Dienstag, 3. November 2009

Sequenzen von Skepsis (11)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

112
Vernunft wird überstrapaziert, vor allem in ihrer Ermangelung.

113
Öl verschmiert die Ideale von Freiheit und Würde. Gleichsam wartet die Menschheit auf ein messianisches Ereignis: Die Entwicklung einer Energiequelle, die sich aufgrund ihrer dann allgemeinen Verfügbarkeit nicht durch Kartelle bündeln lässt. Ein „Wunder“ muss geschehen.

114
Freiheit heißt „Befähigung dazu“ , und sie gelingt nicht ohne Erziehung und Anleitung. Doch wer, wenn nicht Eltern, könnte Maßstäbe setzen? Stattdessen versagen jetzt Elterngenerationen, bedingt durch ihre eigenen Scheinorientierungen.

115
Rauchte früher der Schornstein des in der Weite und Einsamkeit des Landes entlegenen Nachbarn, war dies ein Lebenszeichen. Bei dichter Besiedelung heute und medialer Vernetzung hegt man ganz andere Interessen.

116
In der Demokratie bestimmen Mehrheiten, gleichgültig, wie sie zustande kommen, sodass die Qualität der Massenentscheidung nicht verbürgt ist.
Wählermanipulationen, etwa durch banalisierende Wahlkämpfe, können die demokratische Fortentwicklung aus der bisherigen Stagnation nicht befreien. Die Bindung des Stimmrechts an Bildungsmindeststandards ist unerlässlich. In keinem Unternehmen werden Unwissende als Entscheidungsträger akzeptiert, allein der Staat räumt noch jedem Trottel Mitbestimmung ein. Wobei gar nicht zu leugnen ist, dass auch Gebildete sich erschreckend leicht, ihrem Niveau nicht entsprechend, manipulieren lassen.

117
Werbung sprudelt aus einer ergiebigen Quelle wie die Lüge, die Täuschung, die Verblödung, die Desillusionierung. Konsumenten zahlen Milliarden für den vermeintlichen Sekt und schielen glasig auf ihr freies Leben.

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Mein Buch „Menschliches Glauben“ (Siehe Monats-Archiv August 2008), erschienen im österreichischen Novumverlag, wird von allen Medien in demokratischer Geschlossenheit totgeschwiegen: Keine Rezensionen, keine Interviews, keine Reaktionen.
Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich immer wieder einmal durch diese „Kleinanzeige“ auf die mediale Gepflogenheit hinweise.
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118
Was nützt die Kenntnis der Leidensursache, kann man sie nicht beseitigen?
Zu radikal gedacht?

119
„Gott liebt den, der ihn fürchtet.“ - Ist das nicht fürchterlich?

120
Nach M.s Beerdigung saßen wir in trauter Runde, als ich anmerkte: „Der Herr rettet unser Leben.“ (Zitat aus dem Totengottesdienst) M. war zeitlebens ein treuer Christ gewesen und nach langjährigem qualvollem Leiden noch nicht alt verstorben.
Dazu gehöre eben ein fester Glaube, war die einhellige Meinung. „Und“, fügte B. hinzu „eigene Gedanken darfst du gar nicht erst aufkommen lassen. Sonst wirst du verrückt.“ – Wir wechselten das Thema.

121
Sicherheitsfanatiker agieren als Ableger des Terrorismus.

122
In einer Kirche kritisiert man nicht, um die Einheit im Glauben nicht zu stören.
Man tritt erst aus.

123
Durch Schweigen mag man Ruhe begünstigen. Freiheit jedoch mag das Wagnis der Sprache gleichsam als Wurzel und Frucht der Gedankenfreiheit.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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