Dienstag, 9. Juni 2009

Europas blasse Identität

Der Kontinent Europa ist historisch geprägt durch seine typische Kleinstaaterei und den jeweils im Verbund mit der zumeist christlichen Religion gepflegten Nationalismus. Trotz allgemein anerkannter kultureller Höchstleistungen schwächte sich der Kontinent politisch durch barbarische Kriege dermaßen, dass er bis heute im Poker der Großmächte eine untergeordnete Rolle spielt.
Dies erklärt sich durch die natürliche Verunsicherung der Völker nach den blutigen Desastern, zunächst auch durch eine erfreuliche Besinnung auf die Vorteile vom Friedenhalten und außerdem durch eine weniger orthodoxe Religionsgläubigkeit.
Alle drei genannten Kriterien stellen jedoch kein Fundament für eine stabile Gesellschaftsordnung dar, sondern tragen eher provisorischen Charakter, handelt es sich doch um Stimmungen, die bereits umschlagen.

Schon lange wird wieder aufgerüstet, Krieg in verschiedenen Teilen der Welt geführt oder unterstützt. Religionen und Ersatzreligionen erfahren eine Renaissance und demokratische Ideale werden durch Kapitalismus und Überwachungsgesetze ungeniert verraten.

Auf der Basis, dass es Menschen in anderen Kontinenten viel schlechter geht, sodass man sie ausbeuten kann, ließ sich in Europa eine vergleichsweise prosperierende Wirtschaftszone etablieren – wie gesagt, in Abhängigkeit von außen. Es gehört nicht viel Begabung dazu, die Endlichkeit solcher „Globalisierung“ zu erkennen.

In der Europäischen Union schlossen sich bisher 27 sehr unterschiedliche Staaten zusammen, die entgegen aller hochtragend propagierten Ziele zunächst und hauptsächlich wirtschaftlichen Konsum und Reisefreiheit favorisieren. Darüber hinaus blieb Vieles vage: „Staatenbund der Vaterländer“? „Bundesstaat“? Währungsunion? Militärbündnis? Und so weiter.
Welche Funktionen hat das viel zu unübersichtliche Parlament der EU tatsächlich? Wie bürgerfremd stellt sich die aufgeblasen bürokratische Verwaltung dar! Welche demokratische Mitbestimmung soll wie stattfinden, da viele Europa-Abgeordnete bereits Ausgemusterte aus Parlamenten ihrer Herkunftsländer sind?

Die beteiligten Bevölkerungen innerhalb der EU verfügen über eine äußerst blasse europäische Identität. Zurückhaltende Wahlbeteiligungen und entsprechende Wahlergebnisse belegen den Vorrang des jeweilig Nationalen.
Es fehlt eine europäische Perspektive, die Vision einer erfüllteren Lebensweise, denn die Europäer haben keine geeignete Philosophie für einen wirklichen humanen, ich nenne ihn „kosmonomen Aufbruch“.

Mit ihrem gänzlich falsch verstandenen Demokratiebegriff christlicher Gutmenschenmentalität, auch definitiv demokratieunfähigen Religionsgruppen und wissenschaftsunfähigen Ersatz- und Pseudoreligionen (Klimawahn, Pandemien,etc.) immer mehr Ausbreitungsmöglichkeiten einzuräumen, programmiert dieses Europa seinen Abgesang, noch ehe es eine gemeinsame Verfassung bewerkstelligt, noch eine eigene Hymne singt.

Die Tragik verdeutlicht sich auch darin, dass keine der Großmächte ein besseres Gesamtkonzept vorweist, also nicht beispielgebend sein kann, mehr noch, sie stecken alle bereits in existenziellen Problemen.

Europa muss sich besinnen, diesmal unter ausschließlich humanen und aufgeklärten Leitsätzen. In gewollter Doppeldeutigkeit empfehle ich: „Europa, bilde dich!“

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