellen, um ja die eigentliche Programmbotschaft als Vehikel mit allem erdenklichen Ballast zu entwerten, zu missbrauchen oder sich im flachsten Fall mit ihr auf eine Stufe ohne Niveau zu stellen: laut, bunt, swinging, krakeelend, hypernervös, übergeschnappt, primitiv.

Die Einschaltquote rechtfertigt alles. Indes sind die Gehirne wohl alles andere als ein-, eher fehlgeschaltet.
Denn ich diskreditiere keineswegs die indifferente Masse, sondern die sogenannte Bildungsschicht, die die breitbandige Flachheit duldet und sich sogar daran delektiert.
Entschuldigen lassen sich die Flachebenen nicht, es sei denn, man geht davon aus, die Bildungsschicht stelle höchstens noch einen Flickenteppich dar, ein Patchwork aus Konzentrationsschwäche, aus Verunsicherung, Egoismus und Humanitätsdefizit, das heißt, sie hätte sich längst aufgegeben. Dann wäre sie schuldunfähig.
Könnte man das allen Ernstes glauben?

Es stimmt etwas in dieser europäischen Nachkriegsgesellschaft nicht. Die Geschichte ist bisher einseitig verfälscht aufgearbeitet worden und mehr noch, für die ersehnte bessere Zukunft wurde und wird ein durch Lobbyismus, Korruption und kapitalistischen Wucher gedemütigtes Demokratiesystem vorgegaukelt.

Einigkeit besteht darin, dass ohne Bekanntmachung, ohne Werbung ein Produkt kaum verkäuflich ist. Das rechtfertigt allerdings nicht das Abgleiten der Medien und der Werbung in Verblödung, Täuschung und Übervorteilung, in Betrug, dem staatlicherseits nichts entgegengesetzt wird, weil sich auch politische Wahlkampagnen genau nach dem Prinzip abspulen.
Fazit für einen bewussten Beobachter der Medien: Jede blinkende Verkehrsampel signalisiert „Vorsicht“, jeder blinkende Bildschirm kann nichts anderes meinen.

Keine Kommentare: